Kurtisanen leben gefaehrlich
auf den Weg. Wenn wir am nächsten Tag Marabesh erreichten, wollte ich vorbereitet sein und nichts von meinen persönlichen Dingen an Bord des Schiffes lassen, wenn ich es vermeiden konnte.
Ich verbrachte den Rest des Tages über meine Bücher gebeugt und versuchte, nicht allzu nervös zu werden, bevor ich endlich erleben würde, was das Schicksal für mich bereithielt. Ich war zwar die heißen Temperaturen von Terrano gewohnt, aber trotzdem machte mir die Hitze zu schaffen, je weiter wir an das fremde Land herankamen und verhinderte damit, dass ich meiner Beschäftigung genügend Aufmerksamkeit widmen konnte.
Ich hatte das Gefühl, als würde die Luft über dem Meer stehen und sich niemals wieder regen wollen. Das Schiff tat es ihr nach und lag still auf den Wellen, bewegte sich nur noch quälend langsam auf unser Ziel zu. So war es abzusehen, dass mir am Abend, als es dunkel geworden war und die Luft endlich abkühlte, die müden Augen zufielen und ich über meinem Buch einschlief.
Meine Träume waren unruhig und voller seltsamer Bilder, die durch meinen Geist schwebten. Dunkle Wirbelstürme tosten durch meinen Kopf, Erinnerungsfetzen an die Vergangenheit, die in den Wellen des Ozeans versanken, sobald ich sie fassen wollte. Dann wurden die Eindrücke klarer und fassbarer, bis sich ein Bild herauskristallisierte und bestehen blieb.
Alesia della Francesca wanderte durch meinen Traum. Sie stand vor mir, noch einen Pinsel voller Farbe in ihrer Hand, die auf ihrem weißen Kleid Spuren hinterlassen hatte. Vielfarbige Flecken, die das reine Weiß trübten und verunreinigten.
Noch nie zuvor hatte ich sie in einem solchen Zustand gesehen. Ihre Augen waren müde und gerötet. Zu wenig Schlaf hatte blaue Ringe unter das tiefe Braun gezeichnet, das sie sonst leuchten ließ. Ihre Züge waren knochig und die Haut, die sich darüber spannte, war blass.
Alesia schien um Jahre gealtert zu sein, als hätte sie Schlimmes erlebt oder große Schmerzen durchlitten. Ihr verzogener Mund, dessen Lippen einst prall und süß gewesen waren, öffnete sich und formte Worte, die ich nicht verstehen konnte.
Sie sprach zu mir, eindringlich und verzweifelt, aber ich konnte ihre Stimme nicht verstehen. Ich sah die Tränen, die über ihre Wangen liefen und dabei helle, glitzernde Spuren hinterließen und ich wünschte mir so sehr, verstehen zu können, was sie bewegte, was sie so zerbrochen hatte wie eine Porzellanfigur, die von ihrem Podest gefallen war und nun in Scherben vor mir lag.
Sie deutete auf etwas, das hinter ihr lag und das ich zuerst nicht erkennen konnte. Dann nahm ich ein Gemälde wahr, das Gemälde, das sie mir in jener Nacht in ihrem Arbeitsraum gezeigt hatte. Aber diesmal sah ich nicht Andrea Luca vor mir. Ich sah Delilah in einem wirbelnden Tanz, ihr rotes Haar wie eine Flammenwand, die bei jeder Bewegung hinter ihr aufloderte. Schleier zogen ihre Bahnen durch die Lüfte und wanden sich wie lebendige Schlangen um den schlanken und beinahe nackten Körper der schönen Prinzessin, der nur von dünnem, juwelenbesetztem Stoff bedeckt wurde.
Ich spürte erneut die Energie, die mich in Alesias Nähe durchströmt hatte und die mir diesmal Übelkeit verursachte.
Delilahs Körper drehte und wand sich in unglaublichen Mustern zu einer Musik, die ich nicht hören konnte. Lange, bronzefarbene Beine sprangen und verknoteten sich in einer niemals endenden Bewegung. Schleier wehten wieder und wieder durch mein Blickfeld, schwebten zart in der Luft, bevor sie von ihr herabgezogen wurden und sich um ihren Körper wickelten. Dann verschwand das Bild der Prinzessin und ich stürzte zurück in die tosenden Wellen des Ozeans, dem Alesia mich entrissen hatte.
Erst das Geräusch des zu Boden fallenden Buches und das Gefühl einer rauen Hand, die auf meinen Mund gepresst wurde und mich kaum noch atmen ließ, schreckten mich aus meinen Träumen. Ich wollte schreien und meine Finger krallten sich in den Arm des Eindringlings, aber beides war nicht von Erfolg gesegnet und der feste Griff lockerte sich nicht.
In dem schwachen Lichtschein konnte ich eine dunkle Gestalt vor mir aufragen sehen und spürte, wie sich grobe Finger an meiner Bluse zu schaffen machten und gierig daran rissen. Es dauerte nicht lange, bis die Schnürung an der Vorderseite nachgab und meinem Angreifer freie Sicht auf meine Brüste schenkte.
Ich kratzte, trat und schlug um mich, so fest ich nur konnte, aber die Gestalt über mir war zu stark und ließ sich nicht von
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