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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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um mich hereinzulassen. Sein Zelt war geräumig und mit ebenso edlen Teppichen eingerichtet wie das meine, dennoch gab es hier einiges mehr zu sehen: Große Truhen, die teilweise als Ablageplatz für Karten dienten, die die bekannte Welt zeigten sowie einige Dinge, deren Funktion ich nicht enträtseln konnte. Es gab eine große Zahl bunter Kissen und viele Bücher, schwere in Leder gebundene Wälzer, die aufgestapelt in einer Ecke standen. Also gefiel es dem Prinzen, etwas für seine Bildung zu tun. Ein Wesenszug, den ich bei einem Mann aus der Wüste nicht unbedingt erwartet hatte, der aber eindeutig zu ihm passte.
    Er deutete auf eines der Kissen, die als Sitzmöglichkeiten dienten, und bat mich, mich darauf niederzulassen. Dann folgte er meinem Beispiel und glitt selbst auf einen der weichen Sitzplätze hinab, wo er seine langen Beine übereinander kreuzte und mich erwartungsvoll ansah.
    Ich zögerte für einen Moment, wusste nicht, wie ich anfangen sollte, dann nahm ich all meinen Mut zusammen. Ich hatte eine Magie wirkende Prinzessin, wilde Piraten und Sklavenhändler überlebt, also würde ich nicht vor einem Wüstenprinzen davonlaufen.
    »Ich wollte mit Euch über den gestrigen Abend reden, Bahir. Seht, es war nicht allein meine Verfassung, die mich blass werden ließ ...«
    Ich unterbrach mich, unsicher, was nun zu sagen sei. Warum befand ich mich eigentlich an diesem Ort und versuchte, dem Mann neben mir etwas zu erklären, dessen volle Bedeutung ich noch nicht einmal vor mir selbst zugeben konnte? Nein, ich wollte noch nicht aussprechen, was mein Herz mir schon lange zugeflüstert hatte.
    »Es ehrt mich, dass mich Euer Volk für die Frau aus der Prophezeiung hält. Aber ich kann sie niemals erfüllen, denn in meiner Heimat bin ich eine Kurtisane, eine Frau, die sich an einen reichen Mann verkauft, um dafür Wohlstand und gesellschaftliches Ansehen zu erlangen.«
    Die Worte klangen hart in meinen eigenen Ohren, eine brutale Wahrheit, die nicht geschönt werden konnte in ihrer eigenen Hässlichkeit. Ich sah den Schrecken in Bahirs Augen, als er nach etwas suchte, das er erwidern konnte und für einige Herzschläge nichts fand, was seine Gefühle auszudrücken vermochte. Er tat mir leid, als er dort saß und etwas in seinen Kopf bekommen wollte, was ihm unfassbar erscheinen musste, trug ich für ihn doch das Zeichen der Göttlichkeit, das besudelt worden war.
    »Aber warum tut Ihr so etwas? Es kann nicht sein ...«
    Er brach ab und starrte mich voller Unglauben an. Es schmerzte mich, die Ursache seiner Gefühle zu sein und doch vermochte ich nicht, etwas daran zu ändern. Meine Vergangenheit war nicht ungeschehen zu machen.
    »Meine Familie ist nicht reich, Bahir, und bei meinem Volk gilt das nicht als Schande. Aber ich kann Euch nicht heiraten, selbst wenn sich die Gefühle irgendwann einstellen sollten, denn ich gehöre einem anderen Mann.«
    Ich sah zu Boden, wagte es nicht, ihn anzublicken, bis mich ein Geräusch aus seiner Richtung erstaunt zu ihm aufsehen ließ. Der Körper des Wüstenprinzen schüttelte sich vor unterdrücktem Lachen, das lauter wurde, als es schließlich aus ihm herausbrach. Ich schaute ihn entsetzt an, denn dies war nicht die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte. Tränen traten in die Augen des Prinzen, als er immer weiterlachte, bis sich sein Ausbruch zu einem Kichern beruhigt hatte. Entschuldigend sah er mich an und schüttelte den Kopf, während er seine Tränen abwischte und die Traurigkeit in seine Augen zurückkehrte.
    »Verzeiht, Lukrezia, doch die Wege Sarmadees sind in der Tat verwinkelt und voller Abzweigungen. Unsere Göttin besitzt einen seltsamen Humor, denn so lange warte ich nun schon auf eine Frau wie Euch und nun, da ich Euch gefunden habe, gehört Ihr einem anderen Mann. Das Schicksal kann grausam sein. Aber sagt mir, liebt Ihr diesen Mann, dessen Besitz Ihr seid, oder fühlt Ihr zumindest etwas für ihn? Und behandelt er Euch gut?«
    Ich starrte Bahir verdutzt an, nachdem ich seine Frage vernommen hatte. Auf eine solch direkte Weise hatte mir noch niemand jemals diese Frage gestellt und nun, da ich darauf antworten sollte, wusste ich nichts zu sagen.
    Liebte ich Andrea Luca und liebte er mich? Wir riskierten unser Leben füreinander, ohne jemals auch nur ein Wort darüber verloren zu haben, was wir für den anderen empfanden. Und nun, was war nun? Nun saß ich einem Mann gegenüber, der eine Kurtisane aus Terrano hatte heiraten wollen, die niemals mit einem Gemahl

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