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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sich, dies nicht notiert zu haben. »Frühmorgens meine ich.«
    »Wie ich sagte: Vor Arbeitsbeginn will ich nicht erreichbar sein. Ich schalte das Ding ab und aktiviere auch meine Mailbox nicht. Darf ich fragen, wer mich erreichen wollte?« Ihre Augen verrieten leichte Unsicherheit.
    »Wenn ich das wüsste, würde ich Sie nicht danach fragen«, erwiderte Häberle ebenso kühl, um sie noch mehr zu verunsichern. Um ihr keine Gelegenheit zu einer weiteren Äußerung zu geben, setzte er nach: »Schweizer, Wollek, Feucht, Braun, Speidel – sind das Namen, mit denen Sie etwas verbinden?«
    Verena Vogelsang-Klarsfeld lehnte sich in ihrem gewiss sündhaft teuren Bürosessel zurück. »Feucht, ja. Das ist der, der sich indirekt für das Verhalten dieses Büttners entschuldigt hat. Telefonisch.« Sie ließ sich Zeit. »Wollek, sagten Sie noch?«
    Häberle nickte und wartete angespannt auf eine Antwort.
    »Ich hab mal in Bremen, wo ich herkomme, einen Wollek getroffen. Marius, Marko – vielleicht auch Markus. Kann das sein?«
    Häberle ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. »Markus«, beschied er knapp.
    »Markus Wollek. Ja, dunkel erinnere ich mich. Was ist mit ihm?«
    »Er ist in diesem Albwerk beschäftigt.«
    Sie schien wenig beeindruckt davon zu sein, auf diese Weise auf den Namen zu stoßen. »Da sehen Sie mal, wie klein die Welt ist.«
    Häberle sah auf die Armbanduhr. Er musste weiter.
    »Übrigens …« Er glaubte, ein verstohlenes Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen, doch es sah eher nach Überheblichkeit aus. »Falls Sie auch zu denen gehören, die die Energiepolitik für unmoralisch halten, sollten Sie sich gerade mal in Ihrem eigenen Bundesland umsehen. Ihnen dürfte bekannt sein, dass Ihre Landesregierung die Untertunnelung des Stuttgarter Bahnhofs und die Schnellbahntrasse nach Ulm vehement verteidigt. Dazu bedarf es mehrerer größerer Tunnel.« Sie sah ihn streng an. »Haben Sie kürzlich gelesen, wer der Aufsichtsratsvorsitzende eines Herstellers von großen Tunnelbohrmaschinen ist, der von so einem Projekt profitiert?«
    Häberle hatte sich zwar bei seinem letzten großen Fall oberflächlich damit befasst, aber mit solchen Fragen nicht auseinandergesetzt. Er konnte sich aber leicht vorstellen, dass es Verflechtungen zur Politik gab.
    »Lothar Späth ist der Aufsichtsratsvorsitzende«, entgegnete Verena Vogelsang-Klarsfeld triumphierend. »Ihr ehemaliger Ministerpräsident. Cleverle hat man, glaub ich, zu ihm gesagt. Und solcherlei Verstrickungen – um es vorsichtig zu formulieren – gibt es in diesem Lande zuhauf, Herr Häberle. Da soll keiner so tun, als lebten wir auf einer Insel der Glückseligen.«
    Der Kommissar nickte. Irgendwie war ihm die Frau ein wenig sympathischer geworden. Er stand auf, verabschiedete sich und stellte ihr unter der Tür im Weggehen noch eine Frage, deren Beantwortung er nicht mehr abwartete: »Aber Herrn Mariotti haben Sie gekannt?«
    Möglich, dass die Frau jetzt schlaflose Nächte bekam. Oft war es besser, den Gesprächspartner im Ungewissen zu lassen.

42
    Feucht hatte die Personalakte von Silke Rothfuß gebracht. Doch mehr, als dass sie aus dem Norden gekommen war, wie Bodling es auch in Erinnerung hatte, konnte er den Dokumenten nicht entnehmen. Sie war 34 Jahre alt, stammte aus Wolfsburg und hatte sich vor drei Jahren beworben, nachdem das Albwerk in Fachzeitschriften eine Aushilfssekretärin mit Kenntnissen in der Energiewirtschaft, insbesondere in der Strombranche, gesucht hatte. Beste Zeugnisse hatte Silke Rothfuß vorgelegt. Bodling fühlte sich matt und abgekämpft, als er an seinem Schreibtisch in den Unterlagen blätterte. Er überflog die Schriftstücke, die aus mehreren Computerausdrucken bestanden. Die benutzte Schrifttype wies leicht abgerundete Buchstaben auf. Und dann fiel Bodlings Blick auf das Anschriftenfeld. Rothfuß hatte den Brief nicht nur an die Postfach-Adresse des Albwerks geschickt, sondern auch die vollständige Anschrift angegeben: ›Eybstrasse 100‹.
    Bodlings Augen blieben für ein paar Sekunden daran hängen. Dann griff er zum Telefon, wählte die Nummer der Polizei und wollte sich mit Häberle verbinden lassen. Man beschied ihm, dass der Kommissar unterwegs sei, weshalb sein Assistent Linkohr das Gespräch entgegennehmen werde. Dieser konnte nach Bodlings Schilderungen seinen Lieblingssatz mal wieder nur mühsam unterdrücken.
    Fünf Minuten später saßen sich die beiden Männer bereits gegenüber. Linkohr besah sich die

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