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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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liebt, während Ihr in Eurem Selbstmitleid zu blind seid, um es zu erkennen. Ihr hasst Mitleid, Signore Verducci, doch ich sage Euch eines, Ihr tut mir leid!«
    Ich erhob mich ungehalten von meinem Platz, um den Kapitän seinem Rausch zu überlassen und Verducci tat es mir auf wenig elegante Art nach. Er hielt sich mit einer Hand an einem der Fässer fest und starrte mich zornig und mit gerötetem Kopf an.
    »Wie könnt Ihr es wagen, Ihr verdorbenes Weibsstück! Ihr kennt keine größeren Schwierigkeiten als die, das passende Kleid für eine Abendgesellschaft zu finden, und Ihr wollt mir etwas über das Leben erzählen?«
    Unsicher beugte er sich hinab und feuerte dann, bedrohlich schwankend, die nächste Weinflasche gegen die Schiffswand, was mich vorsichtig zur Tür zurückweichen ließ. Ich hatte keine Lust, zu Verduccis Zielscheibe zu werden, wenn er in seiner Wut noch mehr Dinge zertrümmern wollte. Ich machte mich als Weinflasche nicht besonders gut.
    »Nein, nicht über das Leben, aber über die Liebe und über die Frau, der Ihr Tag für Tag ein Messer in das Herz rammt! Aber welchen Nutzen soll es haben, dies einem Trunkenbold wie Euch zu erzählen? Ihr könnt ja nicht einmal mehr auf Euren eigenen Beinen stehen. Haben Euch Eure Männer jemals so gesehen? Wie enttäuschend!«
    Verduccis Gesicht verzerrte sich und ich befürchtete, es übertrieben zu haben. Die nächsten Worte verließen seinen Mund zwischen zornig zusammengebissenen Zähnen und er bebte vor Wut.
    »Wenn ich meiner Schwester nicht geschworen hätte, Euch zu beschützen, dann könnte Euch nur noch die Gnade Edeas retten, Ihr schlangenzüngiges Weib!«
    Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und so machte er mir nicht unendlich viel Angst, trotzdem bewegte ich mich zur Tür hin. Er mochte zwar bei einem Versuch, mir zu folgen, über seine eigenen Füße stolpern, doch ich wollte lieber kein Risiko eingehen.
    Ich zögerte, bevor ich etwas erwiderte. Das Wort Schwester hatte mich aufhorchen lassen und ich starrte den Narbenmann fragend an. Er hatte eine Schwester, die mich kannte? Die meinen Schutz wollte? Ich suchte nach den passenden Worten, um meine Frage zu stellen, ohne ihn noch weiter zu reizen, doch ich befürchtete, dass es dafür bereits zu spät war.
    »Eure Schwester? Dann sagt mir doch, wer Eure Schwester ist, Domenico!«
    Die Haltung Verduccis veränderte sich und er begann, erheitert in sich hinein zu kichern. Eine Reaktion, die mich verwirrte. Er schaute mich ausgesprochen amüsiert an und strich sich selbstzufrieden über das Kinn. Gesten, die in seinem betrunkenen Zustand übertrieben wirkten.
    »Wenn Ihr das noch immer nicht wisst, Lukrezia, dann seid
Ihr
diejenige, die blind ist.«
    Das Kichern steigerte sich zu einem ausgewachsenen Lachanfall und Verducci brach, nach Luft schnappend, auf seinem Fass zusammen.
    Aus ihm war nichts mehr herauszubekommen, zumindest soviel war sicher, und so huschte ich, nach einem letzten Blick voller Abscheu, aus dem Raum und ließ die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.
    Dieser Besuch hatte nicht das gewünschte Ergebnis gebracht und ich sann noch über Verduccis Worte nach, als ich die Kajüte erreicht hatte und mir das Bild von tiefgrünen Augen durch die Erinnerung trieb, die mich anstarrten, als wollten sie mir etwas sagen.
     
     

Kapitel 29
    N
ach meiner Begegnung mit Verducci beeilte ich mich, schnell in die Kajüte zu kommen. Der Tag hatte mir genügend Aufregung geboten und die Müdigkeit machte sich in meinem ohnehin erschöpften Körper deutlich bemerkbar. Ich atmete schwer, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Noch immer verfolgten mich Verduccis Worte über seine Schwester, ebenso wie das Bild dieser grünen Augen, die mich verwirrten. Ich kannte außer ihm nur einen Menschen, der grüne Augen besaß und ich war mir sicher, dass sie keine Geschwister hatte. Oder sollte ich mich so sehr täuschen?
    Ich verwarf den Gedanken, ließ mich vorsichtig auf meinem Schlafplatz nieder und dankte Edea dafür, dass ich zumindest nicht in einer der Hängematten schlafen musste, in denen die Besatzung normalerweise ruhte. Mein Magen war zwar durch die Reise über das Meer an das Schaukeln des Schiffes gewöhnt, ich glaubte allerdings nicht, dass er einen dieser Schlafplätze, in denen man unsicher in der Luft hing und jeder Bewegung ausgeliefert war, lange ertragen würde.
    Müde hing ich meinen Gedanken nach, bis meine Augenlider immer schwerer wurden und ich sie

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