Kurtisanen leben gefaehrlich
bemerkte, dass dort nicht mehr die gewohnte Fülle herrschte.
»Ihr solltet trotzdem vorsichtig sein. Die Prinzessin ist geschickt und ihre Leibwache ist ihr treu ergeben. Sobald sie ahnt, was hier gespielt wird, wird sie ihre Kräfte einsetzen, um das Blatt zu wenden.«
Andrea Luca verschränkte die Arme vor seiner Brust und in seinen Augen leuchtete ein entschlossenes Licht.
»Sie wird es nicht herausfinden. Ich halte die Prinzessin auf Abstand, so gut ich es vermag. Meine Trauer ist ein guter Vorwand und ich glaube, dass sie ihr willkommen ist, um ihre Kräfte zu schonen. Wenn ich auf diese Weise gefügig bleibe, muss sie ihren Zauber nicht einsetzen, um zu bekommen, was sie möchte. Je eher wir auf dem Weg nach Terrano sind, desto besser werden unsere Chancen stehen, Delilah zu schlagen. Ich werde in aller Frühe eine Botschaft an Verducci senden, damit das Schiff ablegt und Lukrezia in Sicherheit bringt.«
Der Wüstenprinz war anscheinend der gleichen Meinung, denn er brummte zustimmend und ging dann zu einem Fenster hinüber, um hinter dem Vorhang hinauszuspähen.
Also war Andrea Lucas Vorhaben geglückt und wir konnten am Morgen nach Terrano aufbrechen, während er schon bald selbst nachkommen würde. Meine Augen begannen heftig zu brennen und die Welt verschwamm hinter einem trüben Schleier.
Die Müdigkeit überwältigte mich endgültig, mein Kopf sank auf die Tischplatte und meine Glieder gehorchten nicht mehr länger. Es fiel mir schwer zu atmen und meine Kehle trocknete aus. Ich war nicht mehr in der Lage, eigenständig zu schlucken oder nach Wasser zu greifen, um sie zu befeuchten.
Unzusammenhängende Gedanken zuckten durch meinen Kopf. Warum hatte Alesia mir etwas anderes erzählt? Was hatte ihr Besuch bei mir zu bedeuten? Sie musste wissen, wie es um meine Verfassung bestellt war und dass jede weitere Ausübung der Magie gefährlich für mich war – oder war es etwa das, was sie wollte?
Dann fiel ich in das tröstliche Dunkel zurück, das alle Gedanken auslöschte. Mein Körper verlangte nach Ruhe und forderte sie ohne Rücksicht auf meine Wünsche ein.
Kapitel 30
W
ieder rief eine leise Frauenstimme meinen Namen und jemand schüttelte sanft meine Schulter, um mich aus meinem traumlosen Schlaf zu wecken und in das Reich der Lebenden zurückzurufen. Müde und erschöpft versuchte ich, mich dagegen zu wehren und den eindringlichen Ruf zu ignorieren. Doch wer auch immer mich wecken wollte, ließ sich nicht entmutigen und fuhr unverwandt mit seinen Versuchen fort, ohne sich durch meinen Unwillen abhalten zu lassen.
Mein ganzer Körper war so schrecklich schwer, dass ich dachte, ich könne mich niemals mehr bewegen. Umso erstaunter war ich, als ein beißender Geruch in meine Nase stieg und meine Lebensgeister zurückbrachte.
Die aufdringliche Person, die dort an mir rüttelte, hatte ihre Taktik geändert und hielt mir ein Gefäß an die Lippen, aus dem dieser intensive Geruch stammen musste. Resigniert öffnete ich ein Auge und erkannte eine besorgte Sadira, die mir einen Tonbecher an die Lippen hielt und mich dazu nötigte, seinen brennenden Inhalt zu schlucken. Das Gebräu brannte sich meine Kehle hinab, befeuchtete sie allerdings auch, sobald das Brennen nachgelassen hatte. Stöhnend und hustend versuchte ich mich aufzurichten und öffnete auch das andere Auge, was mir erstaunlich leichtfiel. Sadira musterte mich besorgt.
»Ich nehme an, du bist nicht davon eingeschlafen, dieses Bild zu Papier zu bringen?«
Ich wollte etwas erwidern, doch meine Stimme versagte mir ihren Dienst und veranlasste Sadira dazu, mir erneut den Becher an den Mund zu führen. Ich wusste, dass Widerspruch zwecklos war, und ergab mich in mein grauenvolles Schicksal, ohne weiter darüber nachzudenken. Als der Schmerz nachgelassen hatte, wagte ich einen neuen Versuch, Sadiras Frage zu beantworten. Diesmal funktionierte meine Stimme besser, zwar schwach und krächzend, aber zumindest einigermaßen verständlich.
»Nein, ich habe die durchtanzte Ballnacht nicht verkraftet. Wie geht es dem Kapitän?«
Sadira lachte und griff nach dem Pergament, das Andrea Lucas Gesicht trug. Sie betrachtete es neugierig, als wolle sie sich jede Einzelheit davon einprägen und hielt es fasziniert in der Hand.
»Der Kapitän leidet unter starken Kopfschmerzen und ist recht übel gelaunt, doch es wird sich im Laufe des Tages bessern.«
Ihre dunklen Augen richteten sich bohrend auf mich und ich wusste, dass jedes Abstreiten
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