Kuss Mit Sosse
ist. Man will ja nicht ständig im Büßerhemd rumlaufen – von wegen, Scheiße, ist alles nur deine Schuld. Als Nächstes stellst du dich noch an den Herd und kochst einen Schmorbraten für sie oder bezahlst ihre Schulden mit deiner MasterCard.«
»Ich weiß nicht, wie man Schmorbraten kocht.«
»Sei froh«, sagte Lula. »Du hast nicht zufällig was in deinem Kleiderschrank, was mir passen könnte? Ein weites T-Shirt oder so? Ich habe mich überall mit Barbecuesauce bekleckert. Ich bin völlig fertig.«
Ich gab Lula Steppdecke und Kissen und ein abgetragenes T-Shirt, das Morelli gehörte. Dann verzog ich mich in mein Schlafzimmer, sagte gute Nacht und machte die Tür hinter mir zu. Ich wollte Lula nicht in Morellis T-Shirt sehen müssen. Lula war erheblich kleiner als Morelli und erheblich breiter. Lula in Morellis T-Shirt, das war kein erhebender Anblick.
Kurz nach Mitternacht wachte ich in Panik auf. Ich hatte das Gefühl, jemand sägt sich durch meine Schlafzimmertür. Ein paar Sekunden später, als ich wieder vernünftig denken konnte, wurde mir klar, dass es Lula war, die nebenan im Wohnzimmer schnarchte. Ich zog mir das Kissen über den Kopf, aber das half auch nichts. Lula war immer noch zu hören. Drei Stunden später warf ich mich in meinem Bett hin und her und heckte Mordpläne aus. Ich stand auf, marschierte ins Wohnzimmer und schrie Lula ins Gesicht.
»Aufwachen!«
Nichts.
»Aufwachen! Aufwachen! AUFWACHEN !«
Lula schlug die Augen auf. »Hä?«
»Du schnarchst.«
»Und deswegen weckst du mich?«
»Ja! Erst wollte ich dich mit dem Kissen ersticken, aber ich habe nicht die Kraft, deinen leblosen Körper zu den Mülltonnen zu ziehen.«
»Zufällig weiß ich, dass ich nicht schnarche. Das musst du geträumt haben.«
»Das habe ich nicht geträumt. Mit deinem Schnarchen kannst du Tote aufwecken. Dreh dich auf die linke Seite, auf die rechte Seite, aber tu irgendwas. Ich muss morgen zur Arbeit. Ich brauche meinen Schlaf.«
Und dann ließ sie einen fahren. Brrrrp .
»Buah!«, sagte ich, wich zurück und fächelte mir Luft zu. »Das ist ja ekelhaft.«
»Ich finde es gar nicht so schlimm«, sagte Lula. »Es riecht ein bisschen nach Spareribs.«
Am nächsten Morgen fuhr ich im strömenden Regen zu Rangeman. Die Temperaturen waren über Nacht ziemlich in den Keller gegangen, und die Heizung in meinem Auto war kaputt, so dass ich mir den Arsch abfror. Ich parkte in der Tiefgarage, ließ mich von dem Aufzug in den vierten Stock befördern und schob mich an dem Steuerpult vorbei zu meinem Kabuff. Ich schaltete meinen Computer an, und ohne dass ich es gemerkt hätte, stand plötzlich Ranger hinter mir.
»Anstrengende Nacht hinter dir?«, fragte er.
»Woher weißt du das?«
»Du bist an deinem Platz eingeschlafen. Ich hatte Angst, du könntest vom Stuhl kippen und dir eine Gehirnerschütterung zuziehen.«
Ich erzählte ihm von der Sache mit Lula, dem kichernden, fleischerbeilschwingenden Mann, der Schießerei, von ihrem Schnarchen und meiner schlaflosen Nacht.
»Geh rauf in meine Wohnung und ruh dich erst mal aus«, sagte Ranger. »Ich bin den ganzen Morgen über auswärts tätig. Ich melde mich, sobald ich zurück bin.«
Ranger ging, und ich beendete eine angefangene Computerrecherche zu einer Stellenbewerbung. Danach fuhr ich mit dem Aufzug zu Rangers Wohnung im sechsten Stock. Sie roch ganz schwach nach Zitrone, und alles war in perfekter Ordnung. Ellas Werk.
Jeden Morgen geht Ella als Erstes durch die Wohnung, putzt und räumt auf. Rangers Bett war frisch bezogen, sein Badezimmer war blitzblank, die Handtücher waren ordentlich gefaltet.
Ich streifte die Schuhe ab, pellte mich aus der Jeans, schlüpfte unter die Bettdecke und dachte bei mir, dass dies meiner Vorstellung vom Paradies wohl am nächsten kam. Rangers Seidenbettwäsche war kühl und kuschelig. Die Kissen waren nicht zu weich, sie waren genau richtig. Die Matratze war genau richtig. Die Daunendecke auch. Wenn Ranger ein Heiratskandidat gewesen wäre, ich hätte ihn ohne nachzudenken schon allein wegen des Bettes zum Mann genommen. Es gab noch andere gute Gründe, sich mit Ranger zusammenzutun, aber der entscheidende Faktor wäre das Bett. Leider gab es auch gewichtige Gründe, die Finger von ihm zu lassen.
6
Ich öffnete die Augen und sah als Erstes auf die Uhr. Fast eins. Ich wälzte mich aus dem Bett, stieg in meine Jeans und wollte mir gerade die Schuhe zubinden, da hörte ich, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde.
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