Kuscheltier-Grauen
mir leid, kommen Sie morgen noch einmal wieder. Oder in zwei Tagen, das ist noch besser.«
»Sie wissen ja nicht, um was es überhaupt geht.«
»Das interessiert mich nicht.«
»Vertreter sind wir nicht«, sagte Suko.
»Es ist mir egal, wer Sie sind. Jedenfalls kommen Sie mir nicht über die Schwelle. Basta.«
Vor unseren Nasen hämmerte sie die Tür zu und ließ uns in der Kälte stehen.
Suko schaute mich an, ich ihn. Der Inspektor hob die Schultern. »Da können wir wohl nichts machen.«
»Stimmt. Im Moment nicht.«
»Du willst nicht aufgeben?«
Ich drehte mich schon um und ging auf den BMW zu. »Die Nacht ist noch lang, und ich fahre ungern umsonst. Wir werden noch einmal wiederkommen, das schwöre ich dir.«
»Und uns eine erneute Abfuhr holen?«
»Bestimmt nicht.«
Bevor wir einstiegen, warf ich noch einen Blick auf die erleuchteten Fenster im Erdgeschoß. Dahinter zeichnete sich keine Gestalt ab. So wenig Neugierde war mir schon suspekt. Vielleicht standen die Glotzer in einer der oberen Etagen.
Suko hämmerte die Tür laut zu. Es klang wie ein Startschuß. Wir rollten an und fuhren einen Bogen.
»Wohin, John?«
»Wieder zurück.«
»Und dann?«
Grinsend gab ich die Antwort. »Ich liebe Wälder. Besonders in der Nacht schlage ich mich gern durch die Natur. Das Haus hat bestimmt eine Rückseite, und ich will unbedingt wissen, wen die Lady als Besucher empfangen hat.«
»Ernies Mutter war das bestimmt nicht.«
»Richtig, eher die Großmutter.«
»Schöne Familie.«
Der Wald war jetzt an der rechten Seite. Unser Wagen besaß eine dunkle Farbe. Das kam uns zugute. Wir konnten ihn abstellen, ohne daß der Lack durch die Lücken schimmerte.
Gleichzeitig stiegen wir aus. Die Türen drückten wir vorsichtig zu. Suko stand bereits im Unterholz. Das hohe Unkraut reichte ihm bis über die Schienbeine. Erst wenn wir genauer hinschauten, sahen wir die Lücken zwischen den Baumstämmen.
Die Stille der Nacht umgab uns. Auch vom Haus hörten wir keine Geräusche. Nur der Wind bewegte sich und fächerte als kühler Hauch durch die Gesichter.
»Dann werde ich dir mal einen Weg bahnen«, sagte Suko und wollte in den Wald tauchen.
Ich schaute mich noch einmal um. Es war mehr eine zufällige Drehung, nicht mal bewußt. Aber ich konnte über die Kühlerschnauze des BMW schauen.
Dort hockte jemand.
»Ein Teddybär!«
***
Mein warnender Zischlaut ließ Suko zuerst erstarren. Dann drehte er sich um. »Wir haben Besuch bekommen!« flüsterte ich. »Da scheint jemand Spaß an deinem Wagen gefunden zu haben.«
»Wie?« Suko kam näher. Er bemühte sich dabei, so leise wie möglich zu sein.
Neben mir blieb er stehen. Durch seinen Körper ging ein Ruck. Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht wahr!« hauchte er. »Weißt du, was da hockt?«
»Ein Plüschtier.«
»Richtig. Und ein verdammt gefährliches dazu.« Suko zog bereits die Dämonenpeitsche.
Ich legte ihm eine Hand auf den Unterarm. »Warte erst mal ab, Alter, wie sich das alles entwickeln wird.«
»Der wird uns anspringen!«
»Darauf warte ich.«
Suko bleckte die Zähne und befühlte seinen Nacken, wo eines dieser Plüschtiere ein Andenken hinterlassen hatte. »Noch einmal möchte ich seine Zähne nicht spüren.«
»Ich auch nicht. Vielleicht können wir ihn fangen.«
»Dann nehmen wir ihn in die Zange.«
Wir näherten uns der Kühlerhaube von beiden Seiten. Suko ärgerte sich. So laut, daß ich es hören konnte, murmelte er: »Ich hoffe nicht, daß mir der Typ den Lack zerkratzt.«
»Du hast Sorgen…«
»Hab' ich auch!«
Ich war direkt vor der Haube stehengeblieben. Beide Hosenbeine hatten Kontakt mit der Stoßstange bekommen.
Suko stand versetzt. Beide schauten wir auf den so harmlos aussehenden Teddy, der wirklich kuschelig und nett wirkte, wäre da nicht sein Maul gewesen, das er sehr bedächtig öffnete, als wollte er uns angähnen. Das hatte er nicht vor. Dafür präsentierte er uns ein gefährliches Gebiß. Ich bekam einen ersten Eindruck davon, daß es ihm mit diesen Zähnen auch gelingen würde, Kleidung zu durchbeißen. Ich streckte ihm meinen rechten Arm entgegen und winkte mit dem Finger. Sogar die dunklen Augen konnte ich erkennen. Knopfaugen mit Pupillen, tiefschwarz wie der See in der Nähe. Um die Pupillen herum schimmerte mehr eine bräunliche Farbe.
Das Kuscheltier schien mich nicht zu mögen. Jedenfalls rührte es sich auch auf mein Winken hin nicht. Es blieb auf der Motorhaube hocken, als wäre es dort
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