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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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kann, wenn er erst mal auf die schiefe Bahn geraten ist. Und meine Eliza ist kein armes Blumenmädchen, das nicht ordentlich sprechen kann, meine Eliza ist eine Hure, und er holt sie aus dem Bordell.«
    »Donnerwetter!« Frau Holm war beeindruckt.
    »Er kauft sie ihrem Zuhälter ab, er bezahlt für eine gewisse Zeit, ein halbes Jahr vielleicht …«
    »Ein ganzes Jahr«, warf Geraldine ein.
    »Auch möglich. Sie glaubt natürlich, er will sie nur für den einen Zweck, den sie sich vorstellen kann, und sie hat nichts dagegen. Er ist ein recht gut aussehender Mann, und sie findet es ganz angenehm, eine Zeit lang nur mit einem Mann zu schlafen statt jeden Tag mit einem anderen.«
    »Und das soll Geraldine spielen?«, fragte Frau Holm mit leichter Empörung in der Stimme.
    »Das kann sie«, sagte Sebastian. »Denn nun geht die Geschichte ja erst los. Der Psychiater ist ein wohlhabender Mann, bewohnt eine große Villa.«
    »In Harvestehude«, warf Geraldine ein.
    »Wie?«
    »Das ist ein vornehmer Stadtteil von Hamburg. Hat Alexander mir erzählt. An der Alster, an der so genannten Außenalster, wo ich ja in dem Hotel gewohnt habe.«
    »Also gut, ein großes schönes Haus, er hat natürlich eine Haushälterin wie der Higgins.«
    »Verheiratet ist er demnach nicht.«
    »Ist er nicht. Da könnte er sich solche Eskapaden nicht leisten. Aber der Clou bei der Sache ist nun, dass er nicht im Entferntesten daran denkt, mit der Hure ins Bett zu gehen. Das ist für sie zunächst unbegreiflich. Sein totales Desinteresse irritiert sie.«
    »Verständlich«, sagte Geraldine. »Und sie versucht ihn zu verführen. Ist er schwul?«
    »Ist er nicht. Er hat sogar eine Freundin, mit der er seit mehreren Jahren zusammen ist, die erst mit Unverständnis und dann mit Ärger auf diese seltsame Person reagiert, die er sich da ins Haus geholt hat. Seine Erklärung, dass es sich um ein Experiment handelt, empfindet sie als unglaubwürdig. Und nun kommen wir zu dem zweiten Mann, der in diesem Film eine Rolle spielt. Einen Oberst Pickering brauchen wir natürlich auch. Das ist in diesem Fall ein Anwalt, ein Freund des Psychiaters. Und der findet die ganze Sache geradezu abstoßend. Es hat natürlich keine Wette stattgefunden, nur ein Gespräch darüber, dass man einen Menschen nicht ändern kann. Und in diesem Fall besteht das Absurde darin, dass der Psychiater nicht an die Änderung, die Besserung eines Menschen glaubt. Der Anwalt eben doch.«
    Diesmal nahm Frau Holm die Flasche mit dem Juvi in die Hand, um nachzuschenken.
    »Hört sich ziemlich kompliziert an«, sagte sie.
    »Na ja, ich erzähle es halt so auf die Schnelle.«
    »Und wie geht es weiter?«, fragte Geraldine.
    »Als das Mädchen merkt, nennen wir sie der Einfachheit halber auch Eliza, im Film wird sie natürlich anders heißen, dass der Mann, der sie gewissermaßen eingekauft hat, keine Verwendung für sie hat, wird sie unsicher und unterlässt nach vergeblichen Versuchen alles, was sie gelernt hat.«
    »Also mal langsam«, sagte Geraldine. »Du galoppierst ja geradezu durch die Geschichte.« Sie lächelte. »Was galoppieren ist, weiß ich inzwischen. Also, sie denkt, er hat sie dem Zuhälter abgekauft, um mit ihr ungestört zu schlafen, wenn ihm gerade danach ist. Und gerade das tut er nicht. Aber was hat er nun wirklich mit dieser Frau vor?«
    »Er will beweisen, dass man eine Frau, die aus einem bestimmten Milieu kommt, nicht zu einer normal empfindenden Frau umerziehen kann. Es geht nicht darum, dass sie ordentlich hochdeutsch sprechen kann. Bei uns spielt das ohnehin keine so bedeutende Rolle wie in England. Bei uns kann eine Dame bayerisch oder schwäbisch sprechen und trotzdem eine Lady sein.«
    »Er ist der Meinung, eine Nutte ist eine Nutte, und das bleibt sie auch«, sagte Geraldine.
    »So kann man es ausdrücken, ja.«
    »Und sie gewöhnt sich sehr bald an das Leben in einem gepflegten Haushalt, macht sich hier und da ein bisschen nützlich. Und sie hat nicht mehr das geringste Verlangen, mit einem Mann ins Bett zu gehen.«
    »Ich sehe, du hast begriffen, Geri.«
    »Könnte ja sein, sie würde gerade mit ihm gern ins Bett gehen. Kann ja sein, er gefällt ihr. Aber sie weiß, dass sie sich eben nicht so benehmen darf, wie sie es bisher gewohnt war. Sie ist brav, benimmt sich jeden Tag besser. Vielleicht könnte sie ein bisschen in der Praxis helfen, Patienten empfangen.«
    Sebastian lachte. »Du bist wie immer dabei, am Drehbuch mitzuarbeiten, Geri.«
    »Gibt es denn schon

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