Kurtisanen leben gefaehrlich
alles, was ich bei seinem Anblick empfand, in die Striche, die ich zeichnete.
Diesmal entstand ein Porträt, das nicht wie die anderen zuvor durch Technik dominiert wurde, sondern allein durch mein Gefühl. Die vertraute Übelkeit stieg in meinem Magen auf, doch diesmal lag etwas anderes darin, etwas, das sie schnell beruhigte und mich beinahe schweben ließ. Das fremde Gefühl verdrängte das Unwohlsein, das ich stets in Anwesenheit von Magie empfand, und tauschte es durch ein merkwürdiges Gefühl des Fließens aus, das durch meinen Körper strömte und seinen Weg in meine zeichnende Hand fand. Es war ähnlich, wie die Kühle des Wassers, die ich damals in der Gegenwart der Prinzessin empfunden hatte. Es beruhigte meinen Körper und all meine Sinne.
Wie in einem Traum blickte ich auf das Bild vor mir hinab und strich sanft darüber, ohne zu wissen, was ich tat. Ein Glühen ging von meiner Hand aus, ein warmer Schein, der aus mir herausfloss und dann auf das Bildnis herabströmte.
Die schwarzen Linien überzogen sich mit Farbe und zeigten mir bald die gebräunte Haut Andrea Lucas, seine unergründlichen dunklen Augen und den vollen Mund, der von dem Schatten eines Bartes umgeben wurde, der durch keine Rasur zu erhellen war. Sein Haar glänzte rabenschwarz und weich im Licht des sanften Kerzenscheins. Dann entschwand das Bild vor meinen Augen und wandelte sich, zeigte mir Andrea Luca, wie er von Wut gezeichnet durch den Palast des Sultans stürmte und eine Tür aufriss, die ich in der Geschwindigkeit des Geschehens kaum erkennen konnte. Der Ring an meinem Finger wurde warm und schien zu glühen. Ich starrte in tiefer Trance versunken auf die Geschehnisse, die sich mir offenbarten.
Ich konnte den heißen Zorn in Andrea Luca spüren, ihn in meinem eigenen Körper fühlen. Er schritt suchend durch den Palast, bis er schließlich sein Ziel gefunden hatte.
Prinzessin Delilah lag verführerisch dahin gegossen und in glühendes Rot gekleidet auf einer goldfarbenen Récamiere. Sie schaute mit einem gespielt erschrockenen Blick auf Andrea Luca, der sich ihr mit kaltem Blick näherte, die unterdrückte Wut in jeder seiner Bewegungen sichtbar.
Ich hatte Schwierigkeiten, Delilahs Worte zu verstehen, die sie ihm unschuldig, unter einem bedeutungsvollen Klopfen auf ihr Lager, darbrachte. Ich konzentrierte mich noch stärker, sah, wie er näher zu ihr trat und ein charmantes Lächeln seine Züge erhellte, während er sich an ihrer Seite niederließ.
Die Prinzessin war entzückt über diese neue Entwicklung und strahlte den Terrano mit einem verführerischen Augenaufschlag an. Sie wollte die tanzenden Feuer in seinen Augen nicht sehen.
Noch immer vermochte ich es nicht, ihn zu verstehen.
Er packte Delilahs Hand fest an ihrem Handgelenk und hielt sie auf, als sie sich an seinem Hemd zu schaffen machte. Ein nun wirklich erschrockener Blick und eine Frage von ihrer Seite ließen sein Lächeln gefrieren. Er tat ihr weh, das konnte ich an der Haltung seiner Hand sehen, die sich fest um ihr Handgelenk geschlossen hatte und Abdrücke darauf hinterließ.
Endlich konnte ich seine Stimme hören, die hart und unnachgiebig klang.
»Ihr wisst genau, wovon ich rede, Delilah. Was habt Ihr mit Lukrezia gemacht und wo habt Ihr sie versteckt?«
Delilahs Gesicht wurde blass. Sie wollte nach ihrem Schleier greifen, aber Andrea Lucas Hand hielt sie auch diesmal auf, hinderte sie an jeder weiteren Bewegung. Das verführerische Lächeln war spurlos verschwunden und ich meinte, Angst in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Auch die Prinzessin war ohne ihre Magie nur eine einfache Frau und so war sie der Stärke eines Mannes ausgeliefert, sobald er sie in seiner Gewalt hatte.
Ihre Stimme war von einem flehenden, beschwörenden Klang durchwoben, als sie sich gegen seine Anschuldigungen verteidigte.
»Aber so glaube mir doch, ich habe ihr nichts getan, Liebster. Lass uns diese Frau vergessen, sie steht nur unserem Glück im Wege. Oder glaubst du mir nicht, dass ich dich glücklich machen kann?«
Ihr Körper bewegte sich verführerisch und ihre dunklen Augen schlossen sich halb, während sie das rote Licht, das in ihnen tanzte, zu verbergen suchte.
Das Lächeln auf Andrea Lucas Lippen kehrte zurück und vertiefte sich, doch es erwärmte seine Augen nicht. Seine Hände ließen Delilah in keinem Augenblick los und ich hoffte, dass er sie weiterhin festhalten würde, damit sie es nicht vermochte, ihn in ihren Bann zu ziehen.
»Ich teile mein Lager
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