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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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sonderlich große Beachtung zu schenken. Angesichts der Tatsache, dass sie hinter Sam ging und ihm auf die Finger klopfte, beruhigte mich dies ein wenig.
    So ging ich also ein weiteres Mal den Weg, den ich in der Nacht zuvor ständig in meiner Erinnerung durchlaufen hatte. Bald erreichten wir die tückische Treppe, die mir bei meinem letzten Besuch mit ihrem Knarren zu schaffen gemacht hatte. Ängstlich warf ich einen Blick auf den schweren Alvioner, dessen Gewicht in keinerlei Hinsicht mit Sadira oder mir zu vergleichen war. Ich betete stumm dafür, dass er zumindest nicht allzu viel Lärm verursachen würde, während ich meinen Fuß vorsichtig auf die erste Stufe setzte und den anderen bedeutete, dass diese Treppe nicht zu unterschätzen war.
    Sam musterte das glänzende Holz misstrauisch und folgte mir dann, so darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen, dass es wirkte, als liefe der große Mann über rohe Eier.
    Nach einer Weile hatten wir die Treppe erfolgreich gemeistert und ich hielt auf dem Treppenabsatz inne, um mich zu orientieren und dann die Richtung einzuschlagen, in der Alesias Arbeitszimmer in meiner Erinnerung lag.
    Das Haus war still, als gäbe es kein Lebewesen innerhalb seiner Mauern. Ich war dankbar dafür, spürte aber dennoch ein leichtes Prickeln der Gefahr in meinem Nacken, das meine Schritte unsicher werden ließ. Es wollte mich vor etwas oder vor jemandem warnen, dessen war ich mir sicher, denn ich kannte das Gefühl mittlerweile nur zu gut.
    Es war jetzt nicht mehr weit bis zu dem Arbeitszimmer. Ich hoffte inständig, dass Alesia in dieser Nacht einen festen Schlaf besaß und nicht urplötzlich den Wunsch verspürte, den Raum zu betreten, um nach Andrea Luca zu sehen.
    Nachdenklich sah ich mir die Türen an, denn eine der dunkelbraunen Holztüren mit den Schnitzereien glich der anderen und so gab es keine Orientierungshilfe. Ich würde meinem Instinkt vertrauen müssen.
    Mit einem aufmunternden Lächeln in Richtung meiner Begleiter schritt ich munter voran, um den Eindruck zu erwecken, dass ich ganz genau wusste, welches der Zimmer wir betreten mussten. Ich lief weiter, bis ich mich dazu entschied, anzuhalten und vorsichtig die Tür zu öffnen, die ich für die Richtige hielt. Ein Klicken teilte mir mit, dass die Tür nicht verschlossen war und so atmete ich tief ein, bevor ich sie einen Spalt weit öffnete und mir der vertraute Geruch nach Farbe in die Nase stieg. Dies war tatsächlich der gesuchte Raum, meine Erinnerung hatte mich nicht getrogen.
    Mit einem leisen Zischen entwich die Luft aus meinen Lungen und ich nickte Sadira und Sam zu, die mit misstrauischen Blicken hinter mir standen und mein Tun beobachteten. Bei dem Geruch, der aus dem Zimmer strömte, sahen sie nicht wesentlich glücklicher aus, dennoch folgten sie mir hinein und Sadira schloss die Tür.
    Der Mond beleuchtete den Raum mit seinem blassen Licht und ließ die weißen Leinentücher, die über den Gemälden lagen, wie Geister erscheinen. Sie waren bestens geeignet, einen arglosen Besucher zu erschrecken und ihn in die Flucht zu schlagen.
    Mit einigen stummen Bewegungen wies ich auf die Tür zu Alesias Schlafzimmer hin. Sadira positionierte sich sogleich mit gezogenem Dolch daneben, während Sam an der Tür stehen blieb, durch die wir eingetreten waren, und die Arme vor der Brust verschränkte. Kein schlanker Terrano würde an dem breiten Mann vorbeigelangen.
    Ich zögerte nicht lange und schaute mich suchend in dem Raum um, bis mein Blick an einem hohen Gemälde hängen blieb, das ebenfalls von einem Leinentuch bedeckt wurde. Es bestand kein Zweifel daran, hinter diesem Tuch würde ich Andrea Lucas Gesicht finden. Der Ring an meinem Finger begann, auf unangenehme Weise zu pulsieren und strahlte eine fast unerträgliche Hitze ab, die meine Haut rötete, als ich das leichte Tuch zur Seite zog und das Gemälde dahinter freilegte.
    Erneut staunte ich über Alesias Kunstfertigkeit, die die kleinsten Details noch im dürftigen Licht des Mondes erkennen ließ. Sie verlieh dem Bildnis einen solch starken Anschein von Lebendigkeit, dass ich es kaum wagte, die Leinwand in dem schweren Rahmen zu berühren, aus Angst, ich könnte etwas Unwiederbringliches zerstören. Übelkeit erfasste mich, wie jedes Mal, wenn ich mit Alesias Magie in Berührung kam. Ich verspürte einen unwiderstehlichen Drang, das Bildnis zu bedecken und von diesem Ort zu verschwinden. Wenn mir jedoch in diesem Moment eines deutlich bewusst war, dann war es die

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