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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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gelangen und setzte uns mit einem gekonnten Sprung nach, nachdem wir den Garten der Villa sicher erreicht hatten.
    Als ich mich im Inneren des Gartens der della Francesca befand und mich darin umsah, fiel die ausgelassene, heitere Stimmung, die der Pirat verbreitet hatte, von mir ab. Ich blickte mich vorsichtig zwischen den hohen Bäumen um. Alles war so, wie ich es bei meinem ersten Besuch vorgefunden hatte und das Haus schien schlafend und ruhig dazuliegen, was mich ein wenig ermutigte.
    Red Sam und Sadira sahen mich fragend an. Ich ließ meinen Blick suchend über die Hauswand streifen, bevor ich den kleinen Balkon und das zugehörige Rosenspalier entdeckt hatte und stumm darauf wies. Der Anblick ließ mir die unangenehme Tatsache zu Bewusstsein kommen, dass ich erneut die Handschuhe vergessen hatte und mir wieder die Finger würde zerstechen lassen müssen. Doch alles Verfluchen meiner eigenen Vergesslichkeit nutzte nun nichts mehr, denn ich konnte sie, trotz meiner neu entdeckten Fähigkeiten, nicht einfach herbeizaubern.
    Amüsiert nahm ich wahr, wie Red Sam bei diesem Anblick der Unterkiefer nach unten klappte, doch auch er würde es durchstehen müssen, ob nun mit oder ohne schützendes Beiwerk. Und ein Pirat verfügte über wesentlich unempfindlichere Finger als eine Kurtisane, daran bestand kaum ein Zweifel.
    Nur eine leise, eindringliche Warnung zischte ich den beiden noch zu, bevor ich mich auf den Weg machte: »Seid vorsichtig und hinterlasst keine Blutspuren!«
    Ich konnte trotz der Dunkelheit erkennen, wie Sams Gesicht bei meinen Worten blass geworden war und jeglicher gesunden Farbe entbehrte. Ungerührt lief ich auf den Balkon zu und bemerkte nach einem Augenblick, wie mir Sadira und Sam zögerlich folgten.
    Der Aufstieg war nicht allzu beschwerlich, wenn man von den vielen kleinen Stichen absah, die die Rosen an unseren Händen hinterließen. Wir erreichten den Balkon schnell, nur um dort vor einer neuen Hürde zu verharren. Die hohe Tür, die ins Innere führte, war verschlossen und sie sah keineswegs so aus, als würde sie von alleine aufschwingen wollen.
    Es mochte sein, dass Alesia darauf bestanden hatte, dass in der Nacht alle Türen und Fenster geschlossen blieben, nachdem ich sie besucht hatte. Ich fragte mich, welche anderen Überraschungen uns wohl im Inneren erwarteten.
    Sadira sah mich erwartungsvoll an, ich antwortete jedoch nur mit einem hilflosen Schulterzucken. Was konnte man gegen eine Tür ausrichten, wenn man möglichst keinen Lärm verursachen durfte?
    Red Sam rieb sich nachdenklich über die rotgoldenen Bartstoppeln und überlegte. Dann breitete sich ein fröhliches Lächeln auf seinen Lippen aus und er nestelte an einem kleinen Stoffbeutel, der, von mir bisher unbemerkt, an seiner Seite hing. Er schien einige hilfreiche Materialien zu enthalten.
    Sam wirkte mitnichten von dieser Hürde eingeschüchtert. Ich wartete beinahe darauf, dass er anfing, ein munteres Seemannsliedchen zu pfeifen, während er einen langen, metallenen Gegenstand aus dem Beutel beförderte und uns anwies, zur Seite zu treten.
    Fasziniert beobachtete ich, wie er sich damit an der Tür des Balkons zu schaffen machte und eine Weile ausgesprochen konzentriert beschäftigt war. Dann war ein leises Klicken zu vernehmen und die Tür schwang ohne Gegenwehr auf.
    Mit einem stolzen Grinsen trat Sam beiseite und zog eingebildet eine seiner dichten Brauen in die Höhe, bevor er uns mit einer Geste einlud, einzutreten. Kein wahrer Gentleman, wenn man bedachte, dass er uns damit in die Gefahr vorausschickte. Aber seine Imitation eines Höflings war durchaus annehmbar.
    Wie erwartet, fanden wir uns im Salon der della Francesca wieder, dessen kleine Kostbarkeiten an Ort und Stelle standen. Sie brachten golden blitzende Münzen in Red Sams Augen und entlockten ihm ein leises Schnalzen. Offenbar fand er an diesen Dingen ebenso großen Gefallen wie zuvor an Ophélies Unterröcken.
    Ich konnte es ihm nicht verdenken, war er doch in einem wahren Paradies gelandet, warf ihm aber trotzdem einen strengen Blick zu. Er reagierte mit einem hundeartig treuen Blick seiner unschuldigen, blauen Augen. Ich konnte beinahe spüren, wie sich sein Körper entschlossen straffte, als er tapfer versuchte, den Versuchungen zu widerstehen und beeilte mich deshalb, den Salon so schnell wie möglich hinter uns zu lassen.
    Im Gegensatz zu Sam war Sadira vollkommen auf ihre Aufgabe konzentriert. Sie folgte mir aufmerksam, ohne den Reichtümern

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