Kurtisanen leben gefaehrlich
voller Parfums passierten, fühlte ich mich schwindelig. Ich hatte jeden Sinn für die Richtung verloren, so sehr lenkten die flatternden, farbenfrohen Stoffe und das Glitzern von Gold und Silber auf allen Seiten von unserem Weg ab.
Ich war froh, als wir in einen weitaus weniger belebten Weg verschwanden, in dem es still wurde. Die Geräusche des Marktplatzes verklangen hinter uns. Verducci hielt vor einem einfach wirkenden Sandsteinhaus inne und schob mich durch die Tür, während er sich wachsam nach allen Richtungen umsah.
Mein Kopf schwirrte von all dem Fremdartigen, das ich gesehen hatte und ich war dankbar, als er mich zu einem Kissenberg führte, auf dem ich sitzen konnte. Widerstandslos sank ich darauf nieder und nahm nur am Rande das zufriedene Lächeln Verduccis wahr, der mich anblickte und sich dabei mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte.
»Es scheint mir, als hätte Faridah Eure Sinne überwältigt, Signorina. Vielleicht wäre eine Sänfte doch besser gewesen?«
Ich hätte mir einbilden können, dass die Besorgnis aus ihm sprach, doch der selbstzufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht machte deutlich, dass dies keineswegs seine Ambition war. Ich war zu müde, um eines der Kissen nach ihm zu werfen und wartete für einen Augenblick, bis mein Kopf klarer wurde, bevor ich ihm antwortete.
»Ich hoffe doch, dass Ihr Euren Spaß daran hattet, Signore. Ich nehme an, dass dies der Ort ist, an dem ich bleiben soll? Ein Versteck habe ich mir ein klein wenig anders vorgestellt.«
Ich sah mich, so aufmerksam ich es bewerkstelligen konnte, in dem Raum um, in dem ich nun saß. Alles war einfach gehalten und es gab wenig Zierrat, außer den bunten Kissen und den Gittern vor den Fenstern, die unerwünschte Besucher davon abhielten, das Innere zu betreten.
Die bunten Teppiche mit den verwirrenden Mustern, die den Sandsteinboden bedeckten, waren auch in meiner Heimat beliebt und so waren sie mir nicht fremd. Ein kleines Stück Vertrautheit in einem fernen Land.
Verducci gönnte sich ein leises Lachen, dann kehrte der Ernst in sein Gesicht zurück und der Spott schwand aus seiner Stimme.
»Ja, hier werdet Ihr bleiben. Es mag Euch nicht wie ein Versteck erscheinen, dennoch gibt es in diesem Haus einen Platz, der Euch gut verbergen wird, sollte Euch Gefahr drohen. Meine Haushälterin wird Euch alles zeigen, sobald sie zurückgekehrt ist.«
Haushälterin – ein seltsames Wort für eine Frau an diesem Ort. Haussklavin erschien mir passender, aber das behielt ich für mich. Verducci war gut gelaunt, zumindest sagte mir dies mein Gefühl, und so wagte ich es erneut, ihm die Fragen zu stellen, denen er zuvor immer ausgewichen war. Vielleicht würde er mir nun endlich Antworten gewähren.
»Dann werde ich auf Eure Haushälterin warten. Vielleicht ist sie gesprächiger als Ihr. Aber beantwortetet mir eines, bevor Ihr wieder verschwindet. Warum versucht Ihr, mich zu schützen und wovor? Der Fürst ist weit entfernt und keiner weiß, dass ich hier bin. Was soll also dieses Versteckspiel bedeuten?«
Domenicos Blick richtete sich auf die Wand hinter mir und schien dort etwas zu suchen, das ich nicht sehen konnte. Er war in Gedanken abwesend, wenn sich auch sein Körper in dem gleichen Raum mit mir befand. Es dauerte einige Augenblicke, bis er zu mir zurückgekehrt war und zu einer Antwort ansetzte. Seine Stimme klang resigniert und müde, was ich erschreckender fand, als seine gewöhnliche Haltung.
»Der Fürst ist nicht Euer einziger Feind, Lukrezia. Ihr habt am Abend des Balles in Porto di Fortuna noch eine weitaus grausamere Feindin gewonnen. Prinzessin Delilah schätzt es nicht, wenn man Ihr die Stirn bietet und das habt Ihr getan, indem Ihr den ihr versprochenen Mann vor den Augen aller Versammelten geküsst und sie somit einer sehr peinlichen Situation ausgesetzt habt. Delilah wird nicht ruhen, bis sie Euch unschädlich gemacht hat, dessen könnt ihr Euch sicher sein. Diese Frau vergisst niemals eine erlittene Schmach, besonders, wenn sie ihr von einer anderen Frau zugefügt worden ist.«
Die Prinzessin sollte meine Feindin sein? War denn die ganze Welt verrückt geworden? Ich hatte sie nur ein einziges Mal in meinem Leben gesehen und schon war sie meine Feindin? Ich schüttelte den Kopf, blickte Verducci an und die Trauer in seinen Augen versetzte meinem Herzen einen Stich. Ich wusste so wenig über ihn, nicht mehr als das, was Sadira mir erzählt hatte und einige andere Bruchstücke, die mich zu keinem
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