Kurtisanen leben gefaehrlich
als Sklavin den Rest meiner Tage zu verbringen, erfreute mich nicht im Geringsten. Aber Sklaven konnten vor ihren Herren fliehen, was man vor dem Tod bekanntlich nicht vermochte. Meine Situation hatte sich zwar nur geringfügig verbessert, aber trotzdem schlich sich die leise Hoffnung in mein Herz, dass ich entkommen konnte, wenn ich mich nicht zu dumm anstellte.
Ich blickte ausdruckslos auf die Männer hinab. Der Sprecher, der diesen Verkauf leitete, begann damit, ein Loblied auf mich und meine Talente zu singen, das mit frenetischem Nicken vonseiten der versammelten Zuschauer beantwortet wurde. Schon bald brach die Hölle los, als die Gebote in die Höhe schnellten. Zumindest nahm ich das an und hoffte in einem törichten Anflug von Stolz, dass ich keinen zu schlechten Preis erzielen würde.
So ging es für eine ganze Weile hin und her. Ein zahnloser Alter mit einem schaurigen Grinsen schenkte mir ein anzügliches Zwinkern, das mir Übelkeit verursachte. Ich fragte mich, in welch kleinen Schritten die Gebote wohl eintrafen, während meine Aufmerksamkeit auf den zahnlosen Mann gerichtet blieb, der es sich nicht nehmen ließ, ständig die anderen zu überbieten und dabei eine bemerkenswerte Verbissenheit an den Tag legte.
Der Sprecher trat näher an mich heran und drehte mich grob in alle Richtungen, damit die Bietenden eine gute Aussicht auf meinen Körper erhielten. Ich fühlte mich unter den gierigen Blicken nackt in meinem seidenen Nachthemd, das für weitaus intimere Zwecke gefertigt worden war. Es konnte mich kaum vor den begehrlichen Blicken schützen.
Ich hatte mich schon einigermaßen damit abgefunden, in den Besitz des Alten überzugehen – er sah zumindest nicht allzu gefährlich aus – als eine klare, befehlsgewohnte Stimme über den Platz schallte und die anderen Männer innehalten ließ. Ich konnte die Summe nicht verstehen, die geboten worden war, ihre Höhe reichte jedoch aus, um alle anderen verstummen und aufgeregt murmeln zu lassen.
Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich drehte mich um und wagte es kaum, den Mann anzublicken, zu dem diese Stimme gehörte. Durfte es denn wahr sein? Die Hoffnung flutete schmerzhaft durch meinen Körper. Ich blickte suchend über die Menge, bis ich ihn fand.
Er saß auf einem glänzenden, schwarzen Hengst, dessen Zügel und Sattel nach Art der Marabeshiten mit vielfarbigen Bändern verziert worden waren. Dunkel gekleidet, wie es seine Art war, hatte er sich geweigert, die traditionelle Kleidung der Männer Marabeshs zu tragen und war sich selbst treu geblieben.
Unverwandt blickten mich die undurchdringlich dunklen Augen von Andrea Luca Santorini an, selbst dann noch, als das Gebot angenommen und der Kauf damit besiegelt war. Er ritt ohne Rücksicht auf dem stolzen, schwarzen Hengst durch die Menge der enttäuschten Käufer, die zur Seite davonstoben, sobald er sie erreichte. Dann zog er mich vor sich in den Sattel hinab, bevor er das Pferd wendete und dabei einige Anweisungen an zwei Männer weitergab, die ihn begleitet hatten.
Ich klammerte mich an ihm fest, als wir davonritten und den Lärm und den Schmutz des Sklavenmarktes hinter uns ließen. Durch den Stoff seines Hemdes hindurch konnte ich fühlen, wie angespannt sein Körper war. Sein Arm hielt mich fest an seiner Brust und ich schmiegte mich in seinen Schutz.
Sacht drang seine Stimme an mein Ohr, als er das Pferd an einem einsamen Springbrunnen anhielt, der vor neugierigen Blicken verborgen war.
»Nun habe ich dich zum zweiten Mal freigekauft, Lukrezia ...«
Er sprang von seinem Pferd und hob mich dann hinunter in seine Arme, die Ruhe und Geborgenheit verhießen.
»... aber als ich es das letzte Mal tat, warst du passender bekleidet.«
Ich schob mich ein kleines Stück von ihm, um ihm in die Augen blicken zu können, aber dort war keine Spur von der Leere, die ich in der Vision gesehen hatte. Ich seufzte erleichtert auf, bevor ich es mir erlaubte, ihn in gespielter Wut anzufunkeln und dabei sein unverschämtes Lächeln zu genießen.
»Ich glaube nicht, dass es die richtige Zeit ist, sich über unpassende Kleidung zu beklagen, Signore Santorini. Es scheint dir gut zu gehen, wenn du dir über solcherlei Dinge den Kopf zerbrechen kannst!«
Andrea Lucas Lächeln wurde noch breiter. Er unterzog mich von Kopf bis Fuß einer auffälligen Musterung, bei der er kein noch so kleines Stück vergaß. Schließlich richtete sich sein Blick auf mein Gesicht und der Schalk lag in seinen Augen.
»Aber
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