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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Dennoch erschien es mir weitaus besser, als der dicke Stoff, der die Farben verlaufen ließ und die Kohle schlecht annahm.
    Nach einigen Strichen hatte ich das Gefühl für die unförmige Kohle erlangt und begann damit, Andrea Luca aus meinem Gedächtnis zu zeichnen. Ich wollte ihn so lebensecht darstellen, wie es nur möglich war und verbrachte Stunden damit, die Schatten an die richtigen Stellen zu setzen und mich daran zu erinnern, wie die Lichter in seinen Augen tanzten, wenn er lächelte oder wütend war. Bald war das Licht zu schwach geworden, doch ich versuchte trotzdem, im Schein der Öllampen weiter zu malen, während mich die Verzweiflung packte. Kein Gefühl der fließenden Magie stellte sich ein und Andrea Luca wirkte keineswegs echt oder lebendig, ganz zu schweigen davon, dass sich das Bild in Bewegung setzte, wie ich es bei Alesia gesehen hatte.
    Schließlich gab ich es auf und zerriss das Pergament in kleine Fetzen, die leicht wie Schneeflocken zu Boden rieselten und dort in einem stummen Vorwurf zum Liegen kamen. Erschöpft fiel ich auf mein Lager und Tränen traten mir in die Augen, bevor ich in einen traumlosen Schlaf hinüberglitt.
    Auch die nächsten beiden Tage vergingen auf ähnliche Weise und brachten mich der Verzweiflung immer näher. Alesia musste sich getäuscht haben, als sie meine Mutter für eine Artista gehalten hatte. Sie war Fiora Cellini, die Frau eines einfachen Hofmalers von ebenso einfacher Geburt und nicht Fiora Vestini, die große Fürstin von Serrina. Und obgleich ich die Frustration mit jeder Faser meines Körpers spürte, brachte der Gedanke auch eine gewisse Erleichterung mit sich. Ich war genau das, wofür ich mich mein Leben lang gehalten hatte.
    Ich wusste nicht mehr weiter. Mein Vater hatte Angelina und mich jede erdenkliche Technik gelehrt, die er selbst kannte und ich konnte ein beinahe perfektes Abbild von Andrea Luca auf das Pergament bringen. Es blieb jedoch immer nur ein Abbild, ohne ein eigenes Leben zu besitzen wie die Bilder Alesias, die sich bewegten und die zu zeigen vermochten, was der Dargestellte erlebte. Musste ich dazu etwa eine Sprache der Magie beherrschen, so wie sie es offenbar tat? Aber wenn dem so war, hätte Alesia mich nie dazu veranlasst, nach der Magie in meinem Blut zu forschen. Sie wusste ebenso gut wie ich, dass ich diese Sprache niemals erlernt hatte.
    Ich ahmte jede Linie nach, so gut ich es aus dem Gedächtnis zu tun vermochte, doch das Ergebnis blieb stets das Gleiche. Kein Funkeln trat in Andrea Lucas Augen und sein schiefes Lächeln erwachte nicht zum Leben.
    Resigniert blickte ich auf meine geschwärzten Hände hinab und betrachtete mein Gesicht mit den dunklen Augenringen, die von Schlafmangel und Erschöpfung zeugten, in der kupfernen Schale, die mit Wasser gefüllt neben mir stand. Meine Finger schmerzten von der langen Arbeit und das Licht schwand bereits und würde bald das Wüstenvolk aus seinen Zelten locken, um das große Feuer zu entzünden, wie in jeder Nacht zuvor, in der Geschichten erzählt worden waren.
    Es wurde Zeit, für heute aufzugeben. Ich tauchte meine Hände in das kühle Nass, um die Kohle abzuwaschen, zerstörte damit mein Spiegelbild. Gedankenverloren strichen meine nassen Finger übereinander, während sich das klare Wasser schwarz verfärbte. Hartes Metall erregte meine Aufmerksamkeit. Ich nahm zum ersten Mal seit Tagen den Ring mit dem großen Rubin an meinem Finger wahr.
    Den Ring, den Andrea Luca mir geschenkt hatte, bevor ich zum Ball des Fürsten gegangen war.
    Ich hatte ihn seit dieser Zeit nicht mehr abgelegt und wann immer ich ihn sah, musste ich an Andrea Luca denken und an die Zeit, die wir miteinander verbracht hatten. Die Kanten des Rubins, in seiner goldenen Fassung, schnitten in meinen Daumen, als ich ihn dagegen presste und einer plötzlichen Eingebung folgend die Kohle wieder zur Hand nahm.
    Die Stimmen vor dem Zelt verstummten, als mein Verstand alles um mich herum ausschloss und nur mich selbst und das Pergament vor mir auf dem Boden zurückließ. Mir war, als wäre es um mich herum dunkel geworden, als ob das Licht nur noch auf das Pergament gerichtet war und auf nichts anderes mehr.
    Nichts war mehr wichtig, als die Erinnerungen kamen und mich mit sich fortrissen, während meine Hand mechanisch die Linien auf das Pergament zeichnete und Andrea Luca dort vor mir zum Leben erwachte. Es war anders als zuvor, denn ich legte keinen Wert mehr auf die Genauigkeit eines Schattens, sondern legte

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