Kuss des Feuers
an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, und Victoria lachte wieder, während sie fröhlich in die Hände klatschte. »Was für eine Autorität du besitzt, Miranda. Ich mag dich wirklich.«
»Ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen.«
Victoria zog ihre silbernen Augenbrauen hoch und strich ihr Kleid aus Silbersatin glatt. Es war im Empirestil gehalten, den Archer noch gut aus seiner Jugend kannte. Vielleicht hatte sie es seinetwegen ausgewählt. Die Vorstellung hinterließ einen bitteren Geschmack bei Miranda.
»Ach, es ist nur weibliche Eifersucht, die uns streiten lässt«, erklärte die Hexe mit einem leisen Seufzer. »Wie belanglos ist das denn, hm?« Ihre lächelnden Lippen verzogen sich. »Er hat immer mir gehört. Er hat mir sein Wort gegeben, aber eine Zeitlang hatte er das wohl vergessen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Doch am Ende ist es ihm wieder eingefallen. Er ist aus eigenem, freiem Willen zu mir zurückgekommen.«
»Freier Wille hat nichts damit zu tun«, fuhr Miranda sie an. »Du hast die ganze Zeit nur mit ihm gespielt.«
Victoria bedachte sie mit einem gelangweilten Blick, wie ein Kind, das von Süßigkeiten träumt, aber nur Schelte bekommt. »Was für Spaß habe ich denn sonst? Davon abgesehen mussten alle zahlen. Ich habe sie alle geliebt. Und sie haben mir gehuldigt. Eine Zeitlang.« Zornig verzog sie die Lippen zu einem Schmollmund. »Dann wandten sie sich von mir ab und verbannten meinen Benji, sodass ich ihn verlor.«
Einen kurzen Moment lang flackerte es vor kalter Wut um sie herum, ehe das Lodern genauso schnell wieder verschwand. »Dafür mussten sie bezahlen. Aber es war wichtig, den richtigen Moment zu wählen. Ich hielt es für besser, sie zu töten, wenn Benji zurückgekehrt war.«
»Dadurch sollte Archer in die Ecke gedrängt werden«, sagte Miranda. »Damit sich wieder alle gegen ihn wandten, sodass er kaum eine Chance hatte, in der Gesellschaft zu verbleiben.«
»
Exactement
!« Victoria klatschte lächelnd in die Hände. »Ach, es ist so befriedigend, es mit einer intelligenten Frau zu tun zu haben«
»Du hättest mich auch einfach umbringen können«, stieß Miranda hervor. Sie wollte den Kampf jetzt. Sie wollte, dass Victoria auf sie losging, damit die Hexe starb. »Ich bin schließlich die wahre Bedrohung.«
Anmutig zog Victoria die Augenbrauen hoch. »Das hätte ich vielleicht«, gestand sie leise. Sie sah Archer an. »Aber Männer sind doch wie Kinder, nicht wahr? Wenn man ihnen ihr Lieblingsspielzeug zu früh wegnimmt, bekommen sie einen Wutanfall.« Ihr Blick glitt wieder zu Miranda. »Genau das bist du. Ein Spielzeug. Eins, das seinen Reiz verloren hat.«
Victoria tat einen kleinen wiegenden Schritt in die Höhle, und das Licht der Fackeln ließ ihre Haut wie Diamanten im Sonnenlicht funkeln. »Wo wir gerade von Spielzeug reden. Hat dir mein kleines Geschenk gefallen?«
John Coachman. So etwas Ähnliches wie ein Knurren kam über Mirandas Lippen.
Victorias Augen blitzten triumphierend auf. »Er war höchst amüsant. So ein strammer Junge. Aber, ach, wie überrascht er geguckt hat, als ich mit Maske und deinem Umhang in den Stallhof kam und ihn anflehte, mir beizuliegen. Er wollte nicht … bis ich mich hinkniete und ihm Lust bereitete.«
Mirandas Finger zuckten über Archers Haut. Als sie nichts sagte, zog Victoria die Augenbrauen ärgerlich zusammen.
»Der Junge war in dich verliebt. Wusstest du das? Er hat es mir ins Ohr geraunt, ehe er mich nahm.« Victorias Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Ich muss schon sagen, ein hervorragender Liebhaber, so gewöhnlich und kraftvoll. Es tat mir fast schon leid, ihm wehzutun.« In den Winkeln ihrer Katzenaugen bildeten sich kleine Fältchen, und die silberne Iris flackerte völlig seelenlos wie ein Spiegel. Wie hatten diese Augen Miranda je an Archers erinnern können?
»Aber dann dachte er ja, du hättest ihn umgebracht. Ich sah den Schmerz und den Schock in diesen großen, dummen Augen.«
»Es reicht!« Mirandas laute Stimme hallte von den kalten Wänden wider. »Ich werde dich töten. Wegen John Coachman, Cheltenham und wegen Archer. Wegen dem werde ich dich zur Hölle schicken.«
»Was für ein Selbstvertrauen!« Ihr glockenhelles Lachen erklang. »Das wird eine höchst amüsante Nacht werden.« Ihr Kopf fuhr hoch, und ein bösartiger Ausdruck trat in ihre Augen. »Damit mein Benji von dir zehren kann, brauchst du nicht unversehrt zu sein. Sag mir, was ich als Erstes herausreißen soll.
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