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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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ihrem Ziel abbringen. Erst, als sich meine Zähne in ihre Hand schlugen, ließ sie mit einem schmerzerfüllten Schrei von meinem Mund ab, holte aber sofort aus und verpasste mir einen harten Schlag ins Gesicht, der mich Sterne sehen ließ. Ein wütender, nur mühsam unterdrückter Fluch drang zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, bevor sie erneut meinen Mund verschloss.
    »Halt still, du verdammte Hure!«
    Ich kannte die raue Stimme mit dem starken toregischen Akzent. Enrico war endlich gekommen, um seine Rache zu nehmen, bevor es zu spät war.
    In einem letzten verzweifelten Versuch, von ihm freizukommen, stieß ich mich mit all meiner Kraft von dem Sessel ab und warf mich mit meinem ganzen Körpergewicht auf ihn. Es war nicht viel, das ich in die Waagschale werfen konnte, aber mein Gegner war nicht groß und rechnete nicht mit dieser massiven Gegenwehr. Wir polterten beide mit einem lauten Krachen zu Boden, das mir den Atem aus der Lunge trieb und ich rang verzweifelt nach Luft, um sie wieder zu füllen.
    Für eine Weile glaubte ich, das Bewusstsein zu verlieren und die schattenhafte Gestalt Enricos verschwamm vor meinen Augen und ließ nur Schwärze zurück, wo sich zuvor ein menschliches Wesen befunden hatte.
    Ich konnte mich später kaum noch daran erinnern, wie es dazu gekommen war, aber nur wenige Herzschläge später wurde die Tür der Kajüte aufgerissen und eine andere Gestalt stürzte sich auf Enrico. Sie zog ihn von mir herunter und schleuderte ihn in einer erschütternden Kraftdemonstration gegen die Wand des Schiffes. Das laute Geräusch zersplitternden Holzes erfüllte meinen Kopf, als Enrico hart aufprallte und dann in die Knie ging.
    Licht flutete durch die offene Tür, als Sadira mit einer Öllampe den Raum betrat und geschwind zu mir huschte, um mir aufzuhelfen. Ich hörte ihre besorgte Stimme nach meinem Befinden fragen und es klang so fern wie in einem Traum.
    Ich kämpfte darum, auf die Füße zu kommen. Beinahe hatte ich es geschafft, als mir die Beine ihren Dienst versagten und alles um mich herum in beruhigender Dunkelheit versank.
     

    Als ich erwachte, stand die Sonne bereits am Himmel und tauchte die Welt in das Licht eines neuen Morgens.
    Sadira saß neben mir auf dem Lager des Kapitäns und hielt mir einen Becher mit Wasser an die Lippen, aus dem ich durstig zu trinken begann. Ich versuchte, mich aufzusetzen, sank jedoch sofort zurück in die Kissen, als die Welt vor meinen Augen verschwamm. Ein stechender Schmerz fuhr durch meine Wange und drohte mir die Sinne zu rauben. Sadira wischte mit einem feuchten Tuch über mein Gesicht. Ihre Stimme war von Sorge erfüllt.
    »Endlich bist du aufgewacht! Ich hatte bereits befürchtet, du hättest einen ernsthaften Schaden von Enricos Schlag davongetragen. Glaubst du, du kannst aufstehen?«
    Ich bewegte meinen Kopf, um zu nicken, wurde aber sogleich mit dem schnell wiederkehrenden Schwindel für meine Bemühungen entlohnt. Nachdem ich die Zähne fest zusammengebissen hatte, mühte ich mich mit Sadiras tatkräftiger Unterstützung auf die Beine und machte die ersten unsicheren Schritte, die jedes Mal von einem erneuten Aufzucken des Schmerzes begleitet wurden.
    Während wir durch die Kajüte liefen, tastete ich vorsichtig nach meiner Wange, die sich dick und angeschwollen anfühlte. Enrico hatte in der Tat sehr gut getroffen. Wut pulsierte mit einem warmen Gefühl durch meinen Körper und ließ meinen Kopf klarer werden.
    »Wo ist er?«
    Sadira blickte mich mit ihren dunklen Augen an, in denen ich nichts lesen konnte, was auf ein Gefühl hindeutete.
    »Der Kapitän hat sich um ihn gekümmert und wird für seine Bestrafung sorgen. Ich ... Ich habe ihm erzählt, was auf der Insel vorgefallen ist und er war sehr wütend. Er wollte mir nicht sagen, was er mit ihm tun wird und der Ausdruck auf seinem Gesicht hat mich davon abgehalten, ihn noch einmal danach zu fragen. Sie haben in der Frühe das Schiff verlassen und sind noch nicht zurückgekehrt.«
    Sadiras Worte ließen auf keine liebevolle Behandlung schließen. Ich nahm mir vor, Verducci bei der nächsten Gelegenheit danach zu fragen, auch wenn ich nicht daran glaubte, dass er es mir offenbaren würde. Doch die Tatsache, dass er mit Enrico von Bord gegangen war, ließ auch auf etwas anderes schließen – die Promessa musste endlich das Festland erreicht haben.
    An Sadiras Seite strebte ich hinaus an Deck, so schnell ich es in meinem angeschlagenen Zustand vermochte. Die Besatzung war mit

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