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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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erschien mir keine besonders kluge Lösung zu sein. Bevor ich mir bei einer solch gewagten Handlung den Hals brach, konnte ich mich ebenso gut sofort den Männern des Fürsten stellen.
    Der Gedanke an Andrea Luca war schmerzhaft und ich schob ihn beiseite. Die Verzweiflung würde noch früh genug über mich kommen, wenn ich sicher in dem Unterschlupf angelangt war, den er für mich erwählt hatte.
    Mit einem leisen Knarren öffnete sich meine Hintertür, die Tür, die in die Freiheit führte, und wies mir den Weg in eine ungewisse Zukunft.
    Die Straßen der Stadt waren leer, zu dieser späten Stunde. Die einfachen Leute waren schon lange von ihrer Arbeit nach Hause zurückgekehrt und schliefen in der sicheren Umarmung ihrer Betten, um am Morgen frisch ans Werk zu gehen. In dem prachtvollen Palazzo des Fürsten würden die Verlobungsfeierlichkeiten noch bis in die frühen Morgenstunden andauern. Sie würden am nächsten Tag, wenn der hohe Adel endlich erwacht war, für eine Menge Gesprächsstoff sorgen.
    Der Fürst verstand sein Handwerk. Seine Inszenierung war meisterhaft gewesen und suchte Ihresgleichen. Nein, ich wollte nicht an das Geschehen im Palazzo Santorini denken, das Gesicht der Prinzessin aus Marabesh vergessen, die Andrea Luca früher oder später zum König machen würde. Weit weg von Porto di Fortuna, in einem fernen Land, um des Fürsten Macht zu vergrößern. Und natürlich um Andrea Luca als potenziellen Konkurrenten um das Fürstentum zu eliminieren. Wäre schließlich nicht Sante Santorini der rechtmäßige Fürst von Ariezza? Niemand wusste wirklich, warum er seinerzeit auf die Nachfolge seines Vaters verzichtet hatte und sein jüngerer Bruder, Pascale, an seiner Stelle als regierender Fürst eingesetzt worden war. Aber der Sohn von Sante Santorini musste eine ständige Gefahr für ihn darstellen, die er auf diese Weise geschickt und ausgesprochen profitabel aus dem Weg räumen konnte.
    Wachsam schlich ich durch die Nacht, hielt mich immer im Schatten, von jeder Bewegung aufgeschreckt, die mich innehalten und mit klopfendem Herzen horchen ließ, ob dort jemand sein mochte.
    Ich hoffte inständig, dass niemand gesehen hatte, wie Andrea Luca am Abend in mein Haus gekommen war, um Antonia den Schlüssel zu überbringen. Den Schlüssel wozu? Zu welchem Schloss gehörte das kleine Metallstück in meiner Hand? Die Nachricht wies auf La Modestia, eines der einfacheren Viertel Porto di Fortunas, hin, in dem die Arbeiter und Ladenbesitzer ihr Zuhause gefunden hatten. Eines der Viertel, wie jenes, aus dem ich entstammte und in dem ich meine Kindheit verbracht hatte.
    Es war seltsam, wie unheimlich die Straßen der Stadt im Dunkel der Nacht wirkten, wenn man alleine war und nicht wusste, wohin man gehörte. Meine Sinne waren angespannt und erschienen mir schmerzhaft verstärkt. Die Umrisse der Häuser hoben sich scharf von dem dunklen Nachthimmel ab, nur vom silbrigen Licht des Vollmonds beleuchtet, der am Himmel stand und auf mich niederblickte wie ein großes, wachsames Auge.
    Die Nacht war mir niemals fremd gewesen, hatte sich doch ein großer Teil meines erwachsenen Daseins in diesen dunklen Stunden abgespielt, in denen sich das Leben der hohen Gesellschaft erst richtig entfaltete. Doch noch nie zuvor war ich auf mich allein gestellt durch die schattigen Straßen gewandert. Stets hatte mich jemand begleitet, stand an meiner Seite und nahm der Dunkelheit ihren Schrecken.
     

    Ich wusste nicht mehr, wie lange ich bereits durch die Straßen geschlichen war, bis ich endlich an der von Andrea Luca angegebenen Stelle ankam und zum ersten Mal die Unterkunft erblickte, die mir Schutz vor den Männern des Fürsten gewähren sollte.
    Die Sonne begann den Himmel bereits in ein zartes Rot zu färben und würde schon bald den Platz des Mondes einnehmen, um der Welt ihr Licht zu schenken und einen neuen Tag beginnen zu lassen.
    Ich stand vor einem kleinen Laden, soweit ich dies anhand des schiefen Schildes erkennen konnte, das über der Tür angebracht war. Die verblassten, einstmals goldenen Lettern deuteten auf einen Schuhmacher hin, der wohl von hier aus seine Kundschaft mit Schuhwerk versorgte. Der Laden wirkte verlassen, aber das mochte an der frühen Tageszeit liegen, zu der sich nur wenige Menschen durch die Stadt bewegten.
    Wie Andrea Luca es in seinen Anweisungen festgehalten hatte, begab ich mich zur Rückseite des Häuschens, wo ich tatsächlich die Hintertür vorfand. Ein neues Schloss, das hier in seinem

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