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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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mein Gedächtnis zurückkehrte.
    So verging die Zeit wie im Fluge, während ich Wunden von Säbelschnitten reinigte, Verbände anlegte und Knochen schiente. Etwas, das mir besonders schwerfiel, bei dem mir allerdings Roberto gut zur Hand ging, um mich vor dem Schlimmsten zu bewahren.
    Es war schon dunkel geworden, als ich meine Arbeit beendete und mir überlegte, zu Sadira zurückzukehren. Ich zögerte noch, war Verducci doch zwischenzeitlich nicht nach oben gekommen und ich wollte nicht diejenige sein, die die beiden in ihrer trauten Zweisamkeit störte.
    Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als Verducci an Deck erschien. Sein Gesicht war ernst und ich fragte mich, ob die Begegnung schlecht verlaufen war, bis ich sah, wie er einen langen Dolch aus seiner Lederscheide zog. Einen Dolch, der eher an einen marabeshitischen Ritualdolch, als an eine Waffe erinnerte. Er war sorgfältig verziert und mit Edelsteinen besetzt, die im Licht der Laternen funkelten.
    Ich zuckte erschrocken zusammen, als er einige Befehle bellte, und beeilte mich, möglichst schnell aus der Schusslinie zu gelangen, ohne meinen Beobachtungsposten zu verlassen. Neugierig blickte ich mich um. Einige von Verduccis Männern verschwanden, kehrten aber nach wenigen Minuten mit Red Sam in ihrer Mitte zurück.
    Als der rothaarige Pirat meiner gewahr wurde, fuhr er merklich zusammen und schaute mich aus großen, respektvollen blauen Augen an. Nun gut, zumindest würde er sich nicht mehr an mir vergreifen.
    Ich schenkte ihm ein katzenhaftes Lächeln und zwinkerte ihm zu, eine Geste, die ihn vollkommen verunsicherte und seine Augen noch größer werden ließ. Beinahe tat mir Red Sam leid, allerdings wirklich nur beinahe. Der Pirat hatte wenig Gutes im Sinn gehabt.
    Fasziniert beobachtete ich, wie die Männer einen Kreis um ihren Kapitän und Red Sam bildeten. Sie hatten sich in der Mitte des Schiffes aufgestellt und bezeugten schweigend das Geschehen.
    Red Sam scheute nicht zurück und zeigte keine Angst. Er stand ruhig da und sein rotes Haar leuchtete im Licht der Fackeln auf. Verducci blickte ihm fest und grimmig in die Augen, drehte den Dolch und reichte ihn dem Piraten mit dem Griff voran.
    Schlagartig wurde mir bewusst, was gerade vor meinen Augen geschah. Red Sam würde seinen Schwur leisten oder sein Leben war verwirkt und er durfte Bekanntschaft mit den Haien schließen, die sich über einen solchen Leckerbissen sicher freuen würden.
    Verduccis Stimme war ebenso düster wie sein Gesicht, als er das Wort ergriff.
    »Nun ist die Zeit deiner Entscheidung gekommen, Red Sam. Schwöre den Wegen deines Kapitäns ab und gelobe der Promessa und mir deine Treue oder triff dein Schicksal. Es liegt in deiner Hand.«
    Der Rothaarige blickte den Kapitän stur und ohne zu blinzeln an, dann griff er nach dem Dolch und ritzte sich blitzschnell mit der scharfen Schneide über die Handfläche. Dunkelrote Blutstropfen fielen auf die Holzplanken des Schiffes. Er ballte seine Faust und seine raue Stimme, mit dem starken Akzent eines Alvioners, erklang auf Terrano. Red Sam war gebildeter, als ich es angenommen hatte.
    »Ich schwöre dir die Treue, Domenico Verducci, und ich werde auf der Promessa dienen, solange es nicht gegen mein eigenes Volk geht.«
    Ein Murmeln lief durch die Menge, dann verzog sich Verduccis Gesicht zu einem amüsierten Grinsen und er nahm den Dolch, den Red Sam ihm darbot, zurück, um sich ebenfalls die Handfläche aufzuschlitzen. Auch das Blut des Kapitäns tropfte zu Boden und vermischte sich dort mit dem des rothaarigen Mannes von den Smaragdinseln. Schließlich reichte er ihm die blutende Rechte und Red Sam schlug ein.
    Endlich löste sich die Anspannung auf dem Schiff und Alkohol wurde gebracht. Ich zog mich diskret zu Sadira zurück, wo es sicherer sein würde. Das Gelächter und die Rufe der Männer hallten in meinen Ohren nach. Seemannslieder erklangen und verstummten während der ganzen Nacht, in der der Rum in Strömen floss, nicht mehr.
     

    Ich fand Sadira in der Kajüte in einem glückseligen Zustand vor, der anzeigte, dass ihr Beisammensein mit Verducci gut verlaufen war, und begab mich, nach einigen Sätzen, die dies bestätigten, auf mein improvisiertes Lager auf dem Boden.
    Meine Gedanken schweiften zu Andrea Luca und ich fragte mich, ob auch uns irgendwann das Glück vergönnt sein würde, zusammen zu sein. Die Kurtisane und der Terranofürst – es schien zu schön, um wahr zu sein. Ich drängte tapfer die Tränen zurück, die

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