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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Schwelle einer Ohnmacht trug.
    Die Stunden vergingen, ohne dass ich ihr Vergehen wahrnahm und ich schlief und erwachte abwechselnd, ohne dass eine Besserung meines Zustandes eintrat. Ich bemerkte, dass Hanifah mehrmals das Zelt betrat und besorgt murmelte, nahm sie aber nur am Rande meines Bewusstseins wahr und konnte sie kaum erfassen. Die Zeit verging. Es wurde hell und dunkel in meinem Zelt und es wurde lauter und leiser, als die Menschen im Freien dem Leben nachgingen, von dem ich abgeschnitten war.
    Irgendwann, nachdem Tag und Nacht gewechselt hatten, fügten sich die Gedankenfetzen in meinem Geist zu einem Ganzen zusammen. Ich erhob mich durstig und hungrig von den Schaffellen und griff vorsichtig nach dem Fladenbrot und dem Wasser, die Hanifah neben mir abgestellt hatte. Ich fühlte mich zwar müde und ausgelaugt, doch ich war zumindest in der Lage, klar zu denken und versuchte, ein wenig Nahrung zu mir zu nehmen. Mein Magen rebellierte auf der Stelle und verursachte mir eine Übelkeit, die sich jedoch von dem Gefühl, das die Magie in mir auslöste, unterschied. Es war eine gewöhnliche körperliche Reaktion, nicht mehr und nicht weniger.
    Langsam kam die Erinnerung an das zurück, was mir meine Vision gezeigt hatte und ich blickte mich suchend nach dem Porträt um, das noch immer auf dem Boden lag. Nur ein mit schwarzen Strichen gezeichnetes Abbild auf bräunlichem Pergament, aus dem alles Leben gewichen war.
    Hanifah hatte es nicht berührt, wie es schien, und ich zweifelte nicht daran, dass die alte Frau sehr wohl die Magie in solcherlei Dingen spüren konnte. Trotzdem hatte sie die kleinen Tongefäße mit der Farbe zur Seite geräumt und auf einer der Truhen abgestellt, damit sie nicht im Weg waren.
    Würde ich die Magie auf diesem Bild noch ein weiteres Mal in Gang setzen können oder war es nur noch ein hübsches, aber wertloses Stück Pergament? Alesia nutzte das große Ölgemälde stets für ihre Magie, zumindest glaubte ich dies, aber würde dieser kleinen Skizze weiterhin Macht innewohnen? Oder war ich allein die Wurzel der magischen Kraft?
    Das Gefühl der fremdartigen Energie, die durch meine Adern geströmt war, erinnerte mich an einen Rausch, von dem man sich wünschte, dass er niemals verging. Die Macht der Magie fühlte sich täuschend gut an, manchmal warm und anregend, ein anderes Mal kühl und beruhigend. Doch sie zehrte an der Lebenskraft und ich erkannte instinktiv die Gefahr, die in ihr wohnte. Wenn mein Körper nicht durch seinen ohnehin angeschlagenen Zustand versagt hätte, hätte ich es nicht mehr vermocht, mich ohne Hilfe zu befreien. Ich verstand noch nicht, wie man die Bindung lösen konnte, wenn es an der Zeit war und wie viel ich mir zumuten durfte. Nur allzu leicht konnte ich mich mit der magischen Macht töten, so wie es auch Alesia geschehen würde, wenn sie ihre Energien nicht bald zu schonen begann.
    Aber dass die Macht der Artiste durch meine Adern strömte, bedeutete noch weitaus mehr, denn Alesia hatte die Wahrheit gesagt. Fiora Cellini, meine Mutter, die ich immer für die schöne und einfache Frau eines Malers gehalten hatte, war die rechtmäßige Fürstin von Serrina, durch ihr Blut und ihre Abstammung. Es war ein Geheimnis, das es zu wahren galt. Der Fürst von Serrina, Battista Vestini, war kein gnädiger Mensch und er würde seinen Thron ohne Rücksicht schützen und dabei jeden töten, der einen Anspruch darauf besaß. Ganz zu schweigen davon, wie Pascale Santorini reagieren würde, wenn er jemals davon erfuhr. Das Leben aller Menschen, die ich liebte, war durch das Wissen um das Geheimnis meiner Eltern in Gefahr und das machte mir noch mehr Angst, als Angelina in den Fängen des Fürsten zu wissen.
    Der Gedanke an meine Schwester lenkte meinen Blick unweigerlich auf das Pergament und die Kohle zurück, die dort, nicht weit von mir, lagen und einem weiteren Versuch harrten. Doch obgleich ich mir wünschte, sie sehen zu können und mich davon zu überzeugen, dass sie wohlauf war, wagte ich es nicht, meine Kräfte erneut auf die Probe zu stellen. Ich zweifelte ohnehin daran, dass es funktionieren würde, denn ich besaß nichts, was meiner Schwester gehörte und eine Verbindung zu ihr herstellen konnte.
    Der Gedanke, noch einmal Magie zu wirken, erfüllte mich mit einer merkwürdigen Art der Erregung, allerdings auch mit Abscheu. Ich verlor dabei die Kontrolle über meinen Körper und war meiner Umwelt wehrlos ausgeliefert. Dagegen war die Magie der Prinzessin

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