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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Hafen verlassen hatte, gab es hier niemanden mehr, an den ich mich wenden konnte. Ich wäre gezwungen, in Marabesh zu bleiben, wenn Bahir mir nicht helfen wollte. Doch allzu weit wollte ich den guten Willen des Wüstenprinzen nicht ausnutzen. Es war zu gefährlich, alleine auf einem fremden Schiff reisen zu wollen. Ich war keine Närrin und konnte mir meine Zukunft in diesem Falle lebhaft vorstellen. Sie enthielt keinerlei wünschenswerte Komponenten.
    Es schien also, als ob ich versuchen musste, Kontakt zu Andrea Luca aufzunehmen. Eine Aussicht, die mein Herz mit Grauen erfüllte, denn dies konnte ich nur durch die Magie in meinen Adern erreichen.
    Aber was musste ich tun? Ich erinnerte mich daran, dass Alesia bei der Ausübung ihrer Magie Worte in einer fremden Sprache gesprochen hatte, um das Bild Andrea Lucas zum Leben zu erwecken. Zuerst hatte ich angenommen, dass dies nötig sei, um überhaupt die Magie der Artiste freizusetzen, aber bisher hatte ich die Ströme in meinem Blut ohne Hilfe einer Sprache in Gang gesetzt und sie einfach fließen lassen. Trotzdem bedeutete dies am Ende nichts, wusste ich doch wenig von den Kräften einer Artista und ihrer Funktionsweise.
    Seufzend holte ich das Bild herbei, das Andrea Luca vor meinen Augen erscheinen lassen würde. Und tatsächlich erwachte die Magie auch diesmal in mir und zeigte mir den Adeligen, irgendwo inmitten der Wüste Marabeshs.
    Ich richtete all meine Gedanken auf ihn, blickte sein Abbild so lange an, bis sich jede Einzelheit seines Ausdrucks in mein Gedächtnis gebrannt hatte.
    Ich meinte, ich würde sein Bild niemals mehr vergessen können, mich in alle Ewigkeit daran erinnern, wie er dort neben Verducci im Sand saß und mit ernster Miene und kaum unterdrücktem Zorn zu ihm sprach, die Stirn in Falten gelegt, die ihn älter wirken ließen, als er es an Jahren war.
    Mein Geist flüsterte meine Botschaft an ihn, wieder und wieder: »
Ich lebe, erwarte mich in Faridah

    Doch er regte sich nicht, gab mir kein Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Wieder versuchte ich es, flüsterte leise, dann immer lauter, als die Verzweiflung meine Hoffnungen im Sand zerstreute.
    Tränen traten in meine Augen, sammelten sich zu kleinen Teichen. Sie waren wie ein Schleier, der alles verschwimmen ließ und Andrea Luca vor meinen Augen davon spülte. Schluchzer regten sich in mir und verkrampften meinen Körper.
    Die Tränen flossen aus meinen Augen und tropften auf das Pergament. Ich erwartete zu sehen, wie die Tränen über die Kohle flossen und sie verwischten, verschmierte, schwarze Spuren auf das Pergament brachten. Aber nein, sie erreichten es nicht, drangen in das Bild, das darunter erzitterte wie die Oberfläche eines Sees, auf den der Regen hinabfiel.
    Regenwasser. Sanfter, weicher, warmer Regen, der auf die Erde tropfte und ihr Leben gab. Regen, der in der Wüste so selten war. Und doch begann sich der blaue Himmel der Wüste mit grauen Wolken zu überziehen und Regen ging auf das Lager nieder.
    Die ersten Tropfen fielen auf Andrea Luca und Verducci hinab, ließen sie erstarren und fassungslos nach oben blicken. Kleine Wassertropfen bildeten Perlen auf Andrea Lucas Hand.
    Ich weinte weiter und auch das Wasser, das vom Himmel fiel, wurde dichter und stärker. Das Lagerfeuer erlosch zischend und dicker Rauch stieg in die Lüfte auf.
    Müdigkeit überkam mich und trotzdem konnte ich mich nicht lösen, starrte weiter in das Bild hinein. Andrea Luca führte seine Hand an die Lippen und wandte sich mit einem erstaunten Ausruf zu Verducci um, der ebenfalls die Hand an den Mund führte und das Wasser kostete. War es das Salz meiner Tränen, das sie so erstaunte?
    Träumerisch sah ich zu, wie sich das Wasser am Boden fing und kleine Pfützen bildete, in die die Tropfen eintauchten. Ich versank mit ihnen darin, sobald sie die Oberfläche berührten und wir bildeten Ringe, die sich im Vergehen vergrößerten.
    So wurde ich eins mit dem Regen, fand mich selbst in der Pfütze, wie ich von dort zu Andrea Luca heraufschaute. Leise flüsterte ich meine Nachricht und meine Stimme wurde zu der des Wassers, in dem mein Bildnis erschien wie in einem Spiegel, der glatt und unberührt in der Wüste lag.
    Der Regen versiegte.
    Ich konnte Andrea Luca sehen, wie er sich vor die Pfütze kniete, Erstaunen in den Augen, eine Hand ausgestreckt, um mich zu berühren, trotzdem noch zögerlich, zu ängstlich, etwas zu zerstören. Seine Lippen murmelten meinen Namen, ganz sacht und leise,

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