Kurswechsel im Beruf

oder längeren Zeitraum zusätzlich zu übernehmen. Es gibt auch über Fünfzigjährige, die die Einführung eines neuen EDV-Systems koordinieren oder in die Vorbereitung einer Unternehmensbeteiligung einbezogen sind oder sich um die Konfiguration und Anschaffung einer neuen Produktionsanlage kümmern. Auch solche Aufgaben sind nicht stresslos, doch kann es ein anderer Stress sein als die tägliche Verantwortung im operativen Geschäft.
    Die neuen Aufgaben können aber auch außerhalb des Unternehmens liegen. Wilhelm A. repräsentiert sein Unternehmen schon seit einigen Jahren in einem wichtigen Verband. Als weitreichende europäische Gesetzesvorhaben angekündigt werden, nutzt er die Situation, um sein Engagement noch weiter auszubauen. Damit kommt er sowohl seinen eigenen Interessen wie denen seines Arbeitgebers entgegen.
    Während diese Form externen Engagements im Unternehmensauftrag erfolgt, gibt es noch eine ganz andere, die meist von der oder dem Einzelnen ausgeht und im Regelfall innerhalb der Freizeit stattfindet: ehrenamtliche Tätigkeit.
    Ehrenamtliche Tätigkeit
    Für die Gegner ist ehrenamtliche Tätigkeit eine spezielle Form von (Selbst-)Ausbeutung. Sie meinen, dass eine Tätigkeit auch in Geld vergütet werden müsse. Für andere ist ehrenamtliche Arbeit eine wesentliche Säule unserer Gesellschaftsordnung.
    Etwa 22 Millionen Deutsche, ungefähr ein Drittel der Bevölkerung über 14 Jahre, sind in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig. Wichtiger aber noch sind die Motive. Laut Freiwilligensurvey 2009 stehen für Frauen in erster Linie familienbezogene und soziale Gesichtspunkte im Vordergrund. Sie engagieren sich demgemäß vorwiegend im sozialen, Gesundheits-, Erziehungs- und kirchlichen Bereich, während Männer sich mehr dort engagieren, wo Berufsrelevanz und Prestige gegeben sind, zum Beispiel bei Freiwilliger Feuerwehr und Rettungsdiensten, in Politik und Justiz.
    Die meisten der Befragten bezeichnen ihr Ehrenamt als wichtigen oder sehr wichtigen Teil ihres Lebens. Freiwilligenarbeit ist für sie eine wertvolle und wichtige Erfahrung. Der Wunsch, etwas für das Gemeinwohl zu tun und anderen Menschen zu helfen, verbindet sich dabei mit der Erwartung, dass die Tätigkeit auch Spaß machen soll. Für den größten Teil der Befragten ist es außerdem wichtig, ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu erweitern, wobei ein kleinerer Teil auch einen möglichen beruflichen Nutzen in Betracht zieht.
    Auf einen weiteren Aspekt weist Allan Luks, internationaler Experte für freiwillige Dienste und soziales Ehrenamt, hin: Helfen hilft nicht nur dem, der Hilfe bekommt, sondern auch dem, der Hilfe gibt. Allan Luks hat herausgefunden, dass helfende Tätigkeit überraschend positive Wirkungen bei verschiedensten physischen und psychosomatischen Erkrankungen hat. Allerdings müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: Persönlicher Kontakt und Hilfe Fremden gegenüber wirken tief greifender als eine anonyme Spende oder die Hilfe gegenüber Familienangehörigen. Häufigkeit, Empathie und eine unterstützende Organisation verstärken den Effekt. Ebenso wichtig ist, seine Kompetenz einzusetzen, auch wenn eine gewisse Mühe damit verbunden ist. Und schließlich soll der Helfer den Ergebnissen gegenüber innerlich frei sein.
    Das Spektrum ehrenamtlicher Tätigkeit ist nahezu grenzenlos und geht weit über den gemeinhin als sozial eingestuften Bereich hinaus. Die wichtigsten Handlungsfelder sind nachstehend aufgeführt:
Kinder, Jugend, Eltern und Familie
Wohnen, Wohnumfeld, Konsum, Verkehr
Sport
Geschlechter, Sexualität, Familienplanung
Leben im Alter
Kultur, Geschichte, Medien
Religion und Weltanschauung
Schule und Bildung
Wissenschaft, Technikgestaltung, Zukunftsforschung
Gesundheit, Behinderung, Lebenshilfe
Ökonomie, Arbeit und Beruf
Soziales, Hilfs- und Rettungsdienste, soziale Problemlagen
Inter- und multikulturelle Angelegenheiten
Umwelt, Natur, Energie
Demokratie und Rechtsstaat
Eine Welt und Europa
    „Preisvergleich“
    Der Preis des Weitermachens wie bisher ist zu hoch. Doch auch der interne Kurswechsel kostet seinen Preis. Er kann folgende Konsequenzen mit sich bringen:
Karriereknick , Status - und Imageverlust
    Die neue Aufgabe kann in der Firmenhierarchie niedriger angesiedelt sein. Der Titel kann sich ändern. Bestimmte Privilegien können entfallen.
Änderung wichtiger Beziehungen
    Der ehemalige Produktionsleiter, der jetzt Sonderaufgaben hat, wird nicht mehr nachts aus dem Bett geklingelt, weil die