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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen Platz an. »Gute Fahrt gehabt?«, fragte er knapp, wobei sein leicht sächsischer Dialekt herauszuhören war.
    »Weit ist der Weg«, entgegnete Häberle und holte tief Luft. »Zuerst Magdeburg und jetzt die Beschaulichkeit eurer herrlichen Gegend.« Er bestellte beim Ober ein großes Bier und ließ sich die Speisekarte geben. »Nette Kneipe hier«, meinte er dann.
    »Die hat eine interessante Geschichte«, erwiderte Gaugel stolz. »Heinz Rühmann hat hier viele Abende verbracht, als er drüben in Rechlin seinen Flugschein gemacht hat.«
    Häberle nahm positiv zur Kenntnis, dass der Kriminalist, der offenbar seinem Jahrgang angehörte, Begeisterung an Traditionellem fand und sich vor allem mit der Heimat befasste. Sein fester Händedruck hatte diesen positiven Eindruck noch verstärkt.
    »Blaue Maus – geht auf einen Jagdflieger aus dem Ersten Weltkrieg zurück«, fuhr sein Gegenüber fort. »Der Mann hat den Gasthof nach seinem Jagdflugzeug benannt, einer Albatros D III.« Gaugels Stimme verriet Begeisterung und Überzeugungskraft. Sein Äußeres ließ darauf schließen, dass er notfalls kräftig zupacken konnte. Und das dichte, grau melierte Haar erweckte den Eindruck, als sei er gerade in einen Sturm geraten.
    Der Chefermittler zeigte sich interessiert und prostete mit dem frisch eingeschenkten Bier dem Kollegen zu. »Auf unser Arbeitsessen.« Anschließend bestellte er auf Empfehlung Gaugels, wofür sich auch dieser entschieden hatte: Gebratenes Dorschfilet, Petersilienkartoffeln, Kräutersoße und frische Salatbeilage.
    »Dieser Propeller«, der Kriminalist aus Neustrelitz deutete zur Wand hinterm Stammtisch, »der ist historisch.« Er wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. Häberle hatte den hölzernen Propeller bereits beim Betreten des Lokals bemerkt. Daneben hing ein eingerahmter Spruch: ›Hier sitzen die, die immer hier sitzen.‹ Der Stammtisch also.
    Häberle fühlte sich zum ersten Mal an diesem langen Tag richtig wohl. »Kollege«, grinste er sein Gegenüber an, »ich denk, wir können uns auch duzen. Ich bin der August.« Er reichte ihm die Hand über den Tisch.
    »Ich der Armin«, bekam er zur Antwort.
    Dann begann Häberle, die Ereignisse der vergangenen Tage und den Grund seiner Dienstreise zu erklären. »Euer Toter in diesem See, Peetschsee, glaub ich«, Gaugel bekräftigte dies mit einem Kopfnicken. »Dieser Tote ist in ein Geflecht eingebunden, das meines Erachtens anderswo geflochten wurde. Möglicherweise bei uns im Schwäbischen, doch wäre es denkbar, dass die Fäden bei euch oder in Leipzig zusammenlaufen.«
    Armin Gaugel und seine Mordkommission waren per Mail über den Sachverhalt informiert worden.
    »Habt ihr das Todesdatum eingrenzen können?«, fragte der Schwabe nach.
    »Zwei bis drei Tage«, antwortete Gaugel. »So ganz genau will sich der Obduzent nicht festlegen. Kommt auf die Wassertemperatur an.«
    »Hinweise auf ein Motiv?«
    »Keine. Wir gingen zunächst davon aus, dass sie im persönlichen Bereich zu finden sind – aber nach Lage der Dinge scheint mehr dahinterzustecken. Die Parallelen zu deinem Fall lassen dies vermuten.«
    »In seiner Wohnung habt ihr außer dem Filmmaterial nichts Brauchbares gefunden?« Häberle nahm noch einen kräftigen Schluck.
    »Nichts. Mariotti war wohl ein Einzelgänger. Es gibt einige Verwandte in der Umgebung, zu denen hat er jedoch keinen großen Kontakt gepflegt.«
    »Aber andererseits müssen seine Kontakte bis in die höchsten Ebenen eines Energiekonzerns gereicht haben.«
    »Estromag«, griff Gaugel den Hinweis auf. »Mariotti und Frau Vogelsang-Klarsfeld sind hier bei uns aufgewachsen. Nach der Wende hat sie Karriere gemacht – und auch er hat nacheinander mehrere gute Jobs gekriegt.«
    Häberle unterdrückte ein Gähnen. »Haben sich Hinweise gefunden, dass sie noch regen Austausch pflegten?«
    »Sieht nicht so aus. Ich hab vorhin die Computerspezialisten befragt. Nur eines ist ihnen aufgefallen: Mariotti hat sich offenbar intensiv in sogenannten Chatrooms rumgetrieben.« Er sah seinen Kollegen so an, als befürchte er, dieser wisse nicht, worum es sich dabei handelte.
    »Katimaus«, grinste Häberle und spielte damit auf Büttners Kontakte im Internet an.
    Gaugel staunte. »Katimaus«, wiederholte er. »Du sagst es überdeutlich, lieber August. Und zwar Katimaus eins, zwei, drei und vier.«
    Jetzt war Häberle überrascht. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Es scheint jede Menge Katimäuse zu geben, und zwar

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