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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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länger. Ich vergaß von Zeit zu Zeit, wie jung die Artista war, denn ihre Verschlagenheit machte ihre Jugend oftmals wett.
    »Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu reden? Ihr seid nicht mehr als eine schmutzige Hure, die ihren Körper für schönen Schmuck an den Meistbietenden verkauft!«
    Sie schrie mich an und verlor für einen Augenblick die Beherrschung, bevor sie nach Luft schnappte und einen tiefen Atemzug tat, der sie ruhiger werden ließ. Ich hielt es nicht für nötig, ihr zu antworten, hatte ich diese Beleidigung doch schon allzu oft gehört. Sie schnitt nicht mehr so tief, wie sie es einst vermocht hatte.
    Auch ich drängte den glühenden Zorn in meinen Adern zurück und blickte die Artista kühl an. Sie fuhr sich mit einer Hand über den Mund, bevor sie mich hochmütig anstarrte. Es musste sie unendliche Mühe kosten, ihre Stimme ruhig zu halten, als sie zu sprechen begann, und ich bewunderte ihre Selbstbeherrschung, die für einen solch jungen Menschen stark ausgeprägt war.
    »Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt. Ihr solltet Andrea Luca dazu veranlassen, dass er nach Hause zurückkehrt und den Einflussbereich der Prinzessin verlässt! Stattdessen sitzt Ihr auf einem Schiff und wartet darauf, bis es Euch in Sicherheit gebracht hat, während er der Prinzessin erneut verfallen ist!«
    Daher kam also Alesias Wut. Sie hatte scheinbar ihre Beobachtungen gemacht und dabei voreilige Schlüsse gezogen. Zumindest hoffte ich dies inständig, denn alles andere bedeutete, dass Andrea Luca nicht nach Hause zurückkehren würde. Ich versuchte, all meine Vernunft, die mir noch geblieben war, zu finden und sammelte mich. Es würde mir nichts helfen, nun ebenso zu reagieren, wie Alesia es tat.
    »Unterschätzt Ihr nicht die Willenskraft eines Santorini, Alesia? Euer mangelndes Vertrauen verletzt mich. Vielleicht solltet Ihr einfach abwarten.«
    Alesias Augen waren weit geöffnet und sie blickte mich an, ohne für einen langen Augenblick ein Wort der Entgegnung hervorzubringen. Offensichtlich war sie von meiner Reaktion überrascht.
    Ich bemerkte, wie sie schwächer wurde, und tat meinerseits nichts, um die Verbindung zu stützen. Ich hegte wenige Zweifel daran, dass die süße, kleine Artista einige böse Überraschungen für mich bereithielt, wenn sie meiner nicht mehr bedurfte. Doch sie sollte besser nicht glauben, dass sie es mit einer einfältigen Gegnerin zu tun hatte.
    Endlich fand sie ihre Sprache wieder.
    »Ich warne Euch, Lukrezia! Wenn Ihr den Boden Terranos ohne Andrea Luca betretet und ihn in diesem schrecklichen Land zurücklasst, werdet Ihr spüren, zu was ich fähig bin!«
    Die Drohung lag schwer in der Luft und Alesia biss sich auf die Lippe. Scheinbar kam ihr zu Bewusstsein, was sie getan hatte und sie wusste um die Konsequenzen, wenn sie ihr wahres Gesicht zu früh zeigte. Ihre Haut war blass geworden und ihr Ausdruck wandelte sich zu einem gezwungenen Lächeln, das weder ihre Augen erreichte, noch sonderlich glaubhaft erschien.
    »Ich hoffe, dass Ihr wisst, was Ihr tut, Ginevra.«
    Der Name kam aus ihrem Munde einer Drohung gleich und ich hasste seinen Klang, verhieß er doch niemals etwas Gutes, wenn sie ihn gebrauchte. Ich wollte zu einer letzten Erwiderung ansetzen, doch Alesias Umrisse verschwammen. Ihr Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet.
    Ich atmete erleichtert auf, als die Artista verschwand und ich allein in der Kajüte zurückblieb. Was mochte Alesia gesehen haben? Andrea Luca schien seine Rolle außergewöhnlich gut zu spielen, fast schon zu gut für meinen Geschmack, wie ich befürchtete. Konnte Delilah es vollbracht haben, ihn erneut in ihren Bann zu ziehen? Unruhe ergriff mich und ließ mich von meinem Platz aufstehen, während ich nach einem Weg suchte, mehr in Erfahrung zu bringen.
    Wieder und wieder fiel mir das kleine Tintenfässchen auf dem Tisch des Kapitäns ins Auge und zog mich förmlich zu sich hinüber. Ich kämpfte gegen den Drang an, denn ich wusste um die Gefahr, die mir dann beschieden sein würde.
    Aber durfte ich überhaupt darüber nachdenken? Es war möglich, dass Andrea Luca mich brauchte. Er riskierte sein Leben für mich, wann immer ich in Gefahr war, reiste selbst durch die Wüste, um mich zu finden. Durfte ich weniger tun?
    Unentschlossen griff ich nach Tinte und Feder, stellte beides wieder zurück, unfähig, gegen die Warnung in meinem Inneren anzukommen, die erklang, sobald ich Anstalten machte, die ersten Linien auf das Papier zu

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