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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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meines Stahls zu spüren bekommen.«
    Für die Dauer einiger Atemzüge starrten wir uns stumm an und niemand sprach ein einziges Wort. Dann ergriff Sadira, die die undankbare Aufgabe besaß, die Artista zu halten und ihr an Körpergröße unterlegen war, erneut das Wort.
    »Was sollen wir mit ihr tun? Wenn ich sie loslasse, hetzt sie uns ihre Männer auf den Hals, ehe wir das Haus verlassen können.«
    Ihre Stimme riss mich aus meiner Starre. Alesia musste es ähnlich ergehen, denn ihr erschrockenes Gesicht verwandelte sich in eine kalte, überlegene Maske. Ein schmales Lächeln umspielte ihren rosigen Mund.
    Sam musterte eingehend seine Fingernägel, bevor sich ein grausames Grinsen auf seinen Zügen ausbreitete, das selbst Alesia merklich schlucken ließ. Er bot einen ausgesprochen niederträchtigen Anblick. Ich fragte mich unwillkürlich, ob dies lediglich einer gewissen Übung zuzuschreiben war oder tatsächlich einen seiner verborgenen Wesenszüge darstellte.
    »Ach, wir nehmen sie entweder einfach mit oder müssen sie eben töten – wobei das schade wäre. Ich könnte so ein hübsches Ding gut dazu gebrauchen, meine Stiefel zu putzen und mir das Bett zu wärmen.«
    Sam trat näher an Alesia heran, die sich instinktiv zurückziehen wollte, sich dabei jedoch nur noch fester an Sadira presste. Er musterte sie eingehend, mit einem lüsternen Grinsen auf den Lippen. Ich musste mich räuspern, um bei der Vorstellung einer stolzen Artista, die die Stiefel eines Piraten putzen sollte, nicht in hysterisches Gelächter auszubrechen und schalt mich für meine schlechten Nerven. Dann schob ich den blutigen Dolch entschlossen in meinen Stiefel zurück, verdrängte das in mir aufwallende Schaudern und schenkte Alesia meinerseits ein unschuldiges, süßes Lächeln.
    »Wir sollten uns schnell entscheiden, was wir mit ihr tun, bevor sie einen ihrer schmutzigen Tricks anwendet. Oh, aber ich bin unhöflich. Ich grüße Euch, Signorina della Francesca. Verzeiht unser nächtliches Eindringen in Eure Gemächer, doch ich glaube, ich bin nicht gewillt, Eure Machenschaften noch länger zu unterstützen. Unsere Zusammenarbeit endete bereits bei Eurem zweifelhaften Versuch, mich zu beseitigen. Ihr erinnert Euch sicher daran.«
    Wir starrten uns feindselig an und in diesem Moment schien, außer uns beiden, niemand zu existieren. Alesias Gesicht verzerrte sich zu einer Maske voller Hass, bevor sie ihren Gleichmut wiederfand. Ein grausames Lächeln, das einem Piraten alle Ehre gemacht hätte, trat auf ihre Lippen. Ihr Blick fiel auf die zusammengerollte Leinwand, die ich in meinem Arm hielt und die Wut in ihren Augen wirkte, als könne sie alles verbrennen, was ihren Weg kreuzte.
    »Du hättest das nicht tun sollen, Ginevra. Du hast in deiner Dummheit deinen eigenen Untergang besiegelt.«
    Sie ließ ihre Augen zu meinem Stiefel wandern, in dem der Dolch nun steckte, und betrachtete sich dann den Blutfleck am Boden. Ihr Gesicht verzog sich plötzlich vor Schmerz und sie brach in Sadiras Armen zusammen.
    »Was hast du getan, du närrisches Weib!«
    Ihre Knie gaben nach. Ich starrte sie voller Entsetzen an und mein Herz krampfte sich vor Angst zusammen. War das, dort am Boden, Andrea Lucas Blut? Oder war es ein weiterer Trick der Artista, mit dem sie sich ihren Weg freikämpfen wollte?
    Tränen stiegen in ihren Augen auf, als sie laut und schmerzvoll aufschluchzte und ihr Körper erschlaffte.
    Es fiel Sadira immer schwerer, sie noch zu halten. Die Marabeshitin blickte mich hilflos und mit weit aufgerissenen Augen an, bevor sie Alesia zu Boden sinken ließ.
    Das Blut in meinen Ohren begann zu rauschen, als sei ich einer Ohnmacht nahe. Wie durch einen Wasserfall hörte ich Red Sams Stimme an meinem Ohr und fühlte, wie mich ein starker Arm stützte.
    »Verdammt, Sadira! Bring sie zum Schweigen oder sie wird mit ihrem Geschrei das ganze Haus in Aufruhr versetzen!«
    Dankbar lehnte ich mich für einen Augenblick an die breite Brust des Seemannes und schüttelte den Wasserfall aus meinen Ohren, versuchte, klar zu denken. Sicher war es nur eine List. Andrea Luca konnte nichts geschehen sein und Alesia würde alles tun, um aus dieser Situation unbeschadet hervorzugehen.
    Ich atmete tief ein und packte den Griff meines Rapiers fester, verließ mich wieder auf meine eigenen Beine.
    »Schnapp sie dir, Sam! Wir müssen hier raus, so schnell wir können!«
    Der große Rothaarige setzte sich sofort in Bewegung und lief zu Sadira hinüber. Alesias

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