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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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ihr Licht spendeten. Musik spielte auf und lockte die Menschen aus ihren Zelten, um die erfolgreiche Jagd und ihre Beute zu feiern. Ich nahm Bahirs Geschenk zur Hand und ließ die feine Kette durch meine Finger gleiten. Der Saphir wirkte dunkel und tief wie ein See, in dessen Tiefen man bei Nacht nicht blicken konnte und er erfüllte mich mit unangenehmen Vorahnungen. Trotzdem legte ich das Schmuckstück über meine Stirn, wo es sich kalt und schwer anfühlte. Unsicher trat ich nach draußen in das Licht des Lagerfeuers, über dem ein großes Rind gebraten wurde.
    Ich erblickte Bahir schon sehr bald. Er winkte mich zu sich heran und ich ging zu ihm hinüber, um mich an seiner Seite auf dem Platz niederzulassen, der mir für diesen Abend bestimmt war. Er lachte und scherzte mit seinen Männern, während ich dem Lied des Wüstenbarden zuhörte und die Aura der nächtlichen Wüste auf mich wirken ließ.
    Das Feuer wärmte mich angenehm, als sich die Kälte der Nacht langsam in das Lager schlich und sich dort ausbreitete. Gesang und Tanz vermischten sich mit dem Stimmengewirr der Menschen und schlossen mich aus, da ich sie nicht zu verstehen vermochte.
    Geschichten wurden erzählt und blühten in den lodernden Flammen auf, um dann in einem anderen Lied zu vergehen und selbst zu Asche zu werden. Die Tänze dieses Volkes waren so anders als das, was ich im Palast des Sultans gesehen hatte. Die Frauen und Männer tanzten gemeinsam, in einem lebendigen Kreis, ohne dabei ihre Haut zu präsentieren und sich wie Schlangen zu winden. Nur die reine Lebensfreude sprach aus ihrer Bewegung und aus ihren Gesichtern, wenn alle im Takt der Musik zu klatschen begannen.
    Junge Männer führten einen Schwerttanz mit Krummsäbeln auf, den ich als atemberaubend empfand und der sich von den Traditionen meiner Heimat stark unterschied. Allein ihre Klingen waren schon sehr viel breiter und schwerer als die, der mir bekannten Rapiere. Ganz zu schweigen von dem Kampfstil, den sie vor meinen Augen zum Leben erweckten und dem nicht einmal Verduccis Schwertkunst gleichkam.
    Bei all den Vergnügungen bemerkte ich, wie ich immer wieder beobachtet wurde. Oft von Bahir selbst, der mich kaum jemals aus den Augen ließ, jedoch auch von seinen Leuten, die mich erwartungsvoll ansahen und miteinander tuschelten, sobald sie ihren Blick abgewandt hatten.
    Ich ignorierte ihre Blicke, so gut ich konnte, und begann damit, unruhig auf meinem Platz neben Bahir hin und her zu rutschen. Ich wollte nichts lieber tun, als in mein Zelt zu gehen und in meine eigene Ruhe und Abgeschiedenheit entkommen. Bahir bemerkte meine Unruhe bald und erhob sich, dann reichte er mir die Hand und zog mich auf die Füße. Erstaunt folgte ich ihm, als er mich schweigend von der Menge weg führte und wir hoch auf einer Düne, die ihren Blicken entzogen war, zum Stehen kamen. Von dieser erhöhten Stelle aus konnte man weit über den Wüstensand blicken, der im Licht des Mondes nicht mehr golden, sondern silbern schimmerte.
    »Ihr fühlt Euch in Gesellschaft nicht wohl, Lukrezia? Ihr wart sehr unruhig auf dem Fest.«
    Diese einfache Feststellung machte mich verlegen. In früheren Zeiten wäre es mir nicht so schwergefallen, meine Gefühle zu verbergen, ganz gleich, wie unangenehm mir die Blicke der Menschen waren. Im Gegenteil, ich hätte die Aufmerksamkeit genossen. Auch das Gefühl der Verlegenheit war ungewohnt für mich und so suchte ich nach einer Antwort auf seine Frage, die mein Verhalten erklären würde und es gleichermaßen entschuldigte.
    »Ich habe einige Zeit allein verbracht und bin die Aufmerksamkeit nicht mehr gewohnt. Verzeiht bitte, Bahir. Es lag nicht an Eurem Fest ...«
    Der Sand zu meinen Füßen war plötzlich von enormem Interesse für mich. Ich betrachtete jedes Sandkorn sehr genau, bis ich Bahir leise kichern hörte. Ein seltsames Geräusch für den stolzen, normalerweise laut herauslachenden Wüstenprinzen, das mich aufblicken ließ.
    »Oh, es lag sehr wohl an dem Fest. Ich bin nicht blind und habe die Blicke bemerkt, die auf Euch lasteten. Ich fürchte, mein Geschenk war nicht wohl durchdacht. Es tut mir leid, wenn ich Euch damit in Verlegenheit gebracht habe. Es hat die Hoffnungen meines Volkes geweckt.«
    Ich sah Bahir erstaunt an und bemerkte, dass auch er verlegen war und meinem Blick auswich.
    »Hoffnungen? Ich befürchte, dass ich Euch nicht folgen kann.«
    In Wirklichkeit befürchtete ich, nur allzu gut zu verstehen, was hier vor sich ging. Ich überlegte

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