Kurtisanen leben gefaehrlich
denn sie begannen, leise miteinander zu flüstern, was mich noch mehr entmutigte. Sie sprachen keine der Sprachen, die ich verstand, was mich vermuten ließ, dass es sich bei ihnen um Marabeshiten handelte.
Was konnten diese Leute von mir wollen? Ich kannte niemanden in Marabesh und konnte mir nur schwerlich vorstellen, dass die Prinzessin dahintersteckte, wenn sie doch selbst vor Kurzem erst das Land erreicht haben konnte – falls sie überhaupt schon eingetroffen war.
Nicht lange, nachdem ich zum ersten Mal die rauen Stimmen, die in diesem merkwürdigen Singsang sprachen, vernommen hatte, hörte ich das Quietschen einer Tür, die geöffnet wurde. Dann spürte ich den harten Aufprall, als man mich unsanft zu Boden warf. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und es herrschte für wenige Momente Stille, die, nachdem die Schritte verklungen waren, durch ein leises Rascheln ersetzt wurde, das ich noch nicht einordnen konnte.
Ich blieb für eine Weile mutlos und erschöpft auf dem Boden liegen, dann begann ich, mich aus meinem locker gewordenen Gefängnis herauszuwinden und erblickte meine Umgebung. Ich befand mich in einer Art Zelle, in der es dunkel und feucht war. Das erste Licht des neu beginnenden Tages sickerte blass durch ein kleines, vergittertes Fenster und ließ mich erkennen, dass ich nicht allein war. Verängstigte Frauen sahen mich aus großen, dunklen Augen an, die mich an Sadira erinnerten. Sie saßen dicht gedrängt an den rauen Wänden und begannen zu flüstern, nachdem sie mich zu Gesicht bekommen hatten. Ich konnte keine von ihnen verstehen, denn auch sie mussten aus diesem Lande stammen.
Ich bot ihnen sicherlich einen seltsamen Anblick. Wer auch immer mich zu Bett gebracht hatte, hatte mir eines meiner seidenen Nachthemden übergezogen. Es war die den Umständen entsprechend unpraktischste Art der Bekleidung, die mich in dem feuchten, kalten Loch frieren ließ und eindeutig zu viel Haut enthüllte. Es musste diesen Frauen, die von Kopf bis Fuß bedeckt waren, noch merkwürdiger erscheinen, als meine helle Haut und meine blauen Augen es ohnehin schon taten.
Mit steifen Fingern versuchte ich, den Knebel zu lösen, dessen Knoten mir immer wieder entkam, bis eine der Frauen vorsichtig auf mich zu trat und mir dabei half. Dankbar spürte ich, wie sich das schmutzige Tuch löste und in meinen Schoß hinab glitt.
Ich lächelte die junge Frau an und nickte ihr dankbar zu, bevor ich die Decke über meine nackten Schultern zog, die mir zumindest ein wenig mehr Wärme spendete, und mich ebenfalls an eine der Wände verkroch. Ich mochte nicht mehr länger in der Mitte der Zelle sitzen und so alle Aufmerksamkeit auf mich ziehen.
Die Zeit verstrich zäh und qualvoll, während ich misstrauisch nach den Ratten Ausschau hielt, die ich hier vermutete und dabei versuchte, von den Frauen zu erfahren, zu welchem Zweck wir uns hier befanden und was für ein Ort dies wohl sein mochte. Leider blieben meine Bemühungen ohne Erfolg, denn keine von ihnen konnte mich verstehen und so war ich weiterhin auf mich selbst und meine Überlegungen angewiesen.
Meine Umgebung wirkte mit den schmutzigen Zellen und den Gitterstäben wie ein heruntergekommenes Gefängnis. An der Wand, die ich draußen auf dem Gang sehen konnte, brannte eine Fackel, die nur wenig gegen die Dunkelheit ausrichten konnte, bevor sie schließlich durch das schwache Tageslicht ersetzt wurde, das die Zelle noch trostloser erscheinen ließ.
Es stank nach Abfällen jeglicher vorstellbaren Art, ein Gestank, den man zwar nach einer Weile nicht mehr so stark bemerkte, der jedoch immer gegenwärtig blieb.
Es machte mich stutzig, dass so viele Frauen hier eingesperrt waren, die allesamt nicht wie Verbrecherinnen wirkten. Zu verängstigt und schüchtern waren sie, um jemanden ein Leid zuzufügen. Jede von ihnen war auf ihre eigene Art hübsch und keine wirkte ungepflegt, soweit ich das beurteilen konnte.
Was würde mit ihnen geschehen? Und was war mit mir? Angst schnürte meine Kehle zu und ließ es in der ohnehin schon untertemperierten Zelle noch kälter werden.
Ich war noch nie zuvor in einer solchen Situation gewesen. Weit weg von Zuhause, in der Fremde, in der ich niemanden kannte. Allein in einer Situation, derer ich nicht Herr werden konnte, und in der ich noch nicht einmal wusste, wo ich mich befand.
Mein ganzes Leben lang hatte meine flinke Zunge dafür gesorgt, dass ich aus allen brenzligen Situationen entkam. Diesmal war jedoch niemand da, an dem
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