Kussfest
versuche ich gerade herauszubekommen. Entweder Frankie oder ich oder wir beide, aber alle um uns herum könnten dabei auch mit draufgehen. Deedee hätte ich auch gern aus der Schusslinie. Vielleicht könnt ihr beide in dieses Wellnesshotel fahren, von dem sie neulich gesprochen hat.«
Jamie verdrehte die Augen. »Jetzt komm mal runter, Holt. Sehe ich aus wie eine Wellnesstussi?«
Er grinste. »Nein, definitiv nicht.«
»Was soll das denn heißen?«
»Wenn ich an dich denke, denke ich an faule Sonntagvormittage und verregnete Nachmittage. Den Rest willst du gar nicht hören.«
»Nur zu«, sagte sie gespannt.
»Versprichst du mir, dass du mir keine runterhaust?«
»Sei doch nicht albern.«
Er betrachtete sie einen Moment lang. »Ich sehe dich mit verwuscheltem Haar und in einem langen T-Shirt mit rein gar nichts drunter.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Genau so schlafe ich.«
Er stöhnte.
»In letzter Zeit trage ich allerdings dauernd dieses Rüschenzeug von Deedee. Dabei bin ich überhaupt kein Rüschentyp.«
Eine Weile lang saßen sie einfach schweigend da und sahen sich an. Jamie fragte sich, was an dem Mann dran war, dass sie sich selbst dann zu ihm hingezogen fühlte, wenn er ihr besonders auf die Nerven ging. Sie wusste genau, warum die Frauen ihm in Scharen hinterherliefen. Max Holt war übernatürlich. Er war mehrfach um die ganze Welt gereist und war mit Leuten befreundet, von denen sie nur in der Zeitung las. Die Leute wandten sich an ihn, wenn sie Probleme hatten. Man konnte sich auf ihn verlassen.
»Was denkst du?«, fragte Max.
»Ich dachte gerade, wie unterschiedlich wir doch sind.«
»Wir haben mehr gemeinsam, als du glaubst, Jamie.«
»Ach ja? Ich wette, du hast noch nie im Fabrikverkauf oder Secondhandladen eingekauft. Du hast nie eine Woche lang Dosensuppe gegessen, weil du kein Geld zum Einkaufen hattest.«
»Da hast du Recht, habe ich nicht. Aber ich könnte, wenn ich müsste. Ich gewöhne mich schnell an neue Situationen.« Er machte eine Pause. »Für mich war es immer einfacher, jemanden für mich Kleidung und Lebensmittel und alles einkaufen zu schicken, weil ich dadurch Zeit für Wichtigeres habe. Mir gefällt der Gedanke, der Welt etwas geben zu können.«
Jamie kam sich plötzlich blöd vor. Max Holt hatte der Welt etwas gegeben. Man musste bloß eine Zeitung aufschlagen und man erfuhr, wie sehr sein technisches Know-how und seine finanzielle Unterstützung das Leben weltweit erleichtert hatten. Sein Selbstbewusstsein mochte so groß sein wie die ganze Welt, aber er war zweifellos ein großzügiger Mensch.
»Ich will dich auch gar nicht kritisieren, Max«, sagte sie. »Ich weise nur darauf hin, wie unterschiedlich wir sind. Das erklärt vielleicht auch, warum wir so oft, ahm, unterschiedlicher Meinung sind.«
Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Dafür könnte ich mir noch andere Gründe vorstellen, aber davon willst du ja nichts hören.«
Sie wusste, worauf er hinauswollte und wechselte das Thema. »Ich will nicht weg«, sagte sie. »Deedee würde vor Sorge um Frankie ausflippen, wenn wir jetzt abhauen würden.«
»Und du? Würdest du dir Sorgen um mich machen?«
»Natürlich würde ich das. Ich wäre krank vor Sorge um alle.« Sie bemerkte die leichte Enttäuschung in seinem Blick. Das war nicht die Antwort gewesen, auf die er gehofft hatte.
Max stand auf. »Falls du es dir noch anders überlegen solltest …
»Tu ich nicht.« Er nickte und ging zur Tür. Noch lange nachdem er weg war, starrte Jamie diese Tür an und fragte sich, ob das Schicksal sie aus einem bestimmten Grund zusammengeführt hatte. In vielerlei Hinsicht wünschte sie sich, sie wären einander nie begegnet. Sie hatte ihr Leben so sorgfältig durchgeplant, dann kam dieser Max Holt daher und plötzlich geriet alles aus den Fugen.
Schließlich verließ sie ihr Zimmer und ging zu Frankies und Deedees Schlafzimmer. Sie klopfte vorsichtig und trat ein. Das Zimmer hatte rosafarbene Wände, war mit weißen, französischen Landhausmöbeln eingerichtet und mit weißen Rosen in hohen Kristallvasen und zierlichen Figurinen auf den Nachttischen dekoriert. Jamie lächelte unwillkürlich. Frankie passte überhaupt nicht in dieses Zimmer.
Deedee lag mit einer Augenmaske auf einer kunstvoll verzierten Chaiselongue, und Beenie tänzelte um sie herum. »Guck mal, Goldpuckelchen, Jamie ist da!«
Deedee nahm die Augenmaske ab. »Hallo, Süße. Ich wollte mich nur kurz ausruhen, nach all dem. Frankie braucht nicht
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