Kurtisanen leben gefaehrlich
meinerseits wirkungslos verpuffen würde. Sadira hatte nur zu genau erfasst, was sich hier abgespielt hatte.
»Du bist eine Artista, deswegen bist du über diesem Bild eingeschlafen! Der Kapitän hat mir von den Hexen eurer Heimat erzählt, doch ich dachte, dass Kurtisanen keine derartigen Kräfte besitzen können. Er erzählte mir, dass man dazu aus einer der großen Blutlinien stammen muss, die euer Land beherrschen. Und dies dürfte auf Kurtisanen nicht zutreffen, falls ich keine falschen Vorstellungen davon habe.«
Ich konnte Sadira nicht belügen. Ich wusste nicht, wie viel Verducci von dem Handwerk einer Artista verstand, doch das mein Auftauchen in der Wüste keines rein natürlichen Ursprungs gewesen war, konnte keinem verborgen geblieben sein, der zumindest die Kenntnis davon besaß, dass solcherlei existierte.
»Nein, das trifft auf Kurtisanen nicht zu. Und ich wurde nicht als Artista geboren. Ich besitze diese unheilvolle Kraft durch das Blut meiner Mutter und habe es selbst nicht gewusst, bis ich einen kleinen Hinweis bekommen habe.«
Sadira nickte und legte das Pergament vorsichtig auf den Tisch zurück. Ich bemerkte, wie ich leise aufatmete, denn ich wusste noch immer nicht, ob diese Werke dem Abgebildeten Schaden zufügen konnten, wenn man sie zerstörte. Der Verlust des anderen Bildes meldete sich in meinem Unterbewusstsein und hinterließ dort ein unbehagliches Gefühl.
Der Marabeshitin blieb meine Reaktion nicht verborgen und sie schaute mich prüfend an. Ein Blick, der nicht allzu angenehm war, starrte er doch bis auf den Grund meiner Seele.
»Du siehst schlecht aus und ich glaube nicht, dass diese Kräfte zu deiner Gesundheit beitragen. Doch ich frage mich auch, warum du sie anwendest.«
Dieser Satz von Sadira, der nichts anderes, als eine ehrliche Frage von ihrer Seite beinhaltete, brachte einige unangenehme Überlegungen zurück. Ich traute Alesia nicht. Es war gut möglich, dass ihre Vorstellung allein dazu gedient hatte, mich weiter zu schwächen oder gar mein Ableben herbeizuführen. Ich war zu ungeübt darin, die magische Macht zu kontrollieren und das wusste Alesia ebenso gut wie ich selbst. Sie brauchte mich nicht mehr, denn Andrea Luca würde bald nach Terrano zurückkehren und dem Einfluss der Prinzessin dort entkommen. Und das, was ich der Unterhaltung zwischen Bahir und Andrea Luca entnommen hatte, bedeutete, dass Alesia nichts gesehen hatte, was sie zu anderen Schlüssen hätte verleiten können. Die junge Artista war wieder im vollen Besitz ihrer Kräfte, und wenn Delilah beseitigt war, blieb nur noch ich, die sie aus dem Weg schaffen musste. Es war gut möglich, dass der Fürst die zuvor geplante Verlobung von Neuem ins Auge fassen würde.
Ich ließ mir Zeit, bevor ich Sadira antwortete und als ich es tat, war meine Stimme düster.
»Ich wollte diese Kräfte nicht anwenden, Sadira. Ich glaube, ich wurde geschickt hereingelegt und habe zu schnell reagiert, ohne das nötige Vertrauen in Andrea Luca zu setzen. Ein Fehler meinerseits, den ich möglicherweise bitter bereut hätte.«
Für die Marabeshitin musste ich in Rätseln sprechen, doch sie fragte nicht weiter, auch wenn ich ihr die Neugier deutlich ansehen konnte. Aber ich wollte noch nicht darüber reden. All dies war eine Vermutung, die in keiner Weise bewiesen war. Vielleicht hatte Alesia in der Tat eine Szene zwischen Andrea Luca und Delilah falsch interpretiert.
Die Unsicherheit nagte an mir und ich biss mir nachdenklich auf die Lippe. Sadira beobachtete mich und ich zwang mich zu einem Lächeln, blickte dann nach draußen, wo die Sonne schon hoch über dem Meer stand und die Welt mit ihrem Strahlen überzog. Von dem Hafen von Faridah oder den goldenen Kuppeln war nichts mehr zu sehen und ich vermutete, dass wir Marabesh hinter uns gelassen hatten und uns auf dem Meer befanden.
Bemüht, das Thema zu wechseln, wandte ich mich zu Sadira um und erhob mich von dem unbequemen Stuhl, der mein Nachtlager gewesen war. Schnell war die kleine Frau an meiner Seite und half mir auf die steifen Beine, die mich noch nicht ohne Widerspruch tragen wollten.
»Die Promessa hat abgelegt? Dann hat Andrea Luca also seine Botschaft überbringen lassen?«
In Sadiras Augen glitzerte ein freudiges Licht.
»Ja, die Nachricht erreichte uns am frühen Morgen durch den Mann aus der Wüste und der Kapitän hat uns sofort ablegen lassen. Wir sind schon seit einer Weile unterwegs. Die Almira wird ebenfalls in zwei Tagen ablegen und deinen
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