Kuss der Finsternis - Cole, K: Kuss der Finsternis
ihren Angriff nicht mitangesehe n – so rasch und gedankenlos, wie eine Maschine.
Sebastian hatte zwar schon miterlebt, dass auch Frauen in Zeiten des Krieges zur Gewalt bereit waren, um die zu beschützen, die sie liebten, aber eine derartige Grausamkeit hatte er noch nie zuvor in einer Frau gespürt.
Ihm war klar, dass er Kaderin nicht mit den Frauen seines Zeitalters vergleichen konnte. Er durfte sie vor allem nicht mit menschlichen Frauen vergleichen. Seine Schwestern wären eher in Ohnmacht gefallen, als auch nur einer Fliege etwas zuleide zu tun. Sie wären schon bei der bloßen Vorstellung, einen Berg zu erklimmen, ohnmächtig geworden. Das wusste er wohl, aber es erleichterte ihm die Erinnerung an Kaderins Grausamkeit in keinster Weise.
Er fürchtete, seine Braut hatte es genossen.
Er grub immer tiefer, doch er fand nichts. Mit zusammengezogenen Augenbrauen trieb er die Schaufel tiefer und tiefer in die Erde. Immer noch nichts.
Seine Fäuste schlossen sich um den Griff und zermalmten ihn zu Holzsplittern und Staub.
Die Truhen waren fort.
Kaderin machte es sich in ihrem Ledersitz im Jet bequem, hochzufrieden mit ihrem Erfolg. Der Platz neben ihr war leer, da Regin auf dem Boden des Flugzeugs lag und die Beine auf die Lehne gelegt hatte. Der Plan sah vor, Kaderin auf einem Flughafen in Rio abzusetzen, und anschließend flog Regin nach Hause nach New Orleans.
Ja, Kaderin war zufrieden. Ganz egal, was passiert war, sie hatte die Führung übernommen. Oder zumindest herrschte Gleichstand mit Cindey und diesem verfluchten Vampir. Wie hatte er auf seiner ersten Tour, bei seiner allerersten Aufgabe, die Maximalpunktzahl holen können?! Unerträglich. Wenigstens war Bowen nicht da gewesen, und für die zweithöchste Aufgabe gab es nur neun Punkte.
„Ich kann wirklich gern bei dir bleiben, wenn du mich brauchst“, bot Regin ihr zum ungefähr fünften Mal an. „Wir wären das allerbeste Team aller Zeiten.“
„Ich hab bei der ersten Tour schon mal versucht, im Team zu arbeiten“, erwiderte Kaderin. „Aber leider endete meine Partnerschaft mit Myst in einer kleinen Meinungsverschiedenheit. Es führte dazu, dass sie mir einen unerwarteten Schlag ins Gesicht versetzte und ich sie bei den Haaren packte und durch die Gegend schleuderte. Tut mir leid, Regin, aber ich arbeite am besten allein. Außerdem war das Amulett ein guter Anfang. Zwölf von siebenundachtzig Punkten.“
„Was, wenn der Vampir dich wiederfindet?“
Wenn er ihr auf dem Felsvorsprung die Wahrheit gesagt hatte, dann würde das wohl früher geschehen, als Regin dachte. „Ich bin sicher, ich finde einen Weg, mit ihm fertig zu werden.“
„Wann hast du ihn denn erweckt? In Russland?“ Kaderin nickte. „Hat er sich transloziert, bevor du ihn umbringen konntest?“
Kaderin lief rot an. Nein, ich war zu sehr damit beschäftigt, meinen Unterleib gegen seinen zu reiben.
„Ich hatte meine Peitsche nicht mit“, wich sie aus und sprach dabei doch die reine Wahrheit. Da konnte sie sich auch gleich Verräter auf die Stirn tätowieren lassen. Oder zumindest ein T-Shirt tragen, auf dem stand: Ich habe einen Vampir geküsst, und es war toll.
„Regin, warum bist du so darauf versessen, mir zu helfen? Dir scheint einiges daran zu liegen, dich ein Weilchen nicht mehr in New Orleans blicken zu lassen.“
Regin spielte nervös mit ihrem iPod. „Nïx hat mir erzählt, das s … na ja, dass Aidan der Grimmige bald zurückkehren wird.“
„Dein Berserker?“
Regin hatte Aidan geküsst, was sie nicht hätte tun sollen, da ihre Küsse so berauschend waren wie die mächtigsten mythischen Narkotika – mit ebenso viel Suchtpotenzial. Selbst nachdem jener Berserker im Kampf sein Leben gelassen hatte, bot er dem Tod die Stirn, um sie in einem anderen Leben wiederzufinden.
Genau genommen war er inzwischen schon mindestens dreimal wiedergeboren worden. Sein Verlangen nach Regin war so groß, dass er dazu verflucht war, eine Version 2.0 zu sein, eine Reinkarnation für alle Ewigkeit.
„Er ist nicht mein Berserker“, sagte Regin.
„Wie würdest du ihn denn dann nennen?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Wie würdest du die Tatsache nennen, dass er dich immer wieder findet, sich immer daran erinnert, wer er war, und dann auf die ein oder andere Weise getötet wird, während er um dich kämpft?“
„Ein Spiel, das zwischen uns abläuft?“ Regin zuckte zusammen. „Hab ich das gerade wirklich gesagt?“
Kaderin verdrehte die Augen. „Solltest du
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