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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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zu werden. Dann wird er auch wieder die Eisspezialitäten von Eskimo ins Sortiment nehmen, obwohl: „Die paar Schlecker für die Kinder sind ja auch kein Gschäft.“
    „Scheiße“, murmelt der Rudi. Er findet in der Dunkelheit mit dem Schlüssel nicht ins Vorhängschloß. Der Trainer kommt ihm mit seinem Zippo zu Hilfe.
    „Immer mit der Ruhe, Rudi. Wir haben Zeit“, sage ich.
    „Bis halb neun“, mault der Trainer.
    „Der Wickerl muß das Schloß ruiniert haben“, sagt der Rudi. Der Trainer nimmt ihm den Schlüssel ab und versucht sein Glück.
    „Was hat der Wickerl in der Schupfen zu suchen gehabt?“ frage ich.
    „Die war sein Depot. In der letzten Zeit“, sagt der Rudi. „Dem Josef war das eh nicht recht. Aber der Wickerl hat gsagt, es is nur vorübergehend.“
    Der Trainer öffnet Schloß und Tür und läßt Rudi den Vortritt. Der knipst das Licht an, und der matte Schein des russischen Lusters fällt auf die Ruinen einer Marshall -Baßanlage.
    „Dahinter“, sagt der Rudi und quetscht sich an Bierkisten und Marshall -Boxen vorbei in den hintersten Winkel des muffigen Schuppens.
    Seine Anlage, erklärt der Rudi, hat sich der Wickerl nach dem Bruch mit den drei anderen Bandmitgliedern von „Mom & Dead“ hierherschaffen lassen. Das war so ausgemacht, und der Rudi hat die desolaten Trümmer auch brav aus dem Bandbus geladen und in den Schuppen geschleppt.
    Und vorgestern, nachdem er einige Tage verschwunden war, ist der Wickerl plötzlich aufgetaucht, mit seinem neuen Wagen, an dem nichts neu war außer einem „Born to ride“-Aufkleber, der ein Skelett in Lederjacke auf einer Harley Davidson zeigt. Aus dem Kofferraum des Schrotthaufens hat der Rudi, obwohl das nicht ausgemacht war, die drei Bananenkisten ausgeladen und hinter den Lautsprecherboxen im Schuppen übereinandergestapelt.
    „Der Josef hat nix davon gewußt“, sagt der Rudi, als wir vor den Pappkartons stehen. „Ich hab’s ihm heute erzählt, nachdem die Polizei da war. Dann haben wir nachgschaut. Aber Du kennst dich mit Platten besser aus, Kurtl.“
    Ich übergebe fliegend an den Trainer. Er darf die erste Kiste öffnen und sein Fachwissen in den Dienst der Verbrechensaufklärung stellen.
    Die Bananenkiste ist vollgepackt mit CDs. Die silbernen Scheiben wurden allerdings nicht sachgemäß transportiert und gelagert. Sie kamen ohne Cover oder Hartplastikhülle.
    „Interessant“, sagt der Trainer, nachdem er ein Dutzend Stichproben genommen hat. „Whitney Houston.“
    „Sehr interessant“, sage ich.
    „Ausschließlich Whitney Houston“, sagt der Trainer.
    „Du bist der Experte“, sage ich, „und ich will mich da gar nicht einmischen. Aber eines weiß ich: Auch wenn die Dame ein fleißigerer Mensch sein sollte als ich, so viele Platten kann sie in diesem Leben nicht gemacht haben.“ „Das sind mindestens tausend Exemplare ihrer letzten Platte. Fabriksneu. Ganz frisch“, murmelt der Trainer und kontrolliert weiter.
    „Und was macht der Wickerl damit?“ stellt mir der Rudi die Elferfrage.
    „Was macht man mit tausend Whitney-Houston-Platten, Trainer? Ohne Hülle und beigepacktem Poster haben die ja nur Materialwert.“
    Der Trainer ist nicht zu sprechen. Er wuchtet die oberste Bananenkiste vom Stapel und öffnet die zweite. Wieder jede Menge Silberscheiben, und ein halbes Dutzend Videocassetten.
    „Auch Whitney Houston? Das Video zur Platte?“ frage ich.
    Der Trainer studiert die schwarzen Cassettenhüllen. Kein Cover, kein Titel, nichts. Er klappt eine auf. Kein Etikett auf der Cassette. Nur ein länglicher roter Aufkleber. Der Trainer hält die Videocassette hoch.
    Auf dem Sticker steht“Promotional Copy - Not for Sale!“
    „Sehr interessant“, findet der Trainer.
    „Was ist damit?“ will der Rudi wissen.
    „Das ist ein unverkäufliches Muster“, doziert der Trainer. „Wird zu Rezensions- oder Werbezwecken vom Hersteller an Medienpartner und Multiplikatoren verteilt.“ „Also nicht an Leute wie den Wickerl“, sage ich.
    „Aha“, sagt der Rudi, und nach einer Pause: „Und wie kommt der Wickerl an solche Sachen?“
    „Zum Beispiel durch einen Bruch“, sage ich. „Zum Beispiel bei einer Firma namens Media Sales .“
    Der Rudi schaut mich mit großen Augen an, während der Trainer der dritten Bananenkiste neben einigen Warenproben einen gelben Umschlag entnimmt, eine Handvoll Zettel herausfischt und sie mit gerunzelter Stirn durchsieht.
    „Aber der Wickerl würde doch nie einen Einbruch machen, Kurtl“,

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