Kurtisanen leben gefaehrlich
Fürsten, der am anderen Ende des Raumes von einer scherzenden Menge umgeben war. Ich versuchte, gelassen zu bleiben, obwohl ich Mühe hatte, den Impuls, davonzulaufen, zu unterdrücken. Kannte der Fürst etwa schon meine wahre Identität? Hatte er Angelina in seiner Gewalt? Oder würde Alesia nun dafür sorgen, dass er alles erfuhr? Meine Gedanken überschlugen sich und verwandelten sich in die schrecklichsten Fantasien. Was sollte ich tun? Was hatte Alesia geplant?
Möglichst unauffällig sah ich mich in dem Saal um, bemüht, einen Ausweg aus einer Situation zu finden, die ich noch nicht einmal kannte oder im Entferntesten verstand, als jemand meine Hand ergriff und mich ohne Vorwarnung zu den Tanzenden hinüberzog.
Mit vor Schreck geweiteten Augen schaute ich auf und fand mich Andrea Luca gegenüber, der unbemerkt eingetreten sein musste. Sein Gesicht war ernst und ähnlich farblos, wie das meine. Er tanzte mit mir in eine weniger belebte Ecke des Ballsaals und führte mich dann hinaus in den nächtlichen Park.
Der Vollmond stand hoch am Himmel und untermalte die Schönheit des beleuchteten Parks, der, bis auf die Geräusche der kleinen Springbrunnen und des Trubels im Inneren des Palazzo Santorini, still war. An einem anderen Tag hätte ich diesen romantischen Ort in vollen Zügen genossen, doch heute stand mir der Sinn nicht danach. Sorgenvoll sah ich auf die Fenster zurück, durch die ich Alesia bei dem Fürsten stehen sehen konnte.
Andrea Luca bemerkte meinen besorgten Blick und folgte seiner Richtung, wandte sich dann aber wieder zu mir um. Die Sorge auf seinem Gesicht hatte sich noch verstärkt. Ich hatte ihn noch nie zuvor so erlebt. Seine Maske war gefallen und hatte sein wahres Ich darunter entblößt. Ein leiser Fluch entwand sich seinen Lippen.
»Was im Namen des Abgrundes tut Ihr hier, Lukrezia? Ihr könnt nicht bleiben, es ist zu gefährlich für Euch!«
Ich spürte, wie das Blut in meinen Ohren zu rauschen begann, und nahm die Maske ab, um besser atmen zu können. Das Geschehen wirkte auf mich wie ein böser Albtraum, der mich nicht aus seinen Klauen entließ, sondern unaufhaltsam auf seinen Höhepunkt zustrebte.
»Soll ich eine Einladung des Fürsten ausschlagen? Ihr wisst so gut wie ich, dass mir das nicht möglich ist. Was geht hier vor, Andrea Luca?«
Die Angst in meiner Stimme und meine Atemlosigkeit mussten deutlich herauszuhören sein. Mit einer raschen, impulsiven Bewegung zog er mich an sich und hielt mich fest, seine Hand streichelte beruhigend über mein Haar. Tonlos flüsterte er seine Antwort.
»Ich weiß es nicht, Lukrezia ... Ich weiß es nicht. Aber Pascale hasst Kurtisanen und er muss Pläne für diesen Abend haben, sonst hätte er Euch niemals in den Palazzo eingeladen.«
Unvermittelt ließ er mich los und sah mir forschend in die Augen, dann wandte er sich zu dem bunten Treiben im Palazzo um und nahm meine kalt gewordene Hand in die seine.
»Ich muss wieder hineingehen. Mein Onkel und mein Vater erwarten mich und ich kann ihnen nicht länger fernbleiben. Verlasst dieses Fest, sobald Ihr die Möglichkeit dazu findet und seid vorsichtig, versprecht mir das.«
Andrea Luca strich sanft über meine Wange und küsste mich zärtlich, bevor ich etwas erwidern konnte. Ich hatte Angst um ihn, Angst um Angelina und ja, auch um mich selbst, denn zumindest Andrea Luca und ich spielten eine Rolle in den Plänen des Fürsten, daran hegte ich keinen Zweifel.
Unsicher erwiderte ich seinen Kuss und versuchte, tapfer zu lächeln, was mir vollkommen misslang. Es endete in einer verzerrten Grimasse, die eher eine schlechte Imitation darstellte. Die rubinbesetzte Maske fand ihren Weg auf mein Gesicht zurück und bedeckte es schützend.
»Ich verspreche es …«
Mehr brachte ich nicht über die Lippen. Andrea Luca nickte und ging mit mir zurück in den Saal, wo uns einige neugierige Augen musterten. Der Blick des Fürsten war ebenfalls auf uns gerichtet und sein Mund verzog sich zu einem kalten Grinsen.
Andrea Luca verließ mich und steuerte auf ihn zu. Die beiden Männer begannen eine heftige Diskussion, in deren Verlauf auch Sante Santorini in Erscheinung trat und ebenfalls auf seinen Sohn einwirkte. Ich konnte an Andrea Lucas Gesicht ablesen, dass ihm das Gesagte missfiel. Er schüttelte vehement den Kopf und seine Augen leuchteten in einem wütenden Licht. Sante Santorini legte beruhigend seine Hand auf den Arm seines Sohnes und lächelte ihn beschwichtigend an, um seine Wut zu
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