Kuss Mit Sosse
nicht im Film, Babe.«
»Hat sich jemand in deinen Computer eingeloggt?«
»Nein.«
»Dann bleibt nur noch eine Erklärung. Und die ist hässlich«, sagte ich.
»Theoretisch gibt es nur wenige Leute in meinem Unternehmen, die Zugang zu den Codes haben, und ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von denen in die Sache verwickelt ist. Was das betrifft, wird jeder, den ich einstelle, strengstens überprüft. Hinzu kommt, dass das gesamte Gebäude, mit Ausnahme der privaten Wohnräume, videoüberwacht wird.«
»Hast du die Codes geändert?«
»Ich habe sie nach jedem Einbruch geändert.«
»Wow.«
»Allerdings«, sagte Ranger. »Ein Insider knackt mein System.«
»Warum erzählst du mir das alles?«
»Ich brauche jemanden, der ein bisschen herumschnüffelt, ohne Verdacht zu erregen. Ich kann in meiner Firma niemandem mehr trauen.«
»Nicht mal Tank?«
»Nicht mal Tank.«
Tank ist, wie sein Name schon sagt, ein Panzer, groß und robust, innen und außen. Er ist Rangers Stellvertreter, und er hält Ranger den Rücken frei.
»Du hast schon mal für mich gearbeitet, Computerrecherche, und dafür möchte ich dich wieder engagieren. Bis jetzt hat Ramon die Recherchen gemacht, aber er will raus aus dem Kabuff und wieder in den Außendienst. Du würdest im Kontrollzentrum im vierten Stock arbeiten, aber hast natürlich Zugang zu allen Räumen im Haus. Jeder in der Firma kennt dich und weiß, dass du mein Baby bist. Deswegen wird keiner in deiner Anwesenheit offen reden, aber es wird auch keiner auf die Idee kommen, ich hätte dich eingestellt, um sie auszuspionieren. Sie gehen einfach davon aus, dass ich dir den Job gegeben habe, um dich in meiner Nähe zu haben.«
»Seit wann bin ich denn dein Baby? Glaubst du vielleicht, ich gehöre dir?«
»Ja, klar. Du bist die Einzige, die das in Frage stellt.«
Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich gehöre niemandem. Nicht mal dir. Ein Auto kann zu deinem persönlichen Besitz gehören. Ein T-Shirt. Aber ein Mensch – niemals.«
»In meiner Firma teilen wir uns die Autos und die Hemden, nur nicht die Frauen. Hier gehörst du zu mir. Finde dich damit ab.«
Später, wenn ich allein wäre und ein bisschen darüber nachgedacht hätte, würde ich den Fehler in dieser Argumentation schon entdecken. Im Moment allerdings erschien sie mir vollkommen logisch. Seltsam.
»Und wer übernimmt meine Fälle im Kautionsbüro?«
»Ich helfe dir dabei.«
Ein exquisites Angebot, denn eigentlich war ich eine miserable Kopfgeldjägerin, und Ranger war der Beste in diesem Gewerbe. Und ich würde auf der Gehaltsliste von Rangeman stehen. Ich brauchte nur meine Finger von ihm zu lassen, und alles wäre wunderbar.
»O.k.«, sagte ich. »Wann soll ich anfangen?«
»Sofort. Hast du noch die Arbeitskleidung vom letzten Mal?«
»Zwei T-Shirts und schwarze Jeans.«
»Das reicht vorerst. Ich sage Ella Bescheid, sie soll Sachen nachbestellen.«
Ella und ihr Mann Louis sind das Hausmeisterpaar von Rangeman, mit eigener Wohnung in dem Gebäude. Sie sorgen für Sauberkeit und einen effizienten Betrieb und kümmern sich um Kleidung und Essen für die Truppe. Beide sind Anfang fünfzig, Ella hat dunkles Haar und dunkle Augen und ist ziemlich hübsch, auf eine nüchterne Art.
»Hast du noch unseren Schlüsselanhänger fürs Haus?«, fragte Ranger.
»Ja.«
Mit dem elektronischen Schlüssel kam ich in das Rangeman-Gebäude, das wie ein Hochsicherheitstrakt geschützt war. Sogar die Tür zu Rangers Privatwohnung im sechsten Stock konnte ich damit aufschließen. Die Wohnung habe ich früher schon häufiger genutzt, immer dann, wenn ich mich in Gefahr glaubte. Der Schritt war mir nie leichtgefallen, galt es doch jedes Mal abzuwägen zwischen der akuten Gefahr einerseits und der latenten Gefahr, die ein Kerl wie Ranger unweigerlich für eine Frau bedeutete.
Rangers Handy klingelte, und er sah auf das Display. »Ich muss los«, sagte er. »Tank und Ramon erwarten dich. Ramon bringt dich auf den neuesten Stand, danach solltest du in der Lage sein, selbständig weiterzuarbeiten. Du kennst ja die Abläufe.« Sein Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinem Badetuch und wieder zurück zu meinem Gesicht. »Verführerisch«, sagte er und ging.
2
Ich trocknete mir die Haare und trug etwas Make-up auf, das knapp an »nuttig« vorbeischrammte. Dann schlüpfte ich in die schwarze Jeans und eines der schwarzen, girlyhaften Stretch-T-Shirts mit V-Ausschnitt, die noch von meinem letzten
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