Kurtisanen leben gefaehrlich
verschwamm, sogar eine graue Strähne in ihrem glatten, dunklen Haar gesehen und diese ließ mich ungewollt erschauern.
Wenn die Magie so stark war, ein junges Mädchen wie Alesia altern zu lassen, die einige Jahre weniger zählte, als ich es tat, wollte ich nicht erfahren müssen, was sie noch alles bewirken konnte und wo ich selbst bei ausreichendem Missbrauch enden würde. Meine Mutter hatte ohne Zweifel ihre Gründe gehabt, die Gabe vor uns zu verheimlichen, selbst wenn es nicht derjenige war, dass es dazu diente, ihre wahre Identität geheim zu halten. Sie hatte niemals mehr Pinsel und Farbe angerührt und wusste sicherlich besser als ich, was einer unvorsichtigen Artista geschehen konnte. Ein Schicksal, das ich keinem geliebten Menschen wünschen würde.
Alesias Worte über Angelina beunruhigten mich, auch wenn es schien, als sei sie nicht in akuter Gefahr. Sie war klug genug, die Vorlieben des Fürsten zu erkennen und so lange mit ihm zu spielen, wie es notwendig war. Ich wollte allerdings nicht wissen, was geschah, wenn sie dabei nicht vorsichtig war und einen winzigen Fehler beging. Pascale Santorini war kein geduldiger Mensch und diese Tatsache ließ kalte Angst in mein Herz fließen.
Wie konnte ich sie befreien? Selbst wenn ich mich an ihrer statt stellte und die Wahrheit offenbarte, war dies keine Garantie dafür, dass er sie gehen ließ. Auch auf seine Ehrenhaftigkeit konnte ich nicht hoffen, denn der Fürst besaß keine Vorstellung von Ehre, die der gängigen entsprach. Ich konnte meine Hoffnung nur darauf setzen, mit Verducci und Andrea Luca einen anderen Weg zu finden, sie aus seinen Klauen zu befreien.
Aber dazu würde ich zunächst beide Männer finden müssen, also nach Faridah zurückkehren, da sie, Alesias Worten zufolge, in die Stadt unterwegs waren. Ich wusste nicht, wie lange sie schon den Sommerpalast verlassen hatten, doch es konnte seitdem noch nicht viel Zeit verstrichen sein. Und so war es durchaus möglich, die Stadt vor ihnen zu erreichen und dort auf sie zu warten.
Des Grübelns müde geworden, begab ich mich vor mein Zelt, um mir die Reisevorbereitungen anzusehen. Es wurde eifrig gepackt und gehämmert. Die Frauen liefen zwischen den Zelten umher wie aufgeschreckte Hühner, während die Männer damit beschäftigt waren, einen Holzverschlag zu bauen, dessen Nutzen ich mir nicht vorstellen konnte.
Ziellos wanderte ich umher, bis ich Bahir entdeckte, der die Bauarbeiten mit einigen befehlsgewohnten Worten beaufsichtigte und die Frauen hin und her scheuchte, um Dinge zu erledigen, um die sich noch niemand gekümmert hatte. Als er mich erblickte, blühte ein Lächeln auf seinen Zügen auf und er kam strahlend vor Freude auf mich zugelaufen.
Bahir so zu sehen, hätte so manche Frau in freudiges Entzücken versetzt. Mich erinnerte es jedoch eher an die unangenehme Aufgabe, die ich nun zu erledigen hatte. Er nahm meine Hände in die seinen und wies mit einer weit schweifenden Geste auf unsere Umgebung.
»Die Männer arbeiten schnell. Die Freude darüber, Verbündete gegen die Prinzessin zu gewinnen, erfüllt ihre Herzen. Wir werden schon bald zur Stadt des Sultans aufbrechen können.«
Stolz und Zuneigung sprachen aus seiner Stimme. Er führte mich umher, um mir den Fortgang der Arbeiten zu zeigen, deren Früchte mir ein Rätsel blieben. Dann wandte er sich wieder zu mir um, das Gesicht ernster und forschender als zuvor.
»Und es erfüllt mein Herz mit Freude, Euch wohlauf zu sehen, Lukrezia. Hattet Ihr eine angenehme Nacht?«
Nun war der Moment der Wahrheit gekommen und meine Knie wurden weich, im Angesicht der ungewohnten Aufgabe, das Herz eines Wüstenprinzen zu brechen. Nun gut, es vielleicht nicht zu brechen, enttäuschen würde ich es allerdings mit Sicherheit. Wir liefen nebeneinander durch das Lager und ich spürte einmal mehr die Blicke aller Anwesenden auf uns lasten, die ihrem Prinzen nur das Beste wünschten.
»Ich danke Euch, Bahir. Zumindest habe ich in dieser Nacht ein wenig ruhen können. Doch sagt, gibt es einen Ort, an dem wir miteinander reden können, ohne beobachtet zu werden?«
Bahir schaute mich verwundert an. Dann deutete er auf das größte Zelt, das mit goldenen Quasten geschmückt worden war, ansonsten aber wie die anderen aus hellem Stoff bestand, der die Sonne reflektierte.
»Dann begleitet mich zu meinem Zelt und teilt mir Eure Sorgen mit, kleine Signorina aus Terrano.«
Ich folgte Bahir bis zu seinem Zelt und ließ ihn den Stoff zur Seite heben,
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