Kurtisanen leben gefaehrlich
Wunsch, allzu schnell wieder daraus hervorzukommen, was ich eigentlich nur aufgrund des wunderschönen Parks bedauerte, der zu einer Erkundung einlud.
Ob Andrea Luca seine Mutter über seine Pläne in Kenntnis gesetzt hatte? Ich konnte nur Vermutungen anstellen, hatte sie dies doch mit keinem Wort zu erkennen gegeben und ein, zumindest für sie, gewöhnliches Verhalten an den Tag gelegt. Ich fand es schade, dass er mich nicht aufgesucht hatte und war gleichzeitig froh darüber, denn so war ich nicht in Versuchung gekommen, ihm etwas über meine eigenen Pläne zu enthüllen.
Es war kaum zu glauben, aber schließlich neigte sich der Tag seinem Ende zu. Ich ließ mir von Antonia aus dem leichten Sommerkleid helfen und schlüpfte stattdessen in Hosen und Stiefel. Weitaus langwieriger war es, die geschmückten Nadeln aus meinen Haaren zu entfernen, die das Mädchen am Morgen mühsam zu einer eleganten Frisur verarbeitet hatte. Für mein Unterfangen war Eleganz eher hinderlich. Es erschien mir unerheblich, ob ich im Falle einer Entdeckung ein attraktives Äußeres vorzuweisen hatte.
Nach einer Weile waren alle Vorbereitungen abgeschlossen und ich musterte meinen Aufzug eingehend. Danach wies ich Antonia an, zu Bett zu gehen, als sei alles vollkommen gewöhnlich und schlich mich aus dem Zimmer.
In der Villa Santi war es mittlerweile ruhig. Ich konnte nirgends Diener entdecken, die noch ihrer Arbeit nachgingen, während ich über die Flure huschte und mich dabei von Schatten zu Schatten bewegte.
Ich hielt nur für einen kurzen Moment inne, um ein Stoßgebet an Edea zu senden, in dem ich sie darum bat, Andrea Luca in dieser Nacht nicht an meinem Fenster auftauchen zu lassen. Dann kam auch schon die breite Treppe in mein Blickfeld, deren sonst stets schimmerndes Holz in der Dunkelheit matt wirkte. Irgendjemand hatte alle Fenster geschlossen und so lag die Villa in völliger Stille da, in der kein Laut zu vernehmen war. Es wirkte, als sei sie ausgestorben und als sei ich der einzige atmende Mensch hinter ihren Mauern.
Leise und vorsichtig stieg ich die Stufen hinab, achtete dabei auf jedes Knarren, das möglicherweise unter meinen Sohlen hervordringen konnte. Bald hatte ich jedoch auch diese Hürde überwunden und eilte durch den mir bekannten Salon, in dem ich einen offenen Durchgang kannte, der nach draußen führte.
Es erschien mir zu riskant, den Vorderausgang zu nutzen, an dem ich eine Wache vermutete. Zwar gab es keinen Grund dafür, da wohl nur die wenigsten wussten, wer hier residierte. Allerdings hielt ich Beatrice Santi für misstrauisch genug, um nichts dem Zufall zu überlassen.
Schnell trat ich in den Garten hinaus und lief über das weiche Gras, das meine Schritte angenehm dämpfte. Es führte mich in die Schatten der Bäume, die mich zumindest ein klein wenig vor dem unbarmherzig hellen Licht des Mondes schützten und mich sicher über die Mauer geleiteten.
Kein Hindernis kreuzte meinen Weg und niemand hielt mich von meinem Vorhaben ab. Mein Ausbruch in die Freiheit, hinaus auf die silbrig leuchtenden Straßen von Porto di Fortuna, war beinahe zu leicht gelungen. War es möglich, dass die Herrin des Hauses meine Schritte beobachtete? Es würde keine Schwierigkeit für sie darstellen, an meine persönlichen Habseligkeiten zu gelangen und wer wusste schon, womit sie sich am Tage die Zeit vertrieb?
Suchend sah ich mich auf der dunklen Straße um und ließ meine Augen über die anderen Adelsvillen dieser Gegend gleiten. War Sadira erschienen oder hatte Verducci ihr meine Nachricht vorenthalten? Mein Herz begann, in meiner Nervosität lauter zu schlagen und ein unangenehm unruhiges Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus, während ich auf ein Zeichen wartete, dass ich nicht allein war.
Endlich erblickte ich die kleine Frau, wie sie aus dem Schatten der Villen auftauchte, und beeilte mich, ihr entgegenzulaufen. Sadira hatte ein abenteuerlustiges Lächeln auf den Lippen. Ein schmales Rapier hing an ihrer Seite und wippte im Takt zu ihren Schritten und zu den Bewegungen ihres zu einem Zopf gebundenen Haares, als auch sie schneller zu laufen begann.
Für einen Moment wunderte ich mich über die Wahl ihrer Waffe, hatte ich bei einer Marabeshitin doch eine andere Klinge erwartet. Aber ich verwarf den Gedanken sogleich. Es gab nun Wichtigeres.
Dann, als ich sie schon beinahe erreicht hatte, trat ein großer, breit gebauter Mann mit langem, lockigem Haar aus der Dunkelheit. Ich blieb erschrocken mitten
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