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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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Trurl jedem, der es hören und nicht hören wollte, wie er Klapauzius die Maschine zur Erfüllung aller Wünsche geschenkt und wie unschön der Beschenkte gehandelt habe, indem er ihr einen Trurl zu machen befahl und ihm eine Tracht Prügel verabfolgte, wie die glänzend von der Maschine ausgefertigte Kopie mit geschickten Lügen versuchte, sich aus der mißlichen Lage zu befreien, und entwischt sei, sobald sich der ermattete Klapauzius schlafen gelegt hatte, und er selbst, Trurl, den fabrizierten Trurl, der in sein Haus gelaufen sei, in seine Bestandteile auseinandergenommen habe, dies aber nur, um seinen Freund vor der Rache des Geschlagenen zu schützen. Und er erzählte es und rühmte sich dessen und blähte sich auf und rief das Zeugnis des Klapauzius an, bis die Kunde an den königlichen Hof drang und sich dort niemand über Trurl anders als mit größter Bewunderung äußerte, obwohl man ihn noch unlängst allgemein als den Konstrukteur der dümmsten vernunftbegabten Maschine auf der Welt bezeichnet hatte. Als Klapauzius hörte, daß selbst der König Trurl reichlich beschenkt und ihn mit dem Orden der Großen Sprungfeder und dem Helikonoidalen Stern ausgezeichnet habe, rief er mit lauter Stimme: »Was denn? Weil es mir gelungen ist, ihn zu überlisten, als ich ihn durchschaute und ich ihm eine gehörige Tracht Prügel verabreicht habe, so daß er sich hinterher geradeklopfen und flicken mußte, nachdem er geschändet auf krummen Beinen aus meinem Keller geflohen war? Jetzt schwimmt er für all das im Überfluß, mehr noch, der König zeichnet ihn dafür mit einem Orden aus? O Welt, Welt …«
    Mit furchtbarem Ärger kehrte er nach Hause zurück, um sich in seine vier Wände einzuschließen. Er baute nämlich eine ähnliche Maschine zur Erfüllung von Wünschen wie Trurl, nur hatte sie dieser früher fertiggestellt.
     
     
     
    Die erste Reise oder
Die Falle des Gargancjan
     
     
    Als der Kosmos noch nicht so durcheinander war wie heute und alle Sterne säuberlich in Reih und Glied standen, so daß man sie leicht von links nach rechts oder von oben nach unten abzählen konnte, wobei sich die größeren, die von intensiverem Blau, gesondert gruppierten, während die kleineren und verblaßten als Körper zweiter Ordnung in die Ecken abgedrängt waren, als niemand im Raum die geringste Spur von Staub, Unrat oder Spiralnebel wahrnehmen konnte – in jener guten, alten Zeit war es üblich, daß Konstrukteure, die das ›Diplom der Perpetualen Omnipotenz mit Auszeichnung‹ besaßen, ab und zu Reisen unternahmen, um fernen Völkern guten Rat und Hilfe zu gewähren.
    Eines Tages waren diesem Brauch gemäß auch Trurl und Klapauzius ausgezogen, die beiden, die Sterne schaffen und löschen konnten, wie ein anderer Nüsse knackt. Als die Größe des durchquerten Abgrunds in ihnen bereits die letzte Erinnerung an den heimatlichen Himmel ausgelöscht hatte, erblickten sie einen Planeten vor sich, nicht zu groß und nicht zu klein, gerade richtig, mit einem einzigen Kontinent. Seine Mitte durchlief eine grellrote Linie, und alles, was sich auf der einen Seite befand, war gelb, und das, was auf der anderen lag, war hellrot. Sie begriffen also, daß sie zwei benachbarte Staaten vor sich hatten, und beschlossen, sich vor der Landung zu beraten.
    »Da es hier offenbar zwei Staaten gibt«, sagte Trurl, »ist es wohl recht und billig, daß wir uns trennen und jeder von uns einen Staat allein aufsucht. So wird niemand benachteiligt.«
    »Gut«, antwortete Klapauzius, »aber was ist, wenn sie Kriegsgerät von uns fordern? Das soll ja vorkommen.«
    »Tatsächlich, sie könnten nach Waffen verlangen, sogar nach Wunderwaffen«, pflichtete Trurl bei. »Einigen wir uns, daß wir das entschieden ablehnen.«
    »Und wenn sie mit Gewalt darauf bestehen?« fragte Klapauzius. »Auch das gibt es.«
    »Wir werden es prüfen«, sagte Trurl und schaltete das Rundfunkgerät ein, aus dem ihnen sogleich stramme Marschmusik entgegenschlug.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Klapauzius und schaltete den Empfänger wieder aus. »Wir können das Gargancjanische Verfahren anwenden. Was meinst du?«
    »Ach, das Verfahren des Gargancjanus!« rief Trurl aus. »Habe nie gehört, daß jemand davon Gebrauch gemacht hätte. Aber machen wir den Anfang. Warum nicht?«
    »Jeder von uns sei darauf gefaßt, es anzuwenden«, erklärte Klapauzius, »aber wir müssen es unbedingt gleichzeitig tun, andernfalls könnte alles sehr ungut enden.«
    »Keine Angst«, sagte

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