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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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darauf einzugehen. »Aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass die kleinen Stromversorger, diese Klitschen vom Lande, verzeihen Sie diesen Ausdruck, zur Abdeckung ihrer gewaltigen Verbrauchsspitzen den Strom dort einkaufen, wo er nur deshalb in Hülle und Fülle vorhanden ist, weil diese angeblich so bösen Großkonzerne ihn laufend produzieren?«
    »Oder sie kaufen sich Bezugsrechte in norwegischen Wasserkraftwerken«, warf Häberle ein, um ihre Reaktion zu testen. Diese aber fiel, wie kaum anders zu erwarten, emotionslos aus: »Ein schöner Werbegag für die Kundschaft, Herr Häberle.«
    »Aber doch immerhin ein Weg, weniger Atomstrom im Verbundnetz zu haben«, konterte er.
    »Das ist unbestritten. Nur mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sind die paar Bezugsrechte einiger kleiner Versorger nicht. Im Übrigen weiß ich, worauf Sie anspielen.«
    »Ich geh mal davon aus, dass Sie sich mit der Situation auf der Schwäbischen Alb befasst haben.«
    »Hab ich.« Sie wurde noch kühler. »Bei Ihnen im Süden tun manche gerade, als ginge die Welt unter, bloß weil dieses Albwerk es geschafft hat, am Bodensee sieben Gemeinden zur Gründung eines Regionalwerks zu bewegen.«
    Der Kommissar hatte davon in der Zeitung gelesen. Ein großer Coup sollte das gewesen sein, weil diese Kommunen damit den vormaligen großen Platzhirsch geschlagen hatten. Zwar konnten die Bürger dort ihren Stromversorger weiterhin frei wählen, aber zentraler Anbieter war jetzt eben das neue Unternehmen.
    »So etwas kann Schule machen«, gab Häberle zu bedenken. »Je deutlicher den Menschen die negativen Seiten der Globalisierung bewusst werden, desto mehr suchen sie Halt in regionalen Einrichtungen. Mal ganz davon abgesehen, dass dort die Chance größer ist, einen Menschen aus Fleisch und Blut ans Telefon zu bekommen, als in irgendwelchen Callcentern, wo ihnen minutenlang gebührenpflichtig Musik ins Ohr gedudelt wird.« Endlich hatte er dies mal an kompetenter Stelle anbringen können.
    Doch die Frau tat so, als ginge sie das gar nichts an. »Und dann taucht hier plötzlich dieser Herr Büttner auf – um den geht es ja wohl – und will von mir ein Statement für einen angeblichen Dokumentationsfilm.« Wieder ein abschätziges Lächeln. »Ein ziemlicher Dilettant, wenn ich das mal so sagen darf. Zunächst waren es ein paar oberflächliche Fragen zur Struktur des Leitungsnetzes, doch dann hat er mir, respektive unserer Gesellschaft, indirekt unterstellen wollen, wir würden über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften durch fiktive Orders an der Strombörse den Preis in die Höhe treiben. Kompletter Unsinn.«
    Häberle versuchte, sich jedes ihrer Worte zu merken. Seit der Finanzkrise traute er solchen Unschuldsbeteuerungen nicht mehr. Fiktive Orders und Geschäfte, die nur auf dem Papier standen, hatte es mehr als genug gegeben. Getätigt hatte man sie meist mit dem Geld anderer.
    »Wollen Sie meine Einschätzung hören?«, fragte sie unvermittelt, wartete aber Häberles Antwort gar nicht ab, sondern erklärte: »Dieser Büttner war besessen davon, etwas aufzudecken, das es nur in seiner Fantasie gab. Ein Hirngespinst. Und dazu hat er den Hobbyjournalisten gemimt. Ich habe mich gleich gefragt, warum er sich nicht an Profis wendet, um seine Verschwörungstheorie loszuwerden. Aber vielleicht hat er es versucht und ist abgeblitzt.«
    »Sie haben aber gute Miene zum bösen Spiel gemacht?«
    »Hätte ich ihn rauswerfen sollen? Hinterher weiß ich, dass ich es hätte tun sollen.« Sie klang verärgert. »Inzwischen ist es sogar diesem Albwerk peinlich, ihn nicht zurückgepfiffen zu haben.«
    Häberle verzichtete darauf, nachzuhaken, woher sie diese Weisheit hatte. Stattdessen entschloss er sich zu einer konkreten Frage: »Sind Sie eigentlich telefonisch auf Ihrem Handy immer zu erreichen? Pardon …« Er lächelte ironisch. »Sie haben vermutlich ein BlackBerry oder ein iPhone.« In gewissen Kreisen waren längst solche weiterentwickelten Handys als Statussymbol beliebt.
    »Was soll diese Frage?«, zeigte sich Frau Vogelsang-Klarsfeld unbeeindruckt.
    »Am Montagvormittag hat jemand versucht, Sie anzurufen, Sie aber nicht erreicht«, stellte Häberle fest. Büttners Handy war, soweit er sich entsann, in der Nähe von Berlin eingeloggt gewesen.
    »Ein solches Schicksal ereilt viele«, gab sie süffisant zurück. »Ich habe das Gerät zwar tagsüber dabei, aber privat nicht immer. Wann soll das am Montag gewesen sein?«
    Häberle ärgerte

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