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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an.
    Sie verteilten sich im Raum. Katzen, Hunde, kleine Robben, Schweine, eine Schlange aus Plüsch, perfekter hätte das Zimmereines kleinen Kindes nicht ausgestattet werden können.
    Aber Ernie war nicht mehr klein, er war vierzehn. Er hielt sich in seinem Zimmer auf, dem Fenster drehte er den Rücken zu. Einen Tisch hatte er von anderen Dingen leergeräumt, um Platz für seine Lieblinge zu schaffen. Es waren die Teddybären!
    Meg Ryan konnte sie nicht zählen, es waren zu viele. Sie hockten neben-und aufeinander, bildeten einen regelrechten Berg und hätten ausgereicht, um einen Spielzeugladen zu füllen.
    Sie waren verschieden groß. Manche besaßen die Ausmaße eines Babys, andere wiederum paßten auf die Handfläche eines erwachsenen Menschen. Nur hatten sie etwas gemeinsam.
    Die Mäuler und die Zähne.
    Und noch etwas besaßen sie.
    Die Teddybären lebten, wobei in ihren dunkel schimmernden Augen Mordgier funkelte.
    Meggy Ryan konnte es nicht fassen. Auch wenn sie es irgendwie erwartet hatte, war sie von diesem furchtbaren Anblick doch überrascht worden. Das Kuscheltier-Grauen schlug mit all seiner Wucht gegen sie und ließ die Angst in ihr aufleuchten.
    Die Stofftiere saßen ruhig, nur in den Augen steckte das Leben. Hin und wiederzitterten auch die aufgerissenen Mäuler, in denen sich kleine Zungen bewegten.
    Und Ernie stand vor ihnen.
    Er beugte sich zu der Ansammlung herab. Für sein Alter war er ziemlich groß, dabei sehr dünn und stets blaß im Gesicht. Das braune Haar fiel ihm in die Stirn und bedeckte auch die Hälfte der Ohren. Er trug Jeans und ein Hemd mit buntem Würfelmuster. Einmal bewegte er den Kopf nach rechts, da konnte seine Mutter das Profil sehen. Eine gerade Nase, der etwas weiche Mund, das leicht vorspringende Kinn. Eigentlich war Ernie ein hübscher Junge geworden.
    Wie sein Vater, dachte Meg. Ihre Augen brannten. Vielleicht lag es am Licht, in das sie schaute, oder am Wissen, daß die Mutter recht behalten hatte.
    Ernie war die Zentrale, das Zentrum. Und wie er jetzt diese teuflischen Kuscheltiere streichelte. Die Bewegungen störten seine Mutter nicht nur, sie widerten die Frau sogar an.
    Als wären sie ungemein kostbar, so glatt und leicht glitten die Handflächen über das künstliche Fell hinweg. Die Rücken, die Bäuche, die Gesichter, er streichelte einfach alles. Ein introvertierter Junge, der nur seine Plüschtiere kannte.
    Einen Teddy hob er hoch. Meggy hatte Furcht davor, daß er sich mit dem Stofftier in der Hand umdrehen würde. Das geschah nicht. Mit beiden Händen hielt er den Teddy fest, schaute ihn nur an, hatte den Kopf dabei zurückgelegt und brachte das Tier schließlich so nahe an sein Gesicht, daß er es küssen konnte.
    »Junge, du bist wahnsinnig, du mußt verrückt sein!« Meggy konnte nicht anders, sie hatte die Worte einfach sagen müssen. Es war bei ihr wie ein innerer Zwang.
    War sie trotz der trennenden Scheibe gehört worden?
    Ernie hatte eine sehr ungewöhnliche Haltung eingenommen. Er stand plötzlich unbeweglich.
    Lauschen, spüren, mit den Gefühlen messen…
    Plötzlich drehte er sich um.
    Auf der Stelle und derart schnell, daß Meggy nicht rasch genug abtauchen konnte.
    Ernie starrte gegen die Fensterscheibe.
    Seine Mutter schaute in das Zimmer. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert, er war zu einer Maske erstarrt, in der allein die Augen lebten. Ernie bewegte die Lippen. Er formte ein lautloses Wort, das Meggy trotzdem verstand, weil sie es von seinem Mund ablesen konnte.
    »Mutter…«
    Sie wollte rufen, aber die Starrheit ließ sie nicht los. Statt dessen sah sie mit an, wie sich ihr Sohn auf das Fenster zubewegte und sich seine Lippen zu einem Grinsen verzogen hatten, das etwas Teuflisches und Animalisches in sich barg. Meggy Ryan spürte den kalten Hauch des Grauens…
    ***
    Trotz der Dunkelheit und leichter Dunstfahnen hatten wir den Weg nach Flimwell gut gefunden. An einer Tankstelle hatte uns der ölverschmierte Geselle die Strecke beschrieben, die wir fahren mußten, um das Haus der Ryans zu erreichen.
    Über die Familie selbst konnte er uns angeblich nichts sagen, er hatte sie zu wenig gesehen.
    Daß ein See in der Nähe lag, war uns bekannt. Innerhalb des Reservats, durch das nur eine Straße führte, kam er uns wie ein in sich ruhender Pol vor.
    Sukos BMW 535i schlich über die Straße. Er wirkte wie ein Raubtier mit diamantschwarzem Fell, auf das die Feuchtigkeit blanke Bahnen gelegt hatte. Tropfen klebten an den Scheiben, der

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