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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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lassen wird, bis es dann irgendwann zu spät ist für die Wahrheit. Ehrlich: Was hätte der Rudi davon, wenn ich ihm jetzt erkläre, daß die ganze Angelegenheit einen erholungsbedürftigen Musikanten meines Jahrganges mental und überhaupt überfordert? Soll ich dieses zerrüttete halbe Kind etwa mit meiner bitteren Erkenntnis belasten, daß ich nie in das Elendsquartier des Trainers hätte ziehen dürfen? Denn dann hätte es mich nie ins Rallye verschlagen und niemand, kein Wickerl und keine Firma Media Sales , hätten mir jemals eine Bananenkiste voll Whitney Houston verkaufen können. Nie im Leben. Und alles wäre gut und schön und wie es sich gehört.
    „Das ist die Wahrheit“, sage ich halblaut vor mich hin.
    „Was?“ fragt der Trainer aufgeregt.
    „Ich glaub, ich krieg eine Grippe“, sage ich.
    „Alles psychosomatisch“, sagt der Trainer.
    Er muß es ja wissen.
    „Trink ein Achtel“, sagt der Rudi.

8
    „Sonny“ Skocik ist seit unserer ersten Begegnung, heute im Morgengrauen, um mindestens zwanzig Dienstjahre gealtert. Er parkt an der Theke, und der Herr Josef stellt eben einen großen Kaffee und ein Achtel Rot vor ihn hin.
    Ich habe keine Gelegenheit mehr, den Trainer zu warnen. Und so kollidiert er beinah mit Brunner, der auch noch nach 16 Stunden Ermittlungsarbeit relativ frisch und munter wirkt.
    „Abend, Herr Doktor“, sagt er, als ich mit dem Trainer und dem Rudi aus dem Hinterzimmer komme. Der Rudi verdrückt sich hinter die Theke. Und der Trainer steht, bepackt mit Videocassetten und CDs, ziemlich im Regen.
    „Ein Kollege von Ihnen?“ fragt Brunner.
    „Der berüchtigte Trainer“, sage ich und wünsche mir dringend, das Leben wäre ein interaktiver Videofilm. Dann könnte ich die heikle Szene zurückspulen und die genußvollere Variante wählen: Nicht Brunner und Skocik, sondern sagen wir zum Beispiel Tamara stünde an der Bar, rote Pumps und rotes Haar, ein Glas Schaumwein in der Hand, mit dem sie mir vielsagend zuprostet.
    Aber der Trainer hält sich wacker. Ihm fällt, im Gegensatz zu mir, sogar sein voller Name ein, also stellt er sich Brunner vor und bittet ihn mit einer Kaltschnäuzigkeit, die ich ihm nicht zugetraut hätte, ihm beim Abstellen seiner schweren Last behilflich zu sein.
    Brunner packt zu und stapelt die Cassetten neben Skocik auf die Theke.
    „Na, Herr Doktor“, plaudert er dabei weiter, „ist uns schon was eingefallen?“
    „Nix Richtiges“, sage ich.
    „Alles ist wichtig“, sagt Skocik mit der Stimme einer heiseren Sprechpuppe.
    „Richtiges“, beiße ich zurück.
    „Egal“, sagt Brunner. „War nur eine Frage. Weil uns der Zufall grad wieder zusammengeführt hat. Sie haben ja meine Nummer.“ Er überlegt, wie Inspektor Colombo immer überlegt, wenn er ganz genau weiß, was er wissen will.
    „Was mich jetzt am Heimweg noch einmal hergeführt hat, ist ja eigentlich der Umstand, daß der Auer bei der Kälte in Hemdsärmeln aufgefunden wurde. Herr Doktor, was hat er angehabt, als er Hals über Kopf zur Tür hinaus ist?“
    „Hmm“, sage ich. „Schwere Frage. Lassen S’ mich überlegen ...“
    „Herr Luksch!“ fährt er den blassen, zitternden Rudi an. „Was hat er angehabt, der Wickerl? Seine Jacke?“
    „Jacke?“ echot der Rudi, als hätte er das Wort soeben das erste Mal in seinem Leben gehört.
    „Vielleicht hat sie der Mörder mitgenommen?“ versucht der Trainer von Rudi abzulenken.
    „... der Mörder mitgenommen.“ Jetzt ist es an Skocik, mit matter Automatenstimme das Echo zu liefern. „Der Mörder mitgenommen ... Vom Tatort?“
    Brunner hält nicht viel von der Theorie des Trainers.
    „Den Täter können wir leider noch nicht fragen“, sagt er. „Also streng dich ein bißl an, Rudi!“
    „Jacke“, sagt der Rudi noch einmal.
    „Oder Mantel, oder Joppe oder was weiß ich“, wird Brunner plötzlich laut.
    „Anorak“, helfe ich aus und ernte dafür einen Giftblick.
    „Weiß nicht“, sagt der Rudi. „Aber ich glaub, der Wickerl hat keine Jacke gehabt, wie er gestern da war.“
    „Vielleicht hat er sie im Auto gelassen“, biete ich Brunner an. Und habe Erfolg.
    „Der Auer hat einen Wagen?“
    „Ja. Neu“, sagt der Rudi.
    „Seit wann?“ meldet sich Skocik eine kleine Spur munterer.
    Rudi zuckt die Achseln. Ich zucke die Achseln. Also zuckt auch der Trainer die Achseln und meint, etwas aus dem Zusammenhang, daß er jetzt dringend telefonieren müsse.
    „Von welchem Geld hat sich der ein Auto gekauft?“, fragt sich

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