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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Verducci durchlebte. Seine grünen Augen schwebten durch mein Bewusstsein, als versuchte es, mir etwas zu zeigen, das ich nicht sehen konnte, etwas das in meiner Erinnerung verborgen war und einfach nicht zutage trat. Immer wieder diese smaragdgrünen Augen, die so vertraut wirkten, wenn der Narbenmann mit mir sprach.
    Ich setzte mich auf und strich den Vorhang zur Seite, lauschte in die Dunkelheit, aber dort war nichts mehr. Die Schritte waren wohl nur Überbleibsel des lebendigen Traumes oder hatten zu Elizabeth gehört, die des Nachts durch das Haus gewandert war.
    Langsam glitt ich zurück in die Kissen und ließ die Erinnerungen auf mich einwirken. Die Vision von Andrea Luca schmerzte mich, sobald ich daran dachte und ich zwang mich dazu, sie beiseitezuschieben, um die Bilder nicht erneut vor meinem inneren Auge erleben zu müssen.
    Ich hoffte, dass sich mein Geist diese Begebenheit nur aufgrund meiner ständigen Angst ausgedacht hatte und nichts davon der Wahrheit entsprach.
    Ich fragte mich, wer mich wohl mit dem Bildnis der Prinzessin in der Hand aufgefunden und zu Bett gebracht hatte, doch sonderlich viele Möglichkeiten existierten nicht. Es gab kaum einen Zweifel daran, dass das kleine Medaillon verschwunden war und nicht mehr auftauchen würde. Doch wem gehörte es? Es konnte kein reiner Zufall sein, dass sich das Schmuckstück in diesen Räumen befunden hatte. War die Frau, die darauf abgebildet war, wirklich Delilah? Und wenn nicht, wer war sie dann?
    Auch der Traum von Verducci beunruhigte mich. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein war etwas verborgen, das ich zutage fördern musste, wenn ich seinem Geheimnis auf die Spur kommen wollte. Ein Versprechen hatte er gegeben, aber wer hatte Interesse daran, dass mir nichts geschah? Andrea Luca vielleicht, doch seine Beziehung zu dem Narbenmann schien mir nicht auf freundschaftlichen Gefühlen zu beruhen.
    Ich war mir auch sicher, dass Angelina niemanden wie ihn kannte, obgleich sie über vielerlei Kontakte verfügte – warum also nicht auch zu einem Piraten? Nein, Angelina wäre selbst diejenige gewesen, die sich an meine Seite gestellt hätte, um die Schwierigkeiten gemeinsam mit mir zu meistern.
    Ich vermisste meine Schwester. Wir sahen uns nicht oft, da wir in unterschiedlichen Welten lebten, aber dennoch fanden wir Trost darin, dass wir immer wussten, dass wir füreinander da sein würden, wenn es die Zeiten erforderten. Was würde Angelina empfinden, wenn sie nach mir suchte und ich nicht mehr auffindbar war? Niemals würde sie mich in Marabesh vermuten, sicherlich jedoch alle Möglichkeiten, mich zu finden, ausnutzen, sofern es in ihrer Macht lag.
     

    Es dauerte nicht lange, bis ich erneut über meiner Grübelei eingeschlafen war. Aber diesmal war mein Erwachen nicht so sanft wie zuvor. Eine grobe Hand presste sich auf meinen Mund und knebelte mich, während ich noch im Halbschlaf gefangen lag. Dann schwand alles Licht aus meiner Umgebung, als man mich in eine Decke einschlug, die mir die Sicht raubte.
    Panik ergriff Besitz von mir und ich versuchte verzweifelt, mich zu befreien. Aber meine Entführer hatten gute Arbeit geleistet und ich konnte mich kaum noch bewegen, geschweige denn, einen Laut von mir geben.
    Das dunkle Gefühl, das diese Leute, denn es waren ohne Zweifel mehrere, solcherlei öfter taten, breitete sich in mir aus und ließ keine angenehmen Schlüsse auf mein Schicksal zu. Warum war Verducci nicht hier? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er hinter diesen Geschehnissen steckte, denn er hatte sich zu viel Mühe gemacht, um mich zu schützen. War ihm etwas geschehen? Das Gleiche galt auch für Elizabeth Weston, die es bestimmt nicht gerne sah, wenn sich jemand in ihrem Einflussbereich zu schaffen machte und in dieses Haus eindrang.
    Ich wehrte mich, bis mich die Kraft verließ und ich aufgeben musste. Meine Entführer zeigten ohnehin kaum Interesse an meiner Gegenwehr und so machte ich mich so schwer, wie es mir möglich war, um sie zumindest zu behindern.
    Irgendwann übermannte mich die Erschöpfung und mein Körper erschlaffte. Die knappe Luft in meinem stickigen Gefängnis erschwerte mir das Atmen und die Hitze machte mich benommen.
    Ich wurde für einige Zeit umhergetragen. Wie lange konnte ich nicht mehr einschätzen, da ich jedes Zeitgefühl verloren hatte und nun mehr nur noch abwartete, wohin man mich bringen würde. Dann herrschte plötzlich Stillstand. Wir mussten einen für meine Entführer sicheren Ort erreicht haben,

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