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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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entdecken, die aber nur für eine Sekunde schwach aufblitzte und dann spurlos verschwand.
    »Ihr werdet zunächst in meinem Haus zu Gast sein, um Eure Sicherheit zu gewährleisten, solange dies notwendig ist. Mehr habe ich momentan nicht mit Euch vor, so schwer es Euch auch fallen mag, mir zu glauben.«
    Er schenkte mir ein gespielt freundliches Lächeln, als er meinen Arm packte, wohl in der Absicht, mich von dem Schiff zu geleiten. Ich wehrte mich gegen seinen Griff und blickte ihn entrüstet an, nachdem er mich losgelassen hatte und mich mit einer emporgezogenen Augenbraue abwartend betrachtete. Offenbar war er von meiner Kratzbürstigkeit überrascht.
    »Wart Ihr so lange unter Piraten, dass Ihr Eure Manieren vergessen habt, Signore Verducci? Wenn die Damen dieses Landes mit einer solchen Behandlung einverstanden sind, so ist dies deren Angelegenheit. Ich werde es jedoch nicht erlauben, dass Ihr mit mir umgeht wie mit einem ungehorsamen Schoßhündchen!«
    Es war das erste Mal, dass Verducci mich mit einem solch ungläubigen Ausdruck in den Augen anstarrte. Ich musste mir das Lachen mühsam verkneifen, denn er wirkte auf diesem stets finsteren Gesicht überaus komisch.
    Einige Herzschläge vergingen in Stille, dann kehrte der amüsierte Ausdruck auf das Gesicht des Narbenmannes zurück und er lachte laut auf. Nun war es an mir, ihm den gleichen Blick zu schenken und ich starrte ihn argwöhnisch an, als er sich übertrieben höflich vor mir verneigte und mir dann seinen Arm anbot.
    »Verzeiht meine Unhöflichkeit, Signorina Lukrezia. Darf ich Euch bitten, mich in die Stadt zu begleiten? Ich bedaure, dass ich Euch keine Sänfte bieten kann, die angemessener wäre als ein Fußmarsch, aber vielleicht schenkt Ihr mir trotzdem Euren guten Willen und vertraut Euch meiner Führung an?«
    Der Drang, Verducci entweder zu erwürgen oder ihm seine spöttischen, grünen Augen auszukratzen, wurde beinahe übermächtig. Trotzdem lächelte ich ihn honigsüß an und legte in einer grazilen Geste meine Hand auf seinen Arm, nicht ohne ihm meine Fingernägel voller Genugtuung in den selbigen zu bohren.
    Zufrieden bemerkte ich, wie sich sein Gesicht kurz zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzog, er es aber für besser hielt, nichts mehr zu sagen, bevor wir das Schiff verlassen hatten. Die Mannschaft beobachtete uns bereits sehr interessiert. Eine letzte Spitze musste ich jedoch noch abschießen, bevor ich mich in Bewegung setzte.
    »Habt Ihr Schmerzen, Signore? Ich hoffe, dass Ihr nichts Falsches gegessen habt. Es wäre mir sehr unangenehm, mit Euch in einer fremden Stadt alleine zu sein, wenn Euch vor Entkräftung die Sinne schwinden. Eine Sänfte habe ich jedoch nicht von Euch erwartet – sie würde sicherlich Eure Ressourcen erschöpfen, nicht wahr? Die Reise war nicht sonderlich einträglich für Euer Geschäft.«
    Der Narbenmann sah mich mit einem düsteren Blick an, der nichts Gutes verhieß, als er steif mit mir an seiner Seite das Schiff verließ und mich danach für eine Weile keines Blickes mehr würdigte. Ich konnte es ihm kaum verdenken, fand jedoch, dass es seine eigene Schuld war. Wenn er sich über alles und jeden amüsieren musste, dann sollte er damit leben können, wenn es ihm andere gleich taten und auch er nicht davon verschont blieb.
    Ich versuchte, an nichts mehr zu denken, während er mich durch die Straßen Faridahs führte und ich all die fremden Eindrücke in mir aufnahm. Alles war hier anders als in meiner Heimat, in deren Städten es gegen das Leben an diesem Ort gesittet und ruhig zuging. Wenn ich den Hafen von Porto di Fortuna für einen rauen und lebendigen Ort gehalten hatte, so wurde ich in Faridah eines Besseren belehrt.
    Die Klänge einer schrillen Musik voller mir unbekannter Instrumente drangen an meine Ohren. Sie vermischten sich mit den Stimmen, die in ihrer melodischen Sprache miteinander redeten, stritten und lachten. Schon nach kurzer Zeit breitete sich in mir das Gefühl aus, als wolle mein Kopf zerspringen, trotzdem sah ich mich neugierig um.
    Verducci führte mich auf den Marktplatz und schob mich durch das Gedränge der dort versammelten Menschen. Nur ein knappes: »Achtet auf Eure Habseligkeiten«, zischte er mir zu, während wir weiterliefen, ohne eine besondere Eile an den Tag zu legen.
    Tausend verschiedene Gerüche strömten in meine Nase. Nicht alle von ihnen waren gut, viele jedoch sehr exotisch. Sie machten mich neugierig, was wohl ihre Quelle sein mochte. Als wir einen Stand

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