Kuss Mit Sosse
Wenig später ein Klimpern, die Schlüssel, die in das Silbertablett auf der Anrichte im Flur geworfen wurden, zwei Takte später ein dumpfes schweres Geräusch, vermutlich seine Waffe, die auf der Küchentheke abgelegt wurde. Kurz darauf kam Ranger ins Schlafzimmer geschlendert.
Er trug eine schwarze Basecap, schwarze Windjacke, schwarze Cargo Pants und schwarze Boots. Er war klatschnass, und er wirkte angespannt.
»Regnet es immer noch?«, fragte ich ihn.
Es war eine rhetorische Frage, ich konnte den Regen gegen die Scheibe des Schlafzimmerfensters trommeln hören.
Ranger bückte sich, um die Schnürbänder seiner Boots aufzuknoten. »Ich war heute Morgen die ganze Zeit draußen. Ich bin bis auf die Haut durchnässt, und zu meinem nächsten Meeting komme ich zu spät.« Er schleuderte die Schuhe von sich und ging ins Badezimmer. »Legst du mir ein paar trockene Kleider raus?«
»Was für welche?«
»Irgendwas.«
Ranger besitzt einen begehbaren Kleiderschrank, bei dem ich schwach werden könnte. Hemden, Hosen, Blazer, T-Shirts, Sweatshirts, Cargo Pants, Strümpfe, Unterwäsche, Sportklamotten, Schuhe – alles hängt ordentlich auf Bügeln, liegt gestapelt in Regalen oder gefaltet in Schubladen. Auch das ist Ellas Werk.
Es fiel mir leicht, Kleidung für Ranger auszusuchen, denn alle seine Sachen zum Anziehen sind schwarz. Die Frage ist nur: Schick oder leger? Ich entschied mich für legere Kleidung und trug genau die gleiche Kluft zusammen, die er angehabt hatte, als er nach Hause gekommen war.
Wenn ich früher in seinem Kleiderschrank mal nach Unterwäsche gesucht hatte, fand ich meist nur ein einziges Paar schwarze Seidenboxershorts. Das ist lange her. Heute hat er eine ganze Schublade voller Unterhosen. Weite Boxershorts und knallenge Slips. Mit geschlossenen Augen fasste ich in die Schublade und griff einen Slip heraus.
Ich brachte alles ins Badezimmer und sah gerade noch, wie Ranger aus den letzten nassen Sachen schlüpfte.
»Entschuldige, dass ich einfach so hereinplatze«, sagte ich.
»Ist ja nicht zum ersten Mal, dass du mich im Adamskostüm siehst, Babe.«
»Aber schon eine Weile her.«
»Soweit ich das beurteilen kann, ist noch alles dran an mir.« Er zog den frischen Slip an und achtete darauf, dass er sich sein gutes Stück nicht einklemmte. »Wenn wir mehr Zeit hätten, könntest du dich selbst davon überzeugen.« Er streifte seine Uhr ab und warf sie mir zu. »Leg die zum Trocknen hin und bring mir eine neue. Oberste Kommodenschublade in meinem Schlafzimmer.«
Ich brachte ihm genau das gleiche Modell wie das, was er gerade abgelegt hatte, außerdem Schuhe und Strümpfe.
»Auf meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer liegt eine Aufstellung mit den Beutestücken aus den Einbrüchen. Ich möchte, dass du sie mal durchgehst. Dazu habe ich auf einem Stadtplan die entsprechenden Häuser markiert. Bis jetzt ist mir nichts Besonderes aufgefallen, aber vielleicht springt dir ja was ins Auge.« Er band die Schuhe zu und richtete sich auf. »Außerdem habe ich eine Liste mit allen Mitarbeitern gemacht, die hier im Haus beschäftigt sind, welchen Posten sie bekleiden, und ihre jeweilige Vorgeschichte. Guck sie dir mal an.«
Ich brachte ihn zur Tür und sah zu, wie er seine Schlüssel von der Anrichte nahm und sie einsteckte. Er drückte mich an die Wand, lehnte sich gegen mich und küsste mich. »Später«, sagte er nur, und seine Lippen streiften meinen Mund. Dann verließ er die Wohnung.
Es war ein echt toller Kuss, und wenn er »jetzt« gesagt hätte, wäre ich wohl ganz schön ins Schwitzen gekommen. Doch ein paar Takte später, nachdem mein Herz aufgehört hatte, wie wild in meiner Brust auf und ab zu hüpfen und Ranger sich nicht mehr an mich drückte, da kriegte ich erst so richtig die Panik. Wer weiß, was er mit »später« gemeint hatte.
Mit der Information über die Einbrüche und die Angestellten fuhr ich runter in den vierten Stock, sackte unterwegs in der Küche ein Sandwich ein und ging zu meinem Kabuff. Schon nach wenigen Minuten wurde mir klar, dass ich hier nicht die ungestörte Atmosphäre finden würde, die ich brauchte, deswegen nahm ich Rangers Büro in Beschlag. Die Beute aus den Einbrüchen war immer die gleiche: Schmuck, Bargeld, iPods, Laptops und elektronische Spiele. Dem Stadtplan entnahm ich, dass die Häuser in drei verschiedenen Wohnvierteln lagen. Ich konnte nicht erkennen, was sie sonst miteinander verband. Die Personalakten der Angestellten hatte ich ungefähr zu
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