Kurtisanen leben gefaehrlich
war dunkel und verführerisch. Nur die wenigsten Männer würden einer Frau wie ihr widerstehen können und falls sie es doch taten, so war ihr Leben in Gefahr. Niemand würde die Prinzessin abweisen und danach noch ein langes und gesundes Dasein genießen dürfen. Daran bestand kein Zweifel.
»Aber Liebster! Ich kann es nicht dulden, dass du eine andere Frau auf der Straße vor den Augen meines Volkes küsst, wenn du doch mir versprochen wurdest. Es ist Zeit, den Kurtisanen zu entsagen, auch wenn sie bei deinem Volk als Zier gelten mögen.«
Ihr Lächeln wurde noch strahlender, als sie näherkam und sich ihr Körper dabei mit der Geschmeidigkeit einer Schlange bewegte. Weder Andrea Luca noch ich erwiderten etwas.
»Ich denke, sie wird ein wundervolles Geschenk für den Harem des Sultans sein.«
Sie lachte erfreut auf. Ein Lachen, das ihr im Halse stecken blieb, als Andrea Lucas Rapier aus seiner Scheide schnellte und die aufblitzende Spitze auf ihr Herz deutete. Es war, als würden sich Panther und Schlange in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüberstehen, einem ungleichen Kampf, bei dem es jedoch um mein Leben ging.
»Haltet Euch von dieser Frau fern, Prinzessin. Oder Ihr werdet nicht lange genug leben, um die Hochzeit zu feiern, die sich Euer Vater so sehnlichst wünscht.«
Andrea Lucas Stimme war gefährlich leise. Selbst die Prinzessin schien ihre nächsten Schritte sorgfältig abzuwägen, bevor sie sich abwandte und ihrer Leibwache ein Zeichen gab, die Säbel einzustecken. Andrea Luca ließ das Rapier sinken, blieb jedoch weiterhin wachsam.
Delilah wandte sich wieder zu uns um. Ein Ende ihres Schleiers lag fest in ihrer Hand, als dieser sich plötzlich wie von Geisterhand in einem unmerklichen Luftzug aufblähte. Er schwebte nah an dem Gesicht des Adeligen vorbei. Die Augen der Prinzessin veränderten sich, besaßen einen tierhaften, rötlichen Schimmer, der wie die Feuer des Abgrundes aufloderte.
»Nein, Andrea Luca, diese Frau beschützt du nicht!«
Ein langes Zischen begleitete ihre Stimme und Andrea Luca versteifte sich plötzlich. Sein Rapier glitt aus seiner Hand und prallte mit einem leisen Klirren auf.
Ich schrie in maßlosem Entsetzen auf.
Das war es also, was Alesia mir hatte sagen wollen. Delilah war eine Hexe und Andrea Luca stand unter ihrem Bann!
Ich konnte mich nicht mehr wehren, als mich die Wachen ergriffen, um mich in den Palast zu bringen. Alles verschwamm unter den Tränen meiner Verzweiflung. Denn was konnte ich gegen eine Hexe ausrichten?
Kapitel 16
D
er Weg hinauf zum Palast des Sultans war lang und beschwerlich. Die Straße wand sich unaufhörlich in die Höhe und ihre Steigung wurde immer steiler, je näher wir unserem Ziel kamen. Die Wachen hielten mich unnachgiebig gepackt, während wir hinaufgingen und ich wehrte mich nicht mehr gegen sie, so sehr hatten mich Verzweiflung und Erschöpfung gelähmt.
Also würde es mein Schicksal sein, meine Zeit in einem Harem zu verbringen und dort die Wünsche des Sultans zu erfüllen. Es war kein allzu großer Unterschied zu dem Leben einer Kurtisane in Terrano, wenngleich es um einiges weniger frei war. Der Gedanke hätte mich wahrscheinlich erheitert, wenn die Umstände anders gewesen wären. Doch mein Leben hatte sich verändert und ich war nicht mehr dazu bereit, einem Mann zu dienen, für den ich nichts empfand und für den ich nur reiner Besitz war, selbst wenn er mir im Austausch die Annehmlichkeiten seines goldenen Käfigs dafür bot.
Betäubt von meiner Situation nahm ich kaum mehr meine Umgebung wahr. Immer wieder kam das Bild der Prinzessin mit den roten Augen in meinen Sinn und die Erinnerung an Andrea Luca, der in ihrem Zauberbann gefangen war, trieb mir die Tränen in die Augen und ließ mich die Straße nur verschwommen erkennen.
Nach einem schier endlosen Lauf durch Faridah erreichten wir den Palast des Sultans und endlich wusste ich, warum man dieses Gebäude als die Pforten des Himmels bezeichnete. Der weiß geäderte, hellblaue Marmor, aus dem das prachtvolle Gebäude mit den vielen Türmen erbaut worden war, wirkte, als sei der Himmel selbst auf die Welt herabgekommen, um aus seiner Substanz dieses Bauwerk zu errichten. Goldene Kuppeln warfen das Licht der Sonne so gleißend hell zurück, als seien sie ihre kleineren Geschwister, die schützend über den Palast wachten.
Nie zuvor hatte ich Gärten von einer solchen Pracht gesehen wie jene, die diese Anlage umgaben. Hohe Palmen spendeten Schatten für die
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