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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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ich helfen müssen, so gut ich es vermochte.
    Ich vergewisserte mich ein letztes Mal, dass es ihr an nichts fehlte, und trat dann den Weg nach oben an. Eine unangenehme Nervosität breitete sich in meinem Magen aus und begleitete jeden meiner Schritte.
    Ich zögerte, bevor ich das Deck betrat, gab meinem Herzen einen Ruck und sah mich vorsichtig auf der Promessa um. Nein, bei Edea – ein Piratenschiff nach einem Kampf war kein schöner Anblick. Doch zumindest herrschte Ordnung in dem Chaos, das von Verducci ruhig dirigiert wurde, während ihm die weniger schlimm Verletzten dabei zur Hand gingen.
    Ich näherte mich ihm, stieg vorsichtig über durcheinander geworfene Kisten und Fässer, die mir den Weg versperrten. Er hatte sich des blutigen Hemdes entledigt und ich konnte sehen, dass er nur wenige Kratzer davongetragen hatte, von denen die meisten nicht tief in die Haut gedrungen waren. Das Blut war mittlerweile getrocknet und begann, eine Kruste zu bilden.
    Einige der Männer trugen notdürftige Verbände. Sie waren jedoch nicht so schlimm zugerichtet, wie ich es vermutet hatte. Ich atmete erleichtert auf, als ich sie lebendig vorfand. Offenbar hatte es nicht in Roberts Absicht gelegen, zu töten, und er hatte seine Männer stattdessen angewiesen, auf dem Schiff Schaden anzurichten.
    Der Narbenmann wandte sich zu mir um, als er meine Schritte hörte. Sein Gesicht wirkte besorgt und er kam mir schnellen Fußes entgegen. Ich musste mir trotz allem ein Lächeln verbeißen, war ich mir doch sicher, dass seine Sorge Sadira galt. Tatsächlich versuchte er nicht, den Grund für seine Besorgnis zu verbergen.
    »Ist ... Ist Sadira in Ordnung? Roberto sagte, sie sei bei Bewusstsein ...«
    Endlich gönnte ich mir ein kleines Lächeln und nickte beschwichtigend.
    »Sie ist wohlauf, wenn auch sehr geschwächt. Ein Rapier hat ihre Schulter erwischt und sie hat einiges an Blut verloren, doch sie wird schon bald wieder auf den Beinen sein. Sadira gehört nicht zu den Menschen, die lange stillliegen können, ohne etwas zu tun.«
    Verduccis Brust hob und senkte sich, als er den Atem ausstieß und kurz die Augen schloss. Als er sie öffnete, schlich sich etwas auf sein Gesicht, das mich an ein zaghaftes Lächeln erinnerte, also wagte ich einen Vorstoß in unsichere Gefilde.
    »Vielleicht möchtet Ihr nach ihr sehen, Signore Verducci? Sadira wäre sicher sehr erfreut über einen Besuch Eurerseits.«
    Ich blickte ihn mit schief gelegtem Kopf an und verschränkte abwartend meine Arme vor der Brust, beobachtete genüsslich, wie er sich innerlich wand und einen Kampf mit seinem Stolz ausfocht. Schließlich schien er zu einem Ergebnis gelangt zu sein und ein amüsiertes Lächeln spielte auf seinen Lippen.
    »Ihr habt Euer Gewerbe verfehlt, Signorina Lukrezia. Ihr seid vorzüglich als Kupplerin geeignet, auch wenn ich Eure Fähigkeiten als Kurtisane nicht einzuschätzen vermag. Eine Frau, die Andrea Luca Santorini einfängt, ist jedoch sicher nicht zu unterschätzen.«
    Er schüttelte den Kopf über sich selbst, bevor er weitersprach.
    »Nun gut, ich werde also zu Sadira hinabgehen. Vielleicht möchtet Ihr Euch unterdessen die Wunden meiner Männer ansehen, bevor sie heute Abend ihren Sieg feiern und die Schmerzen über dem Alkohol in ihrem Blut vergessen.«
    Ich ließ es zu, dass sich mein Lächeln vertiefte, dann deutete ich einen Hofknicks an und wandte mich ab, nicht aber, ohne noch eine letzte Bemerkung über meine Schulter zu werfen.
    »Stets zu Euren Diensten, Signore Verducci.«
    Dann verschwand ich mit einem leisen Lachen in Richtung der verletzten Männer, während Verducci mir kopfschüttelnd hinterher sah.
    Ich beschäftigte mich damit, mir auszumalen, wie die Begegnung in der Kajüte wohl verlaufen mochte, und lenkte mich damit von dem Anblick der grausig aussehenden Wunden ab, die sich einige der Männer eingefangen hatten. Die Piraten waren von derlei Widrigkeiten kaum zu beeindrucken und ließen sich ausgesprochen gern von einer Frau versorgen, wenn ich dies auch nicht halb so gut zu bewerkstelligen vermochte wie Sadira.
    Domenico hatte mir vorsorglich einige von ihren Tinkturen und Medizinfläschchen gebracht und es war deutlich zu erkennen, dass Sadira selbst ihm dazu die Anweisungen gegeben haben musste, ansonsten hätte er wohl kaum die Richtigen finden können. Es war ein erheiternder Gedanke, wie die kleine Sadira den großen Piraten Verducci befehligte, und ich lächelte leise in mich hinein, wann immer das Bild in

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