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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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schließen musste. Es war erst früher Abend und ich hatte noch nichts zu mir genommen, doch ich konnte den Schlaf nicht mehr hinauszögern und ergab mich der Ruhe, die meinen Körper wie kühles Wasser überspülte.
    Die Welt der Träume empfing mich mit offenen Armen und ich verlor mich darin, bis eine junge, weibliche Stimme meinen Namen rief und mich ihr entreißen wollte. War es Sadira, die mit mir zu reden wünschte? Ich wehrte mich gegen die Stimme, tat sie als Traum ab und wollte sie ignorieren, doch sie rief beständig weiter nach mir: »Lukrezia! Lukrezia, wacht auf!«
    Unwillig drehte ich mich auf die andere Seite und wollte die unwillkommene Störung ausschließen, bis die Stimme so ungehalten meinen Namen schnappte, dass ich endlich erwachte und mich erschrocken aufrichtete. Die Luft flimmerte vor meinen Augen und ich rieb darüber, um klare Sicht zu erlangen und die Täuschung zu vertreiben. Meine Bemühungen blieben jedoch vergeblich, denn das Flimmern hielt an und eine plötzliche Übelkeit stieg in mir auf.
    Ich stöhnte unwillig, als sich das Gesicht von Alesia della Francesca vor meinen Augen manifestierte und dabei die Einrichtung der Kajüte vor meinem Blick verbarg.
    Dies war also die Ursache meines Unwohlseins. Erbost blickte ich die Artista an, die mich aus meinen Träumen gerissen hatte, noch wesentlich zorniger darüber, dass sie vollkommen erholt vor mir stand. Kein Anzeichen ihrer vergangenen Anstrengungen stand ihr mehr in das hübsche Puppengesicht geschrieben und keine dunklen Ringe verunstalteten ihre makellose Haut. So wie es schien, hatte Alesia alle Ruhe dieser Welt genossen, während ich tagelangen Strapazen ausgesetzt war und nun gönnte sie mir selbstverständlich nicht das Gleiche.
    Meine Stimme troff vor unterdrückter Wut auf die junge Artista, die mich süßlich anlächelte. Ein Lächeln, das ihre wahren Gefühle nicht ganz verbergen konnte, denn in ihren Augen tanzten feurige Lichter.
    »Was wollt Ihr von mir, Alesia? Euch war sicherlich bewusst, dass ich Ruhe gebrauchen kann. Konntet Ihr keinen besseren Moment wählen, um mich aufzusuchen?«
    Alesias Lächeln vertiefte sich und sie strahlte mich förmlich an. Ein Ausdruck, der mich auf unheimliche Weise an eine zubeißende Schlange erinnerte und die Erinnerung an Delilah aufkommen ließ.
    »Aber Lukrezia, Ihr wollt Euch doch wohl jetzt nicht ausruhen? Ihr enttäuscht mich maßlos. Es gibt so vieles zu tun und Ihr habt Eure Aufgabe schließlich nicht zufriedenstellend erfüllt.«
    Meine
Aufgabe
? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich mit Alesia della Francesca ein Arbeitsverhältnis eingegangen war. Ich hob dementsprechend erstaunt die Augenbrauen in die Höhe, während ich sie auf eine Erklärung wartend ansah. Die Übelkeit quälte mich diesmal noch weitaus stärker als sonst, lehnte ich die Magie, aus der sie entsprang, doch aus gutem Grunde ab. Die Gefahr, die sie mit sich trug, ließ eisige Schauer über meinen Rücken rinnen.
    »Oh, das tut mir wirklich leid, Alesia. Vielleicht hättet Ihr mich zuvor über meine Aufgaben aufklären sollen?«
    Ich gab mir keine Mühe, den Spott in meiner Stimme zu verbergen und erwiderte ihr Lächeln mit einer säuerlichen Note. Die Arroganz der Artista ließ die Lavaströme in meinem Inneren aufwallen und sie begannen, langsam durch meine Adern zu strömen.
    Das Mädchen schlug in gespieltem Schrecken eine ihrer zarten Hände vor die rosigen Lippen. Ich wunderte mich nur in geringem Maße über ihre plötzliche Wandlung. Die junge Artista war wohlauf und hatte, während Andrea Luca Delilahs Einfluss entzogen war, einiges von ihrer alten Stärke zurückerlangt.
    »Aber nein, Lukrezia! Ich muss mich bei
Euch
entschuldigen! Ich hätte Euch Eure Aufgaben deutlicher vorgeben müssen. Stellt Euch vor, ich dachte, nur weil Eure Mutter eine Artista war, hättet Ihr ein wenig mehr von Ihrem Verstand erben müssen.«
    Sie kicherte. Ich biss wütend die Zähne aufeinander und bedachte sie mit einem Blick, der sie auf der Stelle hätte töten müssen. Zu meinem Leidwesen blieb mir diese Genugtuung versagt.
    »Wie man eindrucksvoll an Eurem Beispiel erkennt, liebste Alesia, ist adeliges Blut weder eine Garantie für gute Manieren noch für einen besonders ausgeprägten Verstand. Also würdet Ihr mir nun bitte mitteilen, was Ihr mir zu sagen habt und mich dann in Ruhe lassen?«
    Alesias Puppengesicht verzog sich zu einer verärgerten Grimasse und sie verbarg ihre Gefühle nicht mehr

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