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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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fraglichen Schriftstücke und resümierte: »Ihren eigenen Namen schreibt sie mit scharfem S, aber die Straße mit zwei.«
    »Eben genau das ist mir auch sofort aufgefallen. Und dann die Schrifttype: Eindeutig Comic Sans.«
    Der Jungkriminalist ließ sich die Dokumente in eine Klarsichthülle stecken und schob sie zusätzlich in ein großes Kuvert, das Bodling ihm aus einem Schrankfach geholt hatte.
    »Was mich noch zusätzlich interessieren würde«, sagte er, griff in eine Tasche seiner Outdoor-Jacke und hielt seinem Gegenüber einen USB-Stick hin. »Kann es sein, dass solche Dinger im Albwerk verwendet werden?«
    Bodling nahm den schwarzen Stift in die Hände und besah ihn sich. »Ja, das kann sein. Wobei ich nicht beschwören kann, ob es genau dieser Typ ist. Aber rein äußerlich würde ich sagen – ja.« Er verzichtete auf eine Rückfrage.
    Linkohr steckte den Stick wieder ein. »Da sind Daten drauf, die sich mit Bibern befassen«, erklärte er. »War das mal ein Thema bei Ihnen?«
    »Biber?« Über Bodlings Gesicht huschte ein Lächeln. »Sie meinen diese Nager, die kürzlich in die Schlagzeilen geraten sind?«
    Auf Linkohrs Nicken hin fuhr der Firmenchef fort: »Zum Beispiel, ob Biber auch hölzerne Strommasten anknabbern?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Ich denke aber, dass sich Biber nur über frisches Gehölz hermachen, nicht aber über altes, getrocknetes.«
    »Noch was anderes«, wechselte Linkohr das Thema, als sei es ihm gar nicht so wichtig: »Aus den Daten von Frau Rothfuß’ Computer geht hervor, dass sie den ganzen Oktober über nicht eingesetzt wurde. Es lässt sich sicher feststellen, ob zu diesem Zeitpunkt weitere Personen Urlaub hatten?«
    Bodling stutzte für einen Moment und antwortete zögernd: »Zum Beispiel ich, Herr Linkohr. Darf ich erfahren, was diese Frage bedeuten soll?«
     
    *
     
    Häberle spürte, dass er an die Grenzen seiner psychischen und physischen Belastbarkeit gekommen war. Nach dem Gespräch mit Verena Vogelsang-Klarsfeld hatte er auf einem Autobahnparkplatz Krawatte und Jackett wieder ausgezogen, eines der mitgebrachten belegten Brote verschlungen und eine halbe Flasche Mineralwasser getrunken, um sich sofort auf den Weg Richtung Mecklenburg-Vorpommern nach Mirow zu machen. Ein am Handy sympathisch wirkender Kollege der zuständigen Dienststelle in Neustrelitz, der über seine Ermittlungsfahrt bereits informiert war, hatte sich bereiterklärt, ihm ein Zimmer zu besorgen und sich mit ihm am Abend zu treffen – auch wenn es spät werden würde. Dieser Beamte hatte ein interessantes Lokal vorgeschlagen, in dem man preisgünstig Fisch essen könne. Der Name Blaue Maus kam Häberle zwar etwas merkwürdig vor, doch als er in der Abenddämmerung gegen 22 Uhr das Ziel endlich erreichte, erschien ihm das Gebäude mit seiner dezent erleuchteten Fachwerkfassade auf den ersten Blick ansprechend: Es schmiegte sich in die Reihe der kleingliedrigen Bebauung entlang der kaum befahrenen Durchgangsstraße des kleinen am Mirower See gelegenen Städtchens ein. Hier wurde offenbar auf Tourismus gesetzt. Häberle hatte einige Hinweisschilder auf Schiffsrundfahrten gesehen. Unweigerlich kam ihm jener vom 2. Juni datierte Parkschein aus Mirow in den Sinn, den sie am Weiherwiesensee gefunden hatten. Dass er von Naturschützer Herbert Braun stammte, hielt Häberle seit geraumer Zeit für denkbar. Schließlich hatte Braun selbst bestätigt, hier seinen Urlaub verbracht zu haben. Die Frage war eben nur: Wieso hatte er den Parkschein ausgerechnet am Weiherwiesensee verloren? Weggeworfen hätte er ihn als Natur- und Umweltschützer sicher nicht, überlegte Häberle. Doch wenn dieser Braun nichts mit dem Fall zu tun hatte, war dann die Vermutung überhaupt gerechtfertigt, es könnten mehrere Spuren in das – aus süddeutscher Sicht gesehen – gottverlassene Nest in MeckPomm führen?
    Häberle hatte den Audi eine Nebenstraße weiter abgestellt und genoss auf dem Weg zur Blauen Maus die kühl-feuchte Abendluft. Als er das Lokal betrat, umgab ihn die gemütliche Atmosphäre einer Seemannsgaststätte, die mit allerlei Ambiente aus der Schifffahrt ausgestattet war. An einigen kleinen Tischen saßen Paare, dann entdeckte Häberle im gedämpften Licht einen Herrn gesetzteren Alters, der allein in einer Nische vor seinem Bier saß. Der Chefermittler ging direkt auf ihn zu: »Sie können nur der Kollege Gaugel sein.«
    Der andere bestätigte dies, erhob sich, schüttelte Häberle die Hand und bot ihm

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