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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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setzen.
    Ich rang für einen atemlosen Moment mit mir, unsicher, ob am Ende meine Gefühle für Andrea Luca oder meine Angst die Oberhand behalten würden. Doch dann verging mein inneres Ringen und ich begann, die Striche auf das Pergament zu setzen, die mich zu Andrea Luca führen würden.
    Während ich damit beschäftigt war, meine Aufgabe auszuführen, schloss ich all meine Gedanken aus und ließ mich allein von meinen Gefühlen leiten. Meine Finger berührten zwischen den Strichen beständig den Rubin, der glühte, wann immer meine Haut an den Stein stieß. Schon bald spürte ich, wie sich die Linien bewegten und ich kämpfte gegen die Angst an, die dafür sorgen wollte, dass mir das entstehende Bild entglitt.
    Mit klopfendem Herzen starrte ich auf das Pergament und versuchte dabei, jeden Gedanken an die vorherigen Geschehnisse zu verdrängen, mich stattdessen an das berauschende Gefühl zu erinnern, das der Fluss der Magie in mir auslöste.
    Schon verschwammen die Linien und Andrea Lucas lächelndes Gesicht wurde mit Leben erfüllt. Es verleitete mich dazu, eine Hand nach ihm auszustrecken und seine Wange zu berühren. Er erschauerte leicht und sprach leise meinen Namen, fand mich aber nicht und schüttelte den Kopf, wie um eine Illusion zu verdrängen.
    Andrea Luca war allein. Er hielt sich in seinen Gemächern im Palast des Sultans auf und saß nachdenklich auf dem großen Bett, das ich einst mit ihm geteilt hatte, wenn es auch nur für eine einzige Nacht gewesen war.
    Sein Blick war in die Ferne gerichtet und ließ keine Spur von der Leere erkennen, die Delilahs Zauber auslöste. Stattdessen erschien er mir entspannt, lehnte sich mit nacktem Oberkörper und unter dem Kopf verschränkten Armen in die weichen Kissen zurück.
    Ich fragte mich, wo Bahir sein mochte, doch sicher war er nicht in dem gleichen Zimmer untergebracht und würde zudem im Palast einiges an Vorsicht walten lassen müssen, damit er nicht entdeckt wurde.
    Ich beobachtete Andrea Luca für eine Weile und sah zu, wie er müde die Augen schloss. Es war mir bisher nicht bewusst geworden, wie erschöpft er sein musste. Die tagelang andauernde Reise durch die Wüste hatte ihm keine Zeit gelassen, Erholung zu finden.
    Zärtlichkeit überflutete mein Herz und ließ es lauter schlagen. Die Empfindung wandelte sich in Erschrecken, als sich unvermittelt die Tür zu seinen Gemächern öffnete. Andrea Luca setzte sich ruckartig auf, um zu sehen, wer sich dort Zutritt verschaffte.
    Schnell schob sich eine dunkle Gestalt in den Raum hinein und schloss die Tür behutsam, nachdem sie sich aufmerksam umgeschaut hatte. Auch ich erblickte den Besucher, einen hochgewachsenen Mann mit kurzem Haar und einem Bart, der in Terranomanier seine Lippen umkränzte. Er war gekleidet wie einer unserer Landsmänner und ich nahm an, dass er zu Andrea Lucas Leuten gehörte.
    Der Adelige entspannte sich und blickte den anderen Mann fragend an.
    »Die Almira wird bereit gemacht und kann in wenigen Tagen ablegen. Ihr hattet offenbar leichtes Spiel, sie von Eurem Vorhaben zu überzeugen, denn im Palast wird alles für die Abreise vorbereitet. Ich habe mich vergewissert, dass niemand um diese Gemächer herum zu finden ist.«
    Die Stimme gehörte zu Bahir, den ich endlich an den blauen Augen erkannte. Darüber hinaus erinnerte wenig an den Mann, den ich in der Wüste angetroffen hatte. Die langen Locken des Wüstenprinzen waren der Schere zum Opfer gefallen und fielen ihm kürzer in das markante Gesicht, auf eine Art, die mich an Andrea Luca erinnerte. Auch sein einstmals voller Bart war ausgedünnt und zurechtgeschnitten. Ich war erstaunt über diese unerwartete Wandlung.
    Andrea Luca glitt aus dem Bett und ein zufriedenes Lächeln huschte über seine Züge. Schnell nahm er das Hemd auf, das er zuvor achtlos zur Seite geworfen haben musste, und zog es über.
    Ich bemerkte, in meine Beobachtung versunken, dass mich meine Kräfte zu verlassen drohten und eine bleierne Müdigkeit durch meinen Körper schlich, die mich lähmte. Trotzdem vermochte ich es nicht, das Bild gehen zu lassen. Verbissen hielt ich die Verbindung aufrecht.
    »Sie war gerne bereit, zu glauben, dass Lukrezia tot ist und ich gebrochen zu ihr zurückgekehrt bin, um mich meinem unausweichlichen Schicksal zu ergeben. Ich habe ihr einen frühen Hochzeitstermin genannt und sie war entzückt darüber, ihr Ziel erreicht zu haben.«
    Bahir nickte verstehend und strich über seinen Bart, ein wenig zögerlich, als er

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