Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
Vom Netzwerk:
meine Hand tröstend auf Sadiras Schulter legte.
    »Wo ist der Kapitän?«
    Sie deutete mit dem Kinn auf die Luke, die in den Schiffsinnenraum hinab führte, in dem die Vorräte gelagert wurden.
    »Er ist dort hinein verschwunden. Ich würde ihn bei den Weinfässern suchen.«
    Bei den Weinfässern also. Das klang beunruhigend und ich konnte mir den jederzeit so beherrschten Verducci kaum als hemmungslosen Trunkenbold vorstellen. Sadiras Worte ließen mich jedoch vermuten, dass er dort des Öfteren zu finden war und doch ab und an die Beherrschung verlor, wenn es ihm half, zu vergessen.
    Ich verabschiedete mich von Sadira und machte mich auf den Weg in den dunklen Schiffsinnenraum, an den sich meine Augen nach der Helligkeit im Freien erst gewöhnen mussten. Es war heiß hier unten, im Bauch des Schiffes, in dem sich die Luft von Außen staute. Ich war froh, als ich den hinter einer hölzernen, nur angelehnten Tür verborgenen Laderaum erreicht hatte, in dem es kühler war und in dem sich die Fässer mit den Vorräten stapelten.
    Es dauerte einige Augenblicke, bis ich in dem dunklen, labyrinthartigen Gewirr Verducci ausmachen konnte, der zusammengesunken neben einem Fass saß, auf dem er eine weiße Kerze entzündet hatte, von der das Wachs tropfte. Er starrte melancholisch in die Flammen und hielt dabei eine schon beinahe geleerte Flasche roten Weins in der Hand, deren bereits leere Schwester traurig zu seinen Füßen lag.
    Tatsächlich war es der schwache Lichtschein, der mich auf den Kapitän aufmerksam gemacht hatte, denn es war der einzige Orientierungspunkt, den ich in der fremden Umgebung ausmachen konnte.
    Ich räusperte mich leise und er hob seinen blutunterlaufenen Blick, stützte seinen schweren Kopf auf einer Hand ab, die sich in sein Haar gegraben hatte.
    »Ah, Signorina Lukrezia! Nehmt Euch eine Flasche Wein und setzt Euch zu mir!«
    Der Wein hatte Verduccis Zunge gelöst und er lachte leise in sich hinein. Ich nahm auf einem der niedrigeren Fässer Platz und musterte ihn mit verschränkten Armen.
    Verducci machte nicht den Eindruck, als könne man vernünftig mit ihm reden und er lallte. Ich versuchte, darüber hinwegzusehen, ignorierte die mir angebotenen Flaschen, auf die er mit einer schwungvollen Geste wies. Es erschien mir wenig einladend, meinen Kummer gemeinsam mit dem Kapitän im Alkohol zu ertränken. Schon gar nicht, wenn ich mich dabei allein mit ihm in der Vorratskammer der Promessa befand.
    »Es scheint, als hätte Euch die Begegnung mit Bahir aufgewühlt, Signore Verducci?«
    Der Narbenmann verzog das Gesicht zu einer übertriebenen Grimasse und nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche, bevor er mir die Gunst einer Antwort erwies.
    »Ihr seid also gekommen, um alte Wunden aufzureißen? Oh ja, ihr Frauen seid stets bereit dazu, uns zu quälen und das Messer in unseren Rücken zu rammen, wenn wir uns nicht vorsehen. Doch ich sehe mich vor, das habe ich gelernt. Kein hübscher Rock vermag es mehr, mich zu täuschen!«
    Diesem laut vorgetragenen Ausbruch folgte erneut ein kräftiger Schluck des Weines, bevor die Flasche geleert zu Boden fiel und dort der anderen Gesellschaft leistete.
    »Ist das Euer Problem, Signore Verducci? Ihr macht die gesamte Frauenwelt für Delilahs Taten verantwortlich? Wie schade, ich hätte Euch mehr zugetraut, als eine solch engstirnige Sicht der Dinge.«
    In Verduccis Augen blitzte es wütend auf und er verpasste der Flasche einen harten Tritt, sodass sie gegen die Schiffswand donnerte und mit einem lauten Klirren, das mich erschrocken zusammenzucken ließ, in unzählige Scherben zersprang. Dann schnaubte er laut und schoss einen Blick auf mich ab, der mich sicher getötet hätte, wäre er dazu in der Lage gewesen.
    »Was wisst Ihr schon, kleine Kurtisane? Die Frauen sind verdorben und kalt, sie reißen unser Herz heraus und verschlingen es, lachen uns aus, wenn wir am Boden liegen, in unserem eigenen Blut, das wir für sie vergossen haben! Nichts wisst Ihr!«
    Verduccis Selbstmitleid verursachte mir Übelkeit und ich wandte den Blick von ihm ab, betrachtete stattdessen die Vorräte, die fein säuberlich an Ort und Stelle standen. Sergio, der Schiffskoch, war sehr penibel, wenn es um seinen Einflussbereich ging und das konnte man hier auf eindrucksvolle Art und Weise erkennen.
    Auch mein Tonfall war schärfer, als beabsichtigt, nachdem ich meine Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Ich weiß offenbar mehr als Ihr, denn ich sehe zumindest die Frau, die Euch

Weitere Kostenlose Bücher