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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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der paar Erfahrungen, die man im Laufe der Zeit noch machen musste. Er bald, und ich dann später.«
    Sie nahm einen Schluck von ihrem Bier, griff dann nach der Schnapsflasche.
    »Darf ich euch noch einen Juvi einschenken? Du solltest auch noch einen trinken, Sebastian. Die Speckstippe bekommt dir dann besser. Ich räume jetzt ab und mache noch einen kleinen Spaziergang mit Nelson. Er ist heute zu kurz gekommen.« Frau Holm hatte sich gleich gedacht, dass es mit den beiden eine Geschichte geben musste. Und sie war hoch zufrieden, dass sie von dem überraschenden Besuch nichts erzählt hatte.
    Jana hatte am Nachmittag angerufen, hatte nach Geraldine gefragt.
    »Sie ist zum Schwimmen ans Meer gefahren. Wir haben sehr schönes Wetter.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Bestens.«
    Sie sollte nicht an Fremde vermieten, so lautete das Gebot. Aber der Regisseur von Amphitryon war schließlich kein Fremder, jedenfalls nicht für Geraldine. Und nun waren die beiden auch noch ein altes Liebespaar. Und so kühl Geraldine am Abend zuvor gewesen war, so gelöst war sie heute.
    Aber nicht nur wegen des Zimmers hatte sie ihrer Tochter nichts von dem überraschenden Besuch erzählt, sondern weil sie das Gefühl hatte, zwischen diesen beiden, der Schauspielerin und dem Regisseur, gab es eine gewisse Spannung, sie hatte es an Geraldines abwehrender Miene gesehen und an seinem fragenden Blick, seinen vorsichtigen Versuchen, ihr näher zu kommen.
    Wieder näher zu kommen, wie sie jetzt wusste. Geraldine hatte ja ziemlich offen gesprochen. Er war meine große Liebe, hatte sie gesagt.
    Und er: Wir waren immerhin zwei Jahre zusammen. Sie war meine erste wirkliche Liebe, und daran hat sich nichts geändert.
    Frau Holm lächelte.
    Gut, dass sie Jana nichts von dem Besuch erzählt hatte. Die wusste sicher von der gemeinsamen Vergangenheit der beiden. Auch Alexander ging es nichts an. Erst mal sehen, wie es weiterging. Auf jeden Fall benahm sich Geraldine heute anders als am Abend zuvor. Geraldine trug die Teller und leeren Schüsseln hinaus, und als sie allein waren, sagte Sebastian: »Es heißt immer, man soll alte Liebesgeschichten nicht wieder aufwärmen. Aber was mich betrifft, so habe ich mich von Geri nie wirklich gelöst. Das wird sie Ihnen bestätigen. Wir sind immer in Verbindung geblieben, beruflich vor allem. Auch wenn sie böse mit mir war. Aber sie war ja nie allein. Nie verlassen. Sie hatten ihren Vater, der ihr alles bedeutete.«
    »Von ihrem Vater hat sie mir erzählt«, sagte Frau Holm vorsichtig. »Nein, allein war sie wohl nicht.«
    »Ich hatte ein paar Affären, zugegeben. Aber in gewisser Weise war ich doch allein und verlassen. Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt. Mag sein, er lebt irgendwo auf dieser Erde, doch er weiß nichts von mir und ich nichts von ihm. Und meine Mutter … na ja, sie ist tot. Aber sie ist nie auf mich eingegangen. Auf meine Pläne, meine Wünsche. Und Erfolg hatte ich leider nie. Damit hätte ich sie vielleicht überzeugen können.«
    »Aber der Amphitryon war doch ein schöner Erfolg.«
    »Ja, eben. Und ich möchte Geri davon überzeugen, dass wir beide zusammen unschlagbar sind. Sie hat tolle Einfälle. Und deswegen möchte ich wieder mit ihr einen Film machen. Ich habe das Frobenius schon gesagt. Und jetzt kommt es darauf an, sie für mich zu gewinnen.«
    Geraldine kam wieder ins Zimmer und brachte noch zwei Flaschen Bier mit.
    »Ich glaube, ich trinke noch ein Glas. Zum Matjes passt es am besten.«
    »Und was für einen Stoff haben Sie diesmal?«, fragte Frau Holm, während Geraldine die Gläser füllte.
    Sebastian blickte Frau Holm gerade in die Augen. Schluckte. Richtete sich gerade auf.
    »Pygmalion«,
sagte er.
    Geraldine sah ihn überrascht an.
    »Pygmalion?«
    »Du kennst es?«
    »Ein Stück von Shaw. Ein großartiges Stück. Papi hat ihn mal gespielt, in Coburg.«
    »George Bernard Shaw«, bestätigte Sebastian. »Er hat viele großartige Stücke geschrieben. Nicht zu verstehen, warum man sie heute nicht mehr spielt.
Pygmalion
ist eins seiner besten.«
    »My Fair Lady«,
sagte Frau Holm.
    Sebastian lachte glücklich.
    »Prima, prima. Ihr wisst, wovon die Rede ist.
My Fair Lady
ist nach dem Stück von Shaw entstanden. Die Musik für dieses Musical hat Frederick Loewe geschrieben. Es wurde in Berlin das erste Mal Anfang der Sechzigerjahre aufgeführt. Im Theater des Westens. Wir haben es beide nicht gesehen. Ich war noch zu klein, und du warst noch gar nicht geboren, Geri. Aber ich habe

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