Kurtisanen leben gefaehrlich
über meine Wangen laufen wollten.
Die Zeit, den Rest der Reise anzutreten, war gekommen und dann würde sich mein Schicksal ebenso entscheiden, wie es das von Red Sam heute getan hatte. Wir waren nun mehr nur noch wenige Tage von Terrano entfernt, wenn der Wind günstig blieb, und mein Treffen mit Beatrice Santi stand kurz bevor.
Ich seufzte leise, als ich an die Botschaft dachte, die mir Andrea Luca für sie gegeben hatte, widerstand jedoch der Versuchung, sie zu öffnen. Ich würde ohnehin früh genug erfahren, was mir bevorstand und verspürte nicht den Wunsch, in eine Zukunft zu blicken, die mich mit Angst erfüllte. Mit diesen beunruhigenden Gedanken schlief ich zu dem Klang rauer Seemannsstimmen und lauten Gelächters ein, um schon bald dem nächsten Morgen in das sonnige Antlitz zu blicken.
Kapitel 34
L
autes Johlen auf der Promessa riss mich aus meinen wirren Träumen und ich setzte mich erschrocken auf. Benommen rieb ich den Schlaf aus meinen Augen und sah zu Sadira hinüber, doch von der kleinen Marabeshitin fehlte jede Spur.
Ohne mich um mein Erscheinungsbild zu kümmern, warf ich alles beiseite, was mich an der freien Bewegung hinderte und hastete an Deck hinauf, wo ich die Mannschaft an der Reling versammelt vorfand. Dies war also der Grund für mein Erwachen und hier fand ich auch Sadira, die etwas abseits von den lachenden Männern stand. Sie klammerte sich an das Holz des Schiffes, um nicht den Halt zu verlieren.
Neugierig lief ich zu ihr hinüber und wurde mit dem köstlichen Anblick des nun nicht mehr sonderlich selbstgerechten John Roberts in einem kleinen Beiboot belohnt, der voll hilflosen Zornes zu der Mannschaft hinauf starrte, während er davon trieb. Selbstverständlich von den besten Wünschen der Besatzung der Promessa begleitet, die in entsprechender Lautstärke kundgetan wurden.
Amüsiert sah ich dem Piraten für eine Weile hinterher, suchte dann nach Verducci, der einen erhöhten Standort gewählt hatte und sich das Schauspiel von dort besah. Ein grausames, hartes Licht tanzte in seinen Augen, obgleich seine Mundwinkel anzeigten, dass er sich ebenfalls amüsierte. Sadira hatte mich inzwischen bemerkt und ich blickte sie auf gespielt strenge Weise an, was sie ihre Schultern zucken ließ. Eine Geste, die sie, nach ihrem vor Schmerz verzogenen Gesicht zu urteilen, schnell bereute.
Ich stützte die Marabeshitin und verschwand mit ihr unter Deck. Dabei wurden wir beständig von Verduccis besorgtem Blick verfolgt, der Sadiras Haltung sogleich aufrechter werden ließ.
Irgendwann war das Gelächter der Männer verstummt und alle begannen damit, wieder an ihre Arbeit zu gehen. Eine Arbeit, die uns immer näher an Terrano heranbrachte und mich mit jeder Seemeile besorgter werden ließ. Beatrice Santi aufzusuchen erschien mir, wie die Höhle einer Löwin zu betreten, die gerade ihre Jungen bekommen hatte.
Der Gedanke an die Artista ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Andrea Luca schien dieser Frau zu vertrauen und ich fragte mich, in welcher Beziehung sie zueinander standen, erschien es mir doch, trotz seines Rufes, als eher unwahrscheinlich, dass sie in Liebe miteinander verbunden waren.
Grimmig spielte ich sämtliche denkbaren Szenarien in meinem Kopf durch und erinnerte mich an die vielfältigen Gerüchte, die mir über Beatrice Santi zu Ohren gekommen waren. Offenkundig gab es nur wenig Gutes über die Artista zu berichten.
Die Fürstin von Orsanto lebte schon seit geraumer Zeit allein, ohne einen Mann an ihrer Seite, nachdem es um ihre Ehe einen Skandal gegeben hatte, von dem man wenig wusste, über den aber vieles vermutet wurde. Scheinbar hatte es etwas mit den Santorini zu tun. Ob darin allerdings der legendäre Hass zwischen Beatrice und dem jüngeren Pascale Santorini begründet lag, wusste in Wirklichkeit niemand. Nach all den Jahren war diese Geschichte, die sich vor meiner Geburt abgespielt hatte, noch lange nicht vergessen und man wagte es nicht, darüber zu reden, wenn der Fürst in der Nähe war.
Manche flüsterten davon, dass die mächtige Artista ihren Mann getötet hatte, andere erzählten von einer dunklen Quelle, aus der sie ihre Macht bezog und die die Magie in ihrem Blut verstärkte.
Ich glaubte nichts davon, obgleich mir die Gerüchte eiskalte Schauer über den Rücken jagten. Es war nicht von Belang, ob sie der Wahrheit entsprachen. Aber es war gewiss, dass Beatrice Santi nichts unternahm, um sie verstummen zu lassen und sie stattdessen durch
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