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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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eine zweite Experimentatorengruppe vor, die aus den Ergebnissen abgeleitete Versuche am Modell anstellen sollte, aus denen wiederum Versuchsanordnungen für Blastron abgeleitet würden – das alles erforderte noch konzentriertere Arbeit als früher. Man hatte ein Ziel: das erste Stadium und den Übergang zum zweiten sowie die Möglichkeiten der Elementumwandlung mit Hilfe des Bläschens studieren.
    Dennoch war es ein bißchen ungewöhnlich, die einmal gefaßten Pläne so schnell und rigoros zu ändern. Solche Änderungen mußte der Planungsrat bestätigen, der sich aus Vertretern aller Sektionen des Projekts Raumkrümmung zusammensetzte. Er tat es. Aber noch ungewöhnlicher war etwas anderes, was freilich nur das beteiligte Kollektiv zu bestätigen brauchte: Pauline Madeira flog mit.
    Pauline Madeira. Sie und Ruben hatten ohne Zögern vor dem zuständigen Ratgeber ihre Familienerklärung abgegeben und sonst weiter kein Aufhebens davon gemacht; daß sie zusammengehörten, wußten ohnehin schon alle, die Ruben oder Pauline kannten, es ließ sich auf keine Weise verbergen, und sie hatten es ja auch gar nicht verheimlichen wollen. Sibylle und Wenzel überreichten ihnen einen Blumenstrauß, sagten aber kein Wort darüber, ob sie dergleichen auch vorhätten oder nicht – ältere Leute, meinte Pauline später zu Ruben, überlegten in solchen Fällen wohl länger.
    Die Deklarierung des Fluges als Hochzeitsreise war einer von den Gründen, der das Kollektiv zustimmen ließ, wenn auch mehr ein humoriger. Es gab aber ernsthafte Gründe. Freilich konnte Pauline weder bei den Montagearbeiten noch bei den Experimenten helfen. Doch wenn die Anregungen aus Wenzels Brief aufgenommen wurden – und hier rechnete man eigentlich damit –, dann würde bald eine neue Expedition zur Esther starten, und dort hätte Pauline in ihrem ursprünglichen Dienst als Biochemikerin durchaus zu tun. Vorher aber mußte sie wenigstens etwas Raumerfahrung sammeln.
    Es sah allerdings fast so aus, als wäre ebendas überflüssig, als wäre ihr die Raumerfahrung in die Wiege gelegt worden. Andruck wie Schwerelosigkeit überstand sie ohne die geringsten Beschwerden, nicht einmal ein wenig übel wurde ihr. Die andern, meist über Fünfzig, fanden das beachtlich; einige dachten an ihren ersten Flug, andere an ihre erste Liebe: jaja, eine geheimnisvolle Kraft immer noch…
    Die ersten Ungeschicklichkeiten aber bei der Bewegung in der Schwerelosigkeit, die man tatsächlich nur durch Training überwinden kann, machte sie den andern nur noch liebenswerter. Bald jedoch trat an die Stelle der väterlichen oder mütterlichen Zuneigung ein Gefühl der Achtung: Pauline faßte dieses Unternehmen keineswegs als Vergnügungsreise auf, sondern arbeitete hart. Unter Rubens Anleitung legte sie noch während des Anflugs, der ja über Tage antriebslos erfolgte, die ersten beiden Monteurprüfungen ab, und in der übrigen Zeit studierte sie ihr ehemaliges Fach, Biochemie also, um ihre Kenntnisse aufzufrischen, vor allem aber, um sich einen weiter reichenden Überblick zu verschaffen, als sie ihn früher bei ihrer Arbeit im Vorwerk nötig gehabt hatte.
    So war sie bei der Montage der zusätzlichen Anlagen schon eine Hilfe, wenn auch Ruben sie verständlicherweise nicht einen Moment aus den Augen ließ.
    Bei den Experimenten selbst konnte sie freilich überhaupt nichts tun. Um nicht zu stören, wollte sie in der Kabine bleiben und lernen, doch die andern baten sie dabeizusein, sie wäre so eine Art Maskottchen, nein, anders, man sei gewöhnlich bei diesen Versuchen vollzählig, und ohne sie fehle jemand, und ebendas würde stören – viele Argumente, und Pauline blieb.
    Einiges wußte sie selbstverständlich schon über diese Versuche; aber von den Dutzenden Bildschirmen und Anzeigegeräten konnte sie überhaupt nichts ablesen, dazu gehörten nun wirklich Kenntnis und Übung. Doch fragen konnte sie, wenn ihr etwas auffiel – Versuche unter der EGI wurden vorläufig nicht gefahren, nur die Wiederholung der Modellversuche stand auf der Tagesordnung.
    Sie machte aber fürs erste keinen Gebrauch davon. Es reizte sie viel mehr, das alles, was um sie herum geschah, als ein Spiel zu nehmen, Ordnung und System der Anzeigen wenigstens bis zu einem gewissen Grad zu erraten und hinterher zu sehen, wie weit sie danebengeraten hatte, mit der stillen, ein wenig eitlen Hoffnung, sich vor sich selbst als Wunderkind zu erweisen.
    Eine Minute, die normale Laufzeit des ersten Stadiums der

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